Onboarding die Vierte
Bevor ich in mein eigentliches Thema eintauche, gebe ich all jenen unter euch, die meine Onboarding-Berichte treu mitverfolgen, ein ganz kurzes Update von Woche vier. Es ist tatsächlich kurz, weil diese Woche recht unspektakulär verlief, da ich langsam aber sich etwas mehr zur Ruhe komme, anfange anzukommen und meinen Platz in den Strukturen der Bank zu finden. Das fühlt sich wirklich gut an und gibt mir die Sicherheit, die ich gebraucht habe, um den Wunsch zu verspüren, jetzt wirklich ins Tun zu kommen. Was natürlich nicht heißen soll, dass es ab jetzt langweilig wird. Ich glaube es geht jetzt gerade erst so richtig los und ich bin mir sicher, dass ich auch in den nächsten Wochen immer mal wieder spannende und lustige Anekdoten parat haben werde. Diese Woche werde ich meinen Blog jedoch dazu nutzen, um mit euch mal wieder in den Wahnsinn der New Work Welt einzusteigen.
Die spinnen, die Zukunftsforscher
Auf meiner bisherigen Reise durch die New Work ist mir aufgefallen, dass Slang-Dropping und nicht enden wollende Akronyme eine ganz besondere Rolle zu spielen scheinen. Durch diesen Dschungel aus Schlagworten und Abkürzungen schlage ich mich nun schon seit fast zwei Jahren, stelle immer wieder fest, dass man alles lernen kann und manchmal, dass sich hinter besonders hippen Schlagwörtern ganz Banales und Altbekanntes versteckt. Aber sei’s drum, so sind wohl die Regeln des Spiels. Nur manchmal, ganz manchmal, frage ich mich wirklich ob das alles so denn wirklich sein muss. In einem komplexen und dynamischen Umfeld sollte man den Menschen vor allem Sicherheit geben und sie nicht noch zusätzlich verwirren. Ich erzähle euch mal von meiner letzten Verwirrung, die gerade mal einige Tage alt ist: ich denke wir haben uns inzwischen alle daran gewöhnt, dass man unser komplexes Umfeld als VUCA bezeichnet.
V -Volantile (unbeständig)
U - Uncertain (unsicher)
C - Complex (komplex)
A - Ambiguous (mehrdeutig)
Das könnte man jetzt so stehen lassen, oder man denkt sich einfach ein ganz neues Akronym aus, weil die Welt sich eben verändert und man deshalb ganz schnell ein neues Akronym braucht, das die Welt, die heute ja ganz anders ist als gestern, voll umfänglich beschreibt… Und außerdem lässt sich damit gerade so gut Geld verdienen! VUCA ist out! Wir sind jetzt alle BANI!
B - Brittle (brüchig)
A - Anxious (ängstlich)
N - Non-linear (nicht-linear)
I - Incomprehensible (unbegreiflich)
Was mir unbegreiflich ist, ist wo hier nun der ganz große Unterschied liegt! Ja klar, es ist ein bisschen anders, vielleicht extremer. Aber mal ehrlich Leute… was um alles in der Welt soll das denn nun wieder, außer dass es mich verwirrt und dazu bringt, mir schon wieder Bücher zu kaufen, um up-to-date zu bleiben? Ich war wirklich etwas verschnupft, als ich letzte Woche zum ersten Mal über BANI gelesen habe. Vielleicht war ich ja auch einfach nur neidisch auf die coole Idee des Autors und Futuristen Jamais Cascio, dass er die Dinge noch etwas komplizierter gemacht und in ein neues Kleidchen gehüllt hat. Ich versuche alles immer nach bestem Wissen und Gewissen zu vereinfachen. Wie doof! So wird man nicht zum Futuristen! Und dann hat der Zukunftsforscher Stephan Grabmeier das Ganze auch noch vor mir entdeckt und damit begonnen, es in Deutschland zu vermarkten. So werde ich wohl nie reich und berühmt…
Egal wie es heißt, der Mensch muss damit klarkommen
Für mich als Mensch spielt die Bezeichnung meiner Welt ehrlich gesagt keine allzu große Rolle. Für mich ist wichtig, wie es sich anfühlt und wie ich mich bestmöglich zurechtfinde. In diesem Zusammenhang gebe ich beiden Akronymen recht: unser Leben im Allgemeinen und die Business-Welt im Speziellen sind dynamisch, instabil und komplex und das verunsichert mich. Während das uns Menschen inne liegende Kontrolldenken in einer stabilen und überschaubaren Welt die Sicherheit gegeben hat, die wir brauchen, um gut schlafen zu können, scheitert jeder Kontrollversuch in einer Welt die immer komplexer und dynamischer wird. Es bedarf einer Alternative, die den Menschen die Sicherheit gibt, um Höchstleistungen zu vollbringen. Hier steigt in der Unternehmens- und Arbeitswelt das ein, was inzwischen als Agilität bezeichnet wird. Agile Methoden wie Scrum, Kanban, Lean oder auch diese OKRs, die ich in der letzten Woche im Groben vorgestellt habe, geben den Menschen so viel Struktur und Sicherheit, wie möglich, um in einer komplexen Welt den Fokus nicht zu verlieren. Wesentlich hierbei ist in der agilen Welt die Kundenzufriedenheit. Denn ist der Kunde zufrieden, ist das Unternehmen erfolgreich.
Eine der Grundideen von Agilität ist, dass man sich bewusst darüber ist, keine Kontrolle im klassischen Sinne mehr zu haben. Dieser bewusste Verzicht auf Kontrolle in der wilden Welt des VUCA (oder von mir aus auch BANI) erfordert starke Nerven und starke Persönlichkeiten. Aus der Gelassenheit, die es bedarf, sich der VUCA-Welt auszusetzen, spricht ein hohes Maß an Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, vor allem aber das Vertrauen in die eigene Fähigkeit auch in schwierigen und unerwarteten Situationen richtige Entscheidungen zu treffen und dadurch handlungsfähig zu blieben. Alles das finden wir bei resilienten Menschen. Wer mehr darüber wissen möchte, was Resilienz eigentlich ist, findet hier den Link zu einem Artikel, der Resilienz intensiver erklärt und sie nicht nur in Verbindung mit Agilität setzt, sondern auch darstellt, warum resiliente Piloten exzellente Lebensretter sind, wenn es drauf ankommt. Vielleicht ist das ja auch spannend für euch!
Stressig ist es trotzdem
Seit die Agilitäts-Welle einmal um die Welt schwappt, scheinen gleichzeitig Resilienz-Trainings immer mehr zur Modeerscheinung zu werden. Die Versprechungen, die man in diesem Zusammenhang zuweilen zu lesen bekommt, scheinen paradiesisch. Manchmal juckt es mir in den Fingern, einen Kommentar dazu zu verfassen. Denn offensichtlich gibt es im Zusammenhang mit Resilienz ein ganz großes Missverständnis: Resilienz verringert Stress NICHT, noch nicht einmal ein kleines bisschen! Sorry. Resilienz ist die Widerstandskraft gegen Überforderung. Stress wird dadurch nicht eliminiert. In unserer modernen Arbeitswelt sorgt Resilienz dafür, dass man die Belastung, hervorgerufen durch die Angst vor Kontrollverlust in deinem dynamischen und komplexen Umfeld, bestmöglich übersteht. Dieser Resilienz spring nun das Konzept des agilen Denkens zur Seite, das eine Alternative zu dem uns Mensch nur allzu bekannten Kontrolldenken bietet. Wenn es dem Menschen gelingt, Entscheidungen nicht mehr aus bekannten Informationen ableiten zu wollen, sondern im Rahmen des Entscheidungsfindungsprozesses auch situative Begebenheiten und die eigenen Ressourcen und Fähigkeiten zu berücksichtigen, wird die Überforderung durch Dynamik, Komplexität, VUCA und BANI deutlich verringert, oder sogar vermieden. So stärken Resilienz und Agilität gemeinsam das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und fördern so die Gelassenheit, die agile Denker benötigen, um auch in den turbulentesten Situationen nicht den Fokus und den Blick für das Wesentliche zu verlieren. -Und das obwohl sie dabei unter Umständen verdammt viel Stress empfinden.
Und jetzt…???
Jetzt frage ich mich, wo ich vielleicht noch mehr Kontrolle bewusst abgeben kann, um mich im festen Vertrauen auf meine Ressourcen und Fähigkeiten in dieser komplexen neuen Welt der Bank sicher von Tag zu Tag zu hangeln. Denn eine Sache, die mir in meine ersten beiden Onboarding-Wochen das Leben wirklich schwer gemacht hat, war dass ich aus lauter Unsicherheit versucht habe, Dinge zu kontrollieren, die sich nicht kontrollieren lassen. Wie un-resilient! Dabei hatte ich doch bei meinem Resilienz-Test damals Bestwerte! Tja, manchmal will gut Ding einfach Weile haben. Ich bin mir sicher, dass auch du an der ein oder anderen Stelle im Vertrauen auf dich selbst ein bisschen dieser vermeintlichen und wahnsinnig anstrengenden Kontrolle abgeben kannst. Tut echt nicht weh! Seitdem habe ich sogar Zeit für eine richtige Mittagspause…
Für heute soll es das gewesen sein. Ich bin mir sicher, nächste Woche gibt es sicher wieder mehr Neuigkeiten von der Onboarding-Front. Wie lang dauert so ein Onboarding denn eigentlich? Was sagt ihr?
Eure Constance