Resilienz - Unsere psychische Widerstandskraft
“Eine Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.” Max Frisch
Burnout? – Wenn die Arbeit die Seele auffrisst
In meiner Rolle als Coach führe ich immer wieder Gespräche, in denen es um das Thema Überlastung geht – Überlastung, die manchmal so groß ist, dass die Seele über den Körper nach Hilfe schreit. Schlafstörungen, Herzrasen, Verdauungsprobleme, Magengeschwüre, Ängste, Panikattacken… Unsere Seele scheint recht kreativ zu werden, wenn es darum geht, auf sich aufmerksam zu machen.
Resilienz im Coaching
Wer Burnout verhindern will, sollte Resilienz stärken. In einer Realität, die von unsicheren Arbeitsplätzen, Konkurrenz- und Leistungsdruck, Zukunftsängsten, Mobbing und Orientierungslosigkeit geprägt ist, wird Resilienz zu einer Kernkompetenz, die auch im (Business-) Coaching eine zentrale Rolle spielt. Der Begriff „Resilienz“ stammt vom lateinischen Wort „resilire“ ab, das so viel bedeutet wie „zurückspringen“ oder „abprallen“. Ursprünglich wurde der Begriff in der Physik verwendet und beschreibt die Eigenschaft eines Körpers (wie z. B. einer Feder), nach einer Verformung in den ursprünglichen Zustand zurückzukehren.
Die Psychologie hat den Begriff übernommen, um die psychische Widerstandsfähigkeit zu beschreiben – die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und während oder nach stressvollen Ereignissen die psychische Gesundheit aufrechtzuerhalten bzw. schnell wiederherzustellen.
Resilienz in der Forschung
Resilienz zeigt sich in Menschen, die unter widrigsten Umständen aufwachsen und dennoch ihren Weg finden, um später erfolgreich in die Gesellschaft integriert zu sein. In diesem Zusammenhang führte die US-amerikanische Psychologin Emmy Werner, die übrigens in Eltville am Rhein geboren wurde, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine richtungsweisende Studie durch, die als „Kauai-Studie“ bekannt wurde. Werner begleitete Kinder, die unter ärmlichen Verhältnissen auf der hawaiianischen Insel Kauai geboren wurden, über einen langen Zeitraum, um deren Entwicklung zu analysieren.
Eine weitere viel beachtete Studie führte der US-Amerikaner Aaron Antonovsky mit Holocaust-Überlebenden durch. Dabei stellte er fest, dass einige Überlebende, die ähnliche Schrecken erlebt hatten, nach ihrer Befreiung schnell wieder Fuß fassen und ein erfülltes Leben aufbauen konnten. Andere hingegen blieben lebenslang vom Erlebten traumatisiert und konnten kein normales Leben führen. Der Unterschied lag in der Resilienz: Die Überlebenden aus der ersten Gruppe wiesen eine höhere Resilienz auf, die es ihnen ermöglichte, sich schneller an neue Rahmenbedingungen anzupassen und in die Zukunft zu blicken.
In der Psychologie wird Resilienz auch immer wieder im Zusammenhang mit Menschen diskutiert, die schwere Lebenskrisen (schwere Krankheiten, Krieg, Drogenabhängigkeit) erfolgreich überstehen oder sich von Traumata (plötzlicher Verlust eines Angehörigen, Gewalt) zügig und abschließend erholen. Es geht dabei um die Flexibilität unserer Seele.
Wo kommt meine eigene Resilienz her?
Die wissenschaftliche Suche nach den Ursprüngen individueller Resilienz ist noch jung. Unabhängige Zwillingsstudien aus den Jahren 2008, 2012 und 2014 kamen zu dem Schluss, dass etwa 40 Prozent unserer Resilienz genetisch bedingt sind. Die übrigen 60 Prozent werden durch individuelle Erfahrungen, insbesondere in Kindheit und Jugend, sowie durch unsere innere Haltung und Bewertungsprozesse beeinflusst. Die Entscheidung, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, hat also einen großen Einfluss auf unsere Resilienz – und diese Entscheidung ist trainierbar.
Seit 2009 führt die US-Armee gemeinsam mit der Universität von Pennsylvania ein umfangreiches Resilienztraining für ihre Soldaten durch, und auch bei der Bundeswehr gewinnt die „psychische Ressourcenstärkung“ zunehmend an Bedeutung. Ziel dieser Trainings ist es, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) nach traumatischen Erlebnissen zu minimieren. Je resilienter ein Mensch ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, als Folge eines Traumas an einer PTBS zu erkranken.
Und was ist mit all jenen, die nicht in den Krieg ziehen?
Unsere dynamische, komplexe und ungewisse Welt, die wir inzwischen als VUKA-Welt (volatil, unsicher, komplex und ambivalent) beschreiben, mag sich manchmal wie ein Kriegsschauplatz anfühlen. Glücklicherweise ist echter Krieg für die meisten von uns weit weg. Doch wofür brauchen wir Resilienz in der Arbeitswelt?
Resilienz als Kompetenz in einer komplexen und dynamischen Welt
Unsere (Arbeits-)Welt ist in den letzten 30 Jahren immer dynamischer und komplexer geworden, und wir Menschen müssen uns kontinuierlich anpassen. Veränderung ist längst kein singuläres Ereignis mehr, sondern vielmehr ein Dauerzustand. Nichts ist so gewiss wie die Ungewissheit und nichts ist so beständig wie die Veränderung. Um in dieser Realität flexibel und angstfrei bestehen zu können, braucht es eine flexible Seele – oder anders gesagt: eine hohe Resilienz.
Auch Führung hat sich in diesem Kontext stark verändert. Früher war es der Chef, der die höchste fachliche Kompetenz hatte und aus dieser Kompetenz heraus genau vorgab, wer was wann zu tun hatte, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Heute geben Führungskräfte zwar nach wie vor das Ziel vor, aber der Weg dorthin ist oft eine Einzelfallentscheidung. Rahmenbedingungen und technische Voraussetzungen verändern sich so schnell, dass der Weg zum Ziel sich stetig wandelt. Der Job von Führungskräften besteht nun darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer die Mitarbeitenden selbstständig entscheiden, was genau sie wann und wie tun müssen, um das Ziel zu erreichen.
Diese neue Freiheit auf Teamebene hat ihren Preis: Die einzige Person, die mich in diesem neuen Kontext – den wir gerne als „New Work“ bezeichnen – vor einer Überlastung bewahren kann, bin ich selbst. Gefragt ist die Fähigkeit der bewussten Selbstführung, die uns differenziert entscheiden lässt, wie stark wir uns abgrenzen müssen oder möchten, wo wir eine ausgewogene Balance zur Perfektion ziehen und wie bewusst wir unsere Erfolge wahrnehmen, um nicht im Hamsterrad der „New Work“ verloren zu gehen.
Resilienz im Coaching
Neben individuellen Resilienz-Coachings biete ich regelmäßig auch zweitägige Workshops zur Stärkung der individuellen Resilienz an. Beide Formate richten sich an Menschen, die präventiv gegen Stress aktiv werden möchten oder sich selbst als burnout-gefährdet einschätzen. Nicht geeignet sind meine Angebote für Menschen mit einem akut diagnostizierten Burnout, da diese in der ersten Phase unbedingt therapeutische Unterstützung benötigen.
Zielsetzungen meiner Coachings und Workshops:
Ausstieg aus der inneren Stressdynamik
Sensibilisierung der Achtsamkeit für das individuelle körperliche und emotionale Geschehen
Stärkung des Vertrauens in die eigenen Ressourcen
Stärkung des Selbstwertgefühls
Erweiterung des persönlichen Handlungsspielraums (auch in einem restriktiven Umfeld)
Im Rahmen meiner individuellen Coaching-Prozesse begleite ich meine Kunden über einen längeren Zeitraum bei der Integration des neu Erlernten in den (Arbeits-)Alltag.
Kontaktieren Sie mich gerne, um zu besprechen, welcher Weg für Sie der richtige ist, oder um zu erfahren, wann und wo meine nächsten Resilienz-Workshops stattfinden.