Duo Infernale: Resilienz und Agilität - Weil VUCA jetzt BANI ist! Hää?

Onboarding die Vierte

Bevor ich in mein eigentliches Thema eintauche, gebe ich all jenen unter euch, die meine Onboarding-Berichte treu mitverfolgen, ein ganz kurzes Update von Woche vier. Es ist tatsächlich kurz, weil diese Woche recht unspektakulär verlief, da ich langsam aber sich etwas mehr zur Ruhe komme, anfange anzukommen und meinen Platz in den Strukturen der Bank zu finden. Das fühlt sich wirklich gut an und gibt mir die Sicherheit, die ich gebraucht habe, um den Wunsch zu verspüren, jetzt wirklich ins Tun zu kommen. Was natürlich nicht heißen soll, dass es ab jetzt langweilig wird. Ich glaube es geht jetzt gerade erst so richtig los und ich bin mir sicher, dass ich auch in den nächsten Wochen immer mal wieder spannende und lustige Anekdoten parat haben werde. Diese Woche werde ich meinen Blog jedoch dazu nutzen, um mit euch mal wieder in den Wahnsinn der New Work Welt einzusteigen.

Die spinnen, die Zukunftsforscher

Auf meiner bisherigen Reise durch die New Work ist mir aufgefallen, dass Slang-Dropping und nicht enden wollende Akronyme eine ganz besondere Rolle zu spielen scheinen. Durch diesen Dschungel aus Schlagworten und Abkürzungen schlage ich mich nun schon seit fast zwei Jahren, stelle immer wieder fest, dass man alles lernen kann und manchmal, dass sich hinter besonders hippen Schlagwörtern ganz Banales und Altbekanntes versteckt. Aber sei’s drum, so sind wohl die Regeln des Spiels. Nur manchmal, ganz manchmal, frage ich mich wirklich ob das alles so denn wirklich sein muss. In einem komplexen und dynamischen Umfeld sollte man den Menschen vor allem Sicherheit geben und sie nicht noch zusätzlich verwirren. Ich erzähle euch mal von meiner letzten Verwirrung, die gerade mal einige Tage alt ist: ich denke wir haben uns inzwischen alle daran gewöhnt, dass man unser komplexes Umfeld als VUCA bezeichnet.

  • V -Volantile (unbeständig)

  • U - Uncertain (unsicher)

  • C - Complex (komplex)

  • A - Ambiguous (mehrdeutig)

Das könnte man jetzt so stehen lassen, oder man denkt sich einfach ein ganz neues Akronym aus, weil die Welt sich eben verändert und man deshalb ganz schnell ein neues Akronym braucht, das die Welt, die heute ja ganz anders ist als gestern, voll umfänglich beschreibt… Und außerdem lässt sich damit gerade so gut Geld verdienen! VUCA ist out! Wir sind jetzt alle BANI!

  • B - Brittle (brüchig)

  • A - Anxious (ängstlich)

  • N - Non-linear (nicht-linear)

  • I - Incomprehensible (unbegreiflich)

Was mir unbegreiflich ist, ist wo hier nun der ganz große Unterschied liegt! Ja klar, es ist ein bisschen anders, vielleicht extremer. Aber mal ehrlich Leute… was um alles in der Welt soll das denn nun wieder, außer dass es mich verwirrt und dazu bringt, mir schon wieder Bücher zu kaufen, um up-to-date zu bleiben? Ich war wirklich etwas verschnupft, als ich letzte Woche zum ersten Mal über BANI gelesen habe. Vielleicht war ich ja auch einfach nur neidisch auf die coole Idee des Autors und Futuristen Jamais Cascio, dass er die Dinge noch etwas komplizierter gemacht und in ein neues Kleidchen gehüllt hat. Ich versuche alles immer nach bestem Wissen und Gewissen zu vereinfachen. Wie doof! So wird man nicht zum Futuristen! Und dann hat der Zukunftsforscher Stephan Grabmeier das Ganze auch noch vor mir entdeckt und damit begonnen, es in Deutschland zu vermarkten. So werde ich wohl nie reich und berühmt…

Egal wie es heißt, der Mensch muss damit klarkommen

Für mich als Mensch spielt die Bezeichnung meiner Welt ehrlich gesagt keine allzu große Rolle. Für mich ist wichtig, wie es sich anfühlt und wie ich mich bestmöglich zurechtfinde. In diesem Zusammenhang gebe ich beiden Akronymen recht: unser Leben im Allgemeinen und die Business-Welt im Speziellen sind dynamisch, instabil und komplex und das verunsichert mich. Während das uns Menschen inne liegende Kontrolldenken in einer stabilen und überschaubaren Welt die Sicherheit gegeben hat, die wir brauchen, um gut schlafen zu können, scheitert jeder Kontrollversuch in einer Welt die immer komplexer und dynamischer wird. Es bedarf einer Alternative, die den Menschen die Sicherheit gibt, um Höchstleistungen zu vollbringen. Hier steigt in der Unternehmens- und Arbeitswelt das ein, was inzwischen als Agilität bezeichnet wird. Agile Methoden wie Scrum, Kanban, Lean oder auch diese OKRs, die ich in der letzten Woche im Groben vorgestellt habe, geben den Menschen so viel Struktur und Sicherheit, wie möglich, um in einer komplexen Welt den Fokus nicht zu verlieren. Wesentlich hierbei ist in der agilen Welt die Kundenzufriedenheit. Denn ist der Kunde zufrieden, ist das Unternehmen erfolgreich.

Eine der Grundideen von Agilität ist, dass man sich bewusst darüber ist, keine Kontrolle im klassischen Sinne mehr zu haben. Dieser bewusste Verzicht auf Kontrolle in der wilden Welt des VUCA (oder von mir aus auch BANI) erfordert starke Nerven und starke Persönlichkeiten. Aus der Gelassenheit, die es bedarf, sich der VUCA-Welt auszusetzen, spricht ein hohes Maß an Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, vor allem aber das Vertrauen in die eigene Fähigkeit auch in schwierigen und unerwarteten Situationen richtige Entscheidungen zu treffen und dadurch handlungsfähig zu blieben. Alles das finden wir bei resilienten Menschen. Wer mehr darüber wissen möchte, was Resilienz eigentlich ist, findet hier den Link zu einem Artikel, der Resilienz intensiver erklärt und sie nicht nur in Verbindung mit Agilität setzt, sondern auch darstellt, warum resiliente Piloten exzellente Lebensretter sind, wenn es drauf ankommt. Vielleicht ist das ja auch spannend für euch!

Stressig ist es trotzdem

Seit die Agilitäts-Welle einmal um die Welt schwappt, scheinen gleichzeitig Resilienz-Trainings immer mehr zur Modeerscheinung zu werden. Die Versprechungen, die man in diesem Zusammenhang zuweilen zu lesen bekommt, scheinen paradiesisch. Manchmal juckt es mir in den Fingern, einen Kommentar dazu zu verfassen. Denn offensichtlich gibt es im Zusammenhang mit Resilienz ein ganz großes Missverständnis: Resilienz verringert Stress NICHT, noch nicht einmal ein kleines bisschen! Sorry. Resilienz ist die Widerstandskraft gegen Überforderung. Stress wird dadurch nicht eliminiert. In unserer modernen Arbeitswelt sorgt Resilienz dafür, dass man die Belastung, hervorgerufen durch die Angst vor Kontrollverlust in deinem dynamischen und komplexen Umfeld, bestmöglich übersteht. Dieser Resilienz spring nun das Konzept des agilen Denkens zur Seite, das eine Alternative zu dem uns Mensch nur allzu bekannten Kontrolldenken bietet. Wenn es dem Menschen gelingt, Entscheidungen nicht mehr aus bekannten Informationen ableiten zu wollen, sondern im Rahmen des Entscheidungsfindungsprozesses auch situative Begebenheiten und die eigenen Ressourcen und Fähigkeiten zu berücksichtigen, wird die Überforderung durch Dynamik, Komplexität, VUCA und BANI deutlich verringert, oder sogar vermieden. So stärken Resilienz und Agilität gemeinsam das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und fördern so die Gelassenheit, die agile Denker benötigen, um auch in den turbulentesten Situationen nicht den Fokus und den Blick für das Wesentliche zu verlieren. -Und das obwohl sie dabei unter Umständen verdammt viel Stress empfinden.

Und jetzt…???

Jetzt frage ich mich, wo ich vielleicht noch mehr Kontrolle bewusst abgeben kann, um mich im festen Vertrauen auf meine Ressourcen und Fähigkeiten in dieser komplexen neuen Welt der Bank sicher von Tag zu Tag zu hangeln. Denn eine Sache, die mir in meine ersten beiden Onboarding-Wochen das Leben wirklich schwer gemacht hat, war dass ich aus lauter Unsicherheit versucht habe, Dinge zu kontrollieren, die sich nicht kontrollieren lassen. Wie un-resilient! Dabei hatte ich doch bei meinem Resilienz-Test damals Bestwerte! Tja, manchmal will gut Ding einfach Weile haben. Ich bin mir sicher, dass auch du an der ein oder anderen Stelle im Vertrauen auf dich selbst ein bisschen dieser vermeintlichen und wahnsinnig anstrengenden Kontrolle abgeben kannst. Tut echt nicht weh! Seitdem habe ich sogar Zeit für eine richtige Mittagspause…

Für heute soll es das gewesen sein. Ich bin mir sicher, nächste Woche gibt es sicher wieder mehr Neuigkeiten von der Onboarding-Front. Wie lang dauert so ein Onboarding denn eigentlich? Was sagt ihr?

Eure Constance

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VUCA hin BANI her…

Ob resilient oder agil, manchmal ist man einfach reif für die Insel

Onboarding die Dritte! - Oder wieviel Flugzeug steckt in so 'ner agilen Bank?

Und weiter geht die wilde Fahrt

Woche drei meines Onboardings hinter mich gebracht und langsam dämmert mir, was meine Mitmenschen gemeint haben, als sie mir gesagt haben, dass mein Schritt verdammt mutig sein. Ich habe wirklich ALLES auf links gedreht. Krass eigentlich. Vom Flugzeug in die Bank! Aber irgendwie auch ziemlich cool! -Zumal meine dritte Woche in der Tat magische Momente für mich bereithielt. Diese Woche stand für mich unter dem Motto “wieviel Flugzeug steckt in einer agilen Bank?”. Denn meine Seele hat es gebraucht, wenigstens in Ansätzen ihren Platz und ihre Anknüpfungspunkte in der neuen Welt zu finden.

Was war los? Natürlich war alles auch weiterhin chaotisch und viel, aber ich konnte die ein oder andere bedrohlich wirkende Unbekannte mit Hilfe meiner tollen Kollegen auf ein verdauliches Maß zurechtstutzen. Am Donnerstag musste ich deshalb sehr lächeln, als meine Yoga-Lehrerin während der Onlinestunde davon sprach, wie wichtig es ist, um Hilfe zu bitten. Nicht nur, dass ich durch diese Hilfe fachlich das ein oder andere recht einfach für mich klären konnte. Es gab noch eine zweite Ebene, die sich einfach super angefühlt hat: meine Kollegen habe sich so viel Mühe dabei gegeben, mich abzuholen, dass ich mich auch in Team immer mehr angekommen gefühlt habe. Was bleibt ist die erste Erkenntnis des Kommunikationstrainers: wer spricht dem kann geholfen werden…

Und plötzlich war ich gefühlt wieder im Flugzeug

Neben dem Gefühl des Weiteren menschlichen Ankommens war es auch auf fachlicher Ebene ziemlich spannend für mich, weil ich immer mehr Anknüpfungspunkte aus meiner alten Flugzeugwelt gefunden habe (was natürlich auch gut für mein Selbstwertgefühl war!). Unter anderem war da ein Comic, ja ein Comic! Auf Empfehlung einer Kollegin habe ich mir meinen ersten Comic seit der achten Klasse zugelegt. Damals war es die schwedische Version von Donald Duck für den Schwedisch Unterricht. Aus der Rubrik “völlig unnützes Wissen”: Donald heißt in Schweden übrigens Kalle, also Kalle Anka!. Aber zurück ins hier und jetzt: mein neuer Comic heißt “OKR - Objectives and Key Results”, ist von Freddy Listander und diese Werbung ist unbezahlt!

Um mich in meiner neuen agilen Welt als Coach sicher zu orientieren, gilt es so einiges zu lernen. Das Thema der sogenannten OKRs gehört dazu und ich dachte mir nur “um Gottes Willen, was ist das denn jetzt schon wieder?”. Dank dieses Comics wusste ich innerhalb einer Stunde was es ist und wie man damit arbeitet. Warum es Sinn macht, mit OKRs zu arbeiten wusste ich interessanterweise schon bevor ich wusste was es ist! Und ich bin mir sicher, jeder der sich schon einmal mit Teamwork und Faktoren für besonders erfolgreiche Teams auseinandergesetzt hat, wird OKRs auch verdammt großartig finden. Aber was sind denn nun dies OKRs? -Im Prinzip ist es das große Ziel, das alle im Team eint und die (drei) wichtigsten Meilensteine, die ein Team diesem großen Ziel näherbringen. Besonders in komplexen und dynamischen Umfeldern sind diese OKRs extrem sinnvoll, um bei all dem, was an einem ganz normalen Arbeitstag auf einen einprasselt, den Fokus nicht zu verlieren und sich nicht zu verzetteln.

Weil ich 21 Jahre Luftfahrt nicht einfach hinter mir lassen kann, erläutere ich diese abstrakten OKRs mal an Hand eines super banalen Flugzeugbeispiels:

  • Das Hauptziel für Flugzeugbesatzungen ist sicher von A nach B zu kommen. Das wäre das Team-Objective.

  • Drei wichtige Meilenstein auf dem Weg zu diesem Ziel, also die Key Results, sind z. B. ein angemessenes Teammanagement (also eine Feedback- und Kommunikationskultur), ein Fehlermanagement und stringente Befolgung der Verfahren, der sogenannten Standard Operating Procedures (SOPs - ja, auch die Luftfahrt kann “Abkürzung”).

Jetzt sind die Tage in der Luftfahrt vor allem von Dynamik und einer unfassbaren Komplexität geprägt. Das führt zu Weilen dazu, dass die Piloten einen anderen Problemraum haben, als die Kollegen in der Kabine. Man stelle sich vor, alle Gäste sind an Bord, es soll losgehen und die Flugbeleiter stellen fest, dass die Hälfte der Essen für die Gäste fehlt. Es wird Kontakt zum Catering aufgenommen und es wird gesagt, dass die Essen nachgeliefert werden, allerdings dauert es etwa zwanzig Minuten. Die Flugbegleiter sind erleichtert, zum einen weil für sie das Wohlergehen der Gäste eine besondere Rolle spielt, zum anderen aber auch, weil es einfach nicht schön ist, sich auf dem folgenden Flug mit der nachvollziehbaren Wut der Gäste auseinander zu setzen, die nichts zu essen bekommen. Nach zehn Minuten entscheidet der Kapitän jedoch, dass die Türen geschlossen werden und es los geht, weil er im Rahmen seines Problemraums auch das Thema Pünktlichkeit sehr präsent vor Augen hat. Wut, Enttäuschung und Frust seitens der Kabinenbesatzung wäre durchaus nachvollziehbar, findet ihr nicht?! Und wenn ich besonders wütend auf jemanden bin, dann kann es durchaus sein, dass ich mit dieser Person erstmal nicht reden will. Ich hoffe, ihr kennt dieses Gefühl genauso gut wie ich!

In der Geschichte der zivilen Luftfahrt gab es mehr als einen fatalen Unfall, der unter anderem daraus resultierte, dass Besatzungsmitglieder nicht miteinander geredet haben und die große Frage war und ist, was kann dazu beitragen, dass Besatzungsmitglieder bestmöglich im Austausch bleiben, auch in schwierigen Situationen miteinander reden und eine angemessene Feedbackkultur pflegen? - Ein glasklares gemeinsames Ziel, dass man sich immer wieder ins Bewusstsein ruft, in dem man regelmäßig darüber spricht und auf das man all sein Tun ausrichtet und fokussiert. Ich persönlich finde ja, gesund und munter in den Feierabend zu flattern ist ein sehr gutes und einleuchtendes gemeinsames Ziel!

Jetzt stürzen Banken ja für gewöhnlich nicht ab. Was nützt also ein präsentes gemeinsames Ziel in diesem Umfeld? Ganz einfach: es macht ein Team erfolgreicher, weil es fokussierter zur Tat schreitet, besonders wenn das Umfeld sehr komplex und dynamisch ist… - VUCA eben! Allerdings sei klar und deutlich gesagt, dass diese Erkenntnis keine Erkenntnis der sogenannten New Work oder der Väter des Agilen Manifests ist. In High Risk Environments (wie eben der Luftfahrt) hat man das schon vor vielen Jahren verstanden. Auch gibt es mehr als eine Studie dazu. Eine dieser Studien, die mich als Human Factors Trainer schon seit Jahren begleitet ist die der Technischen Universität Chemnitz. Hier haben Prof. Dr. Pawlowsky und Dr. Steigenberger über empirische Analysen von High Performance Teams die sogenannte H!PE-Formel entwickelt.

Im Rahmen dieser Studie wurden High Performance Teams aus unterschiedlichen Bereichen (wie z.B. Luftfahrt, Polizei, Medizin, Gourmetküche, klassischen Musik, Profifußball, Profisegeln, Formel 1, Bohrinseln, etc.) begleitet um herauszufinden, was sie von weniger erfolgreichen Teams unterscheidet. Am Ende kam eine Liste von Merkmalen heraus, die H!PE-Formel eben, und ganz oben steht da doch tatsächlich Zielorientierung und Commitment!

Weil unsere komplexe Welt das mit der Zielorientierung manchmal fast unmöglich macht

Es hört sich jetzt natürlich erstmal nicht nach einem geheimen Zaubertrick an, zielorientiert zu sein. Jedoch sorgt die zunehmende Dynamik und Komplexität unserer modernen, digitalen und sich im stetigen Wandel befindenden Welt dafür, dass manchmal so viel auf uns einprasselt, dass wir nicht mehr wissen, wo oben und unten ist. Diese Tage, an dem man den ganzen Tag wie wild gearbeitet hat und sich abends fragt, was man denn eigentlich gemacht hat, bitte sagt mir, dass nicht nur ich diese Tage kenne. Ständig klingelt das Telefon und es prasseln die Mails in die Mailbox. Man fängt tausend Dinge an, weil tausend Leute rufen und erwarten, dass wir reagieren. Wir kämpfen an x Fronten, gleichzeitig! Aber welche dieser Fronten bringt uns denn wirklich weiter? Um genau das zu erkennen und sich in Folge besser zu fokussieren, gibt ist OKRs, die uns eine Hand reichen, um uns nicht zu verlieren, unsere Ressourcen richtig einzusetzen und um am Ende als Mensch, Team und Unternehmen erfolgreicher zu sein. Die Definition von Erfolg ist hierbei total egal! -Gewinnmaximierung, Unfallvermeidung… You name it!

Denn die Hände die einem entgegengestreckt werden, sollte man auch greifen

Gedanklich bin ich wieder bei meiner Yoga-Stunde angekommen und dabei, wie gut es sich angefühlt hat, die helfenden Hände meiner Kollegen zu greifen. Denn meine Gedanken rund um meine letzte Arbeitswoche im Allgemeinen und OKRs im Speziellen führen mich zu der Erkenntnis, dass diese OKRs auch nichts anderes sind, als eine helfende Hand, die mich dabei unterstützen kann, meine Ressourcen besser und zielgerichteter zu nutzen um letzten Endes erfolgreicher zu sein. Deshalb werde ich in den nächsten acht Wochen mal meinen eigenen kleinen Feldversuch starten, mir selbst meine ganz eigenen OKRs erstellen und mich jeden Abend fragen, was ich Tag für Tag dazu beitrage, meine eigenen OKRs zu erreichen. Ich werde berichten, was das mit mir macht, ob es hilft und wie viel Selbstdisziplin es bedarf, mich täglich hinsichtlich meiner Ziele zu reflektieren. Ich werde sicher berichten!

Eure Constance

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Es menschelt überall

Egal ob in der Bank oder im Flugzeug!

Feedback, Wein und Schokolade! - Oder Neues von der Onboarding-Front

Neues vom Onboarding…

Nach meinem Bericht über meine ersten Onboarding-Schritte in der letzten Woche habe ich viel Feedback bekommen. Ich war tatsächlich erstaunt über all die Reaktionen, nehme aber mit, dass es gerade einige Menschen gibt, die darüber nachdenken, wie es denn sein könnte, etwas ganz anderes zu tun. Ich glaube wirklich, dass es Corona und diese erzwungene Entschleunigung sind, die uns dazu bringen, über die existenziellen Dinge nachzudenken. Aber sei’s drum, ich erzähle mal ein bisschen über meine letzte Woche, die uns, das sei schon mal versprochen, zwangsläufig zur vitalen Bedeutung von Feedback führen wird!

Nachdem ich also in den ersten Tagen mit meinem persönlichen Stressmanagement beschäftigt war und es vor allem darum ging, Strukturen und Prioritäten für mich zu finden, lief meine zweite “richtige” Woche deutlich gesünder ab. Ich hatte feste Essenspausen und entweder morgens oder abends auch immer Zeit für eine Runde Yoga (weil ich sie mir bewusst genommen habe!). Trotzdem saß ich abends fix und fertig auf der Coach und ertappte mich bei dem Gedanken, dass das mit dem Lockdown gerade gar nicht so schlecht ist, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, momentan auch noch ein Privatleben zu pflegen. Aber im Gegensatz zur letzten Woche stellte sich in dieser Woche allabendlich das Gefühl ein, immer mehr zu verstehen, die Zusammenhänge zu erkennen und zu entdecken, wo ich meine Anknüpfungspunkte sehe. Verrückt, was passiert, wenn einem das gute alte Eisenhower-Prinzip wieder einfällt! Allerdings waren da auch Zweifel, allabendlich auf meiner Coach, weil ich sehr unsicher war, ob die Richtung für die ich mich entschieden habe, so passt, ob ich meine Einarbeitungsaufgaben zur allgemeinen Zufriedenheit und in einer angemessenen Geschwindigkeit erledige, oder ob ich noch zu zögerlich bin, wenn es darum geht, kleinere Sachen selbst zu machen, oder ob ich vielleicht zu übergriffig bin.

Wer spricht dem kann geholfen werden

Nachdem ich zwei Tage halbwegs verunsichert vor mich hin gegrübelt habe, ist mir aufgefallen, dass mir gar nicht klar war, was man auf den unterschiedlichen Ebenen denn überhaupt für eine Erwartungshaltung in mich hat. Man könnte sagen, dass es für einen Coach und Human Factors Trainer ein Armutszeugnis ist, dass eine solche Erkenntnis mehrere Tage benötigt. Aber eigentlich zeigt es doch nur, dass auch Coaches in erster Linie ganz normale Menschen sind, mit allen Emotionen und Unsicherheiten. Aber schon lustig! -Seit Jahren schule ich, dass die Basis für alles Tun Fakten sein sollten. Und ich agiere wild ins Blaue rein, ohne die Basisfakten zu sammeln. Das habe ich postwendend geändert und mir die Erwartungshaltungen in mich aus den unterschiedlichsten Ecken geholt, um dabei festzustellen, dass ich selbst mal wieder viel zu viel von mir erwarte. Also wurde einen Gang zurückgeschaltet, was dazu führte, dass ich auch alles das, was ich im Rahmen meiner Einarbeitung zu erarbeiten habe, nicht mehr als übermenschliches Drohszenario wahrgenommen habe. Verdammt, das hätte ich auch früher haben können, hätte ich früher den Mut gehabt, konkret nachzufragen, was mich wiederum zu der Frage geführt hat, warum mir dieser Mut gefehlt hat, denn eigentlich bin ich ziemlich angstfrei. Tadaaaaaa: ich landete bei der mir lieben Freundin Amy C. Edmondson und ihrer Psychological Safety. Dem geneigten Leser meines Blogs ist Madame sicher ein Begriff, immerhin findet sie in gefühlten 40 Prozent meiner Artikel Erwähnung!

Ohne Feedback keine Psychological Safety… Aber ohne Psychological Safety auch kein Feedback

Mir wurde relativ schnell klar, dass ich so ungewöhnlich wenig mutig war, weil mir die Sicherheit gefehlt hat, um nicht zu sagen ich war total verunsichert, ob das, was ich bisher gezeigt habe so auch wirklich gut und richtig war, ob ich ausreichend viel Engagement zeige und meine Lernfortschritte angemessen sind. Also es hat keiner gesagt, dass er unzufrieden mit mir ist, aber würde man mir das auch sagen? Das war ein wirklich ungutes Gefühl, zumal ich mich an einer Stelle wirklich überfordert gefühlt habe und eine Deadline wie ein Damoklesschwert über mir hing: wir sind wieder bei meinen Einarbeitungsaufgaben. Wie es sich für ein agiles Unternehmen gehört, sind diese Aufgaben in einer Scrum-artigen Struktur organisiert. Das heiß, die Aufgabenliste, also die Tasks, sind in einem Backlog angelegt, dass in drei Sprints abgearbeitet werden soll. Das heiß man muss alle Aufgaben auf diese drei Sprints (oder aufeinanderfolgenden Zeiträume) verteilen. Jetzt ist es so, dass vier Wochen vor mir bereits zwei Kollegen angefangen haben und damit ich nicht so alleine bin in meiner Einarbeitung, war der Plan, dass ich bei den beiden einfach einsteige. Der erste Sprint war schon zwei Tage nachdem ich meinen Computer bekommen habe (und damit dann auch arbeiten konnte) vorbei. Meine Kollegen haben mit einer Engelsgeduld ihr Bestes gegeben, um mich klug zu machen, aber der erste Sprint war für mich irgendwie verloren und wenig produktiv. Letzten Freitag war dann auch schon der zweite Sprint vorbei und wir mussten in einen Review, das heißt eine Besprechung, in der wir vorstellen sollten, welche Lernziele wir in diesem Sprint erreicht haben, Rede und Antwort stehen. Mir war schon früh klar, dass meine Kollegen einfach mehr Zeit hatten, um sich mit den Inhalten zu beschäftigen und in mir kam schon relativ schnell das Gefühl hoch, dass ich mir die Inhalte nicht alle würde erarbeiten können, zumindest nicht in der Tiefe, die ich brauche, um damit dann auch in Zukunft arbeiten zu können. Da stand ich also… Ich wollte ja unbedingt unter Beweis stellen, dass ich diesen super coolen neuen Job völlig zurecht bekommen habe, dass ich klug bin, eine schnelle Auffassungsgabe habe und eine harte und ausdauernde Arbeiterin bin. Und meine erste große Maßnahme sollte also sein, die Hosen runter zu lassen und all jenen, die mit meiner Einarbeitung betraut sind (und vielleicht auch am Ende der Probezeit darüber entscheiden sollen, ob es für mich weitergeht) zu sagen, dass mir das alles zu viel ist und ich es entweder nicht schaffen würde, thematisch in eine befriedigende Tiefe zu gehen, oder ich es nicht schaffen würde, innerhalb der vorgegebenen Zeit alle Themen zu bearbeiten. Das ist ein ausgesprochen erhabenes Gefühl! Das könnt ihr mir glauben. Aber was sollte ich tun? In meiner Zeit in der Luftfahrt habe ich vor allem eins gelernt: Mut ist wichtig und es ist wichtig die Dinge anzugehen, aber am wichtigsten ist es, seine Grenze zu erkennen, diese anzusprechen und sich Unterstützung zu holen. Ansonsten wird das nichts mit dem Erfolg. So habe ich mich also langsam vorgetastet, um feierlich mitzuteilen, dass ich an meine Grenzen stoße. Was mir diesen Gang nach Canossa etwas erleichtert hat, war der Umstand, dass wirklich alle Kollegen unglaublich nett sind, mich unterstützen wo es nur geht und sich super viel Zeit für mich nehmen obwohl sie alle durchaus ausgelastet sind. Das Miteinander ist wirklich toll und ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, in dieser Homeoffice-Situation auch menschlich irgendwie anzukommen! Aber genau das hat mir die Sicherheit gegeben, mich zu offenbaren. Und was soll ich euch sagen?! Es war genau der richtige Weg! Und wir neuen Agile Coaches haben uns direkt mal damit auseinandergesetzt, wie wir damit umgehen, wenn eines unserer Scrum-Teams merkt, dass es seine Sprintziele nicht erreicht. Kann ja mal passieren. Das war wahrscheinlich ein wertvolleres Lernziel, als alles das, was in unserem Backlog steht! Und apropos Backlog, ihr wollt wahrscheinlich auch wissen, wie es mit meinem Backlog und dem nächsten Sprint weitergeht: Wir arbeiten im dritten Sprint alles das ab, was für uns im Moment am wichtigsten ist und für den Rest haben wir einen vierten Sprint bekommen. Also alles halb so tragisch… Wer spricht dem kann eben auch geholfen werden…

Rund um den Review Termin am Freitag gab es dann allerlei Feedback und was soll ich sagen, das war toll. Nicht weil ich gehört habe, dass alles gut ist, ich die richtigen Ansätze habe, schnell genug lerne und das Backlog auf eine ebensolche Situation des gefühlten Scheiterns ausgelegt war. Das war nett und hat auch gutgetan. Das wichtigste an diesen Feedbacks war jedoch, dass ich dadurch die Richtung erkannt habe und jetzt die Sicherheit, die Psychological Safety, habe, die ich brauche, um meinen Ressourcen und meiner Intuition wieder mehr zu vertrauen. Ja, meine Unsicherheit hat in ganz kurzen Episoden dazu geführt, mich ganz schön fies zu hinterfragen. In diesem Zustand kann man natürlich keine Höchstleistung vollbring und natürlich mache ich in diesem Zustand auch nicht den Mund auf, wenn mir etwas auffällt, oder etwas unklar ist.

Und wie geht’s jetzt weiter?

Inzwischen haben mir einige Kollegen und auch meine Chefin versprochen, dass ich absolut darauf vertrauen kann, dass sie mir sofort Feedback geben, wenn ich irgendwo vom Weg abkomme oder falsch abbiege, damit ich den Kurs direkt wieder anpassen kann. Mit diesem Gefühl gehe ich in die neue Woche, die für mich unglaublich spannend wird. Ich werde mich das erste Mal mit meinem ersten Team als Coach ausprobieren und ich bin mir sicher, dass die Frage, die mich am meisten umtreiben wird, die mit der Vertrauensbasis und dem Homeoffice sein wird. Denn als Coach brauche ich das Vertrauen meiner Coachees. Aber das wird schon irgendwie! Muss ja. Corona wird uns wahrscheinlich noch eine Zeit lang in Videokonferenzen zwingen. Und eine zweite Sache, die mich in der nächsten Woche beschäftigen wird, sind meine Jahresziele und es sieht durchaus danach aus, dass ich mich im Rahmen eines dieser Ziele ganz intensiv mit dem Thema Feedback und Feedbackkultur beschäftigen werde. Ganz besonders nach dieser Woche habe ich wirklich super viel Lust darauf, denn ich habe diese Woche mal nicht in einem Lehrsaal gestanden und erzählt, wie wichtig Feedback für eine Lernende Organisation und die damit zusammenhängende High Performance ist und warum wir viel zu oft kein Feedback geben. Diese Woche habe ich es gefühlt. Ich habe gefühlt wie dringend ich Feedback brauche, um meine beste Leistung zu bringen. Und wisst ihr was, um genau das zu fühlen und zu erfahren, habe ich mich entschieden, mein Leben auf den Kopf zu stellen. Denn es sind diese Situationen, die mir die Möglichkeit geben, mich weiterzuentwickeln und zu wachsen. Ich habe sehr glücklich und sehr sicher in meiner geliebten Komfortzone gesessen. Ich wusste genau was von mir erwartet wird und wo potenzielle Gefahren waren. Das war toll, aber es war keine Herausforderung mehr. Mein Leben war schön, aber es war auch langweilig. In den letzten beiden Wochen war nichts langweilig! Ich war himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Ich war überfordert, frustriert, hilflos und unsicher. Aber ich war auch unfassbar stolz auf mich und ich habe so viel Neues gelernt, auch über mich selbst. Das fühlt sich, auch bei alle dem, was momentan noch unklar ist, wirklich großartig an und es bleibt die Erkenntnis, dass das Leben ein Prozess ist und der Mensch sich in der Entwicklung befindet. Die Möglichkeiten scheinen mir gerade endlos. Dieses Gefühl ist jede einzelne Schweißperle und jedes fiese Stresshormon wert.

Wenn du dich vielleicht auch gerade fragst, ob du einen neuen Weg einschlagen sollst, kann ich dir sicher keine zufriedenstellende Antwort darauf liefern. Natürlich liegt allem Neuen immer ein Zauber inne, aber eben auch viel Unsicherheit und Stress. Das kann ich nicht wegdiskutieren. Aber vielleicht ist der Zauber ja die Unsicherheit wert. Und weißt du was, egal was kommt, im Notfall gibt es ja noch Schokolade und Wein. Beides sollte ich unbedingt wieder auf den Einkaufszettel setzen.

Eure Constance

PS: Ihr gebt mir bitte Feedback, wenn ihr genug von meinen Onboarding-Stories habt. Dann stelle ich wieder auf Fachartikel aus dem Bereich “Food for Thought” um!

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Wein, Weib und Gesang

… oder eben Wein, Feedback und Schokolade…