Resilienz

Volkskrankheit Burnout? - Tabuthema Depression

Für Ralf…

Kevin Kühnert tritt nicht nur als Generalsekretär der SPD zurück, sondern zieht sich offenbar für den Moment komplett aus der Politik zurück.

Die Spekulationen beginnen sofort. Ein junger Mann, noch keine 40 Jahre alt, ist auf absehbare Zeit offenbar nicht arbeitsfähig. Krebs? Oder eine andere schwere körperliche Erkrankung? Die tatsächliche Antwort bleibt offen. Allerdings werden die Hinweise deutlicher, dass es sich um eine emotionale oder psychische Erkrankung handeln könnte. Burnout heißt es im Volksmund. Ein Begriff, der immer präsenter wird. Dabei ist Burnout, rein psychotherapeutisch betrachtet, keine Diagnose. Diese Form der Erkrankung ist im aktuellen ICD-10-Katalog zur Klassifikation psychischer Störungen nicht aufgeführt. In der reinen Diagnostik muss man sich im Bereich der depressiven Episoden bedienen – Überlastungsdepression? Doch offen bleibt die Frage, was genau Burnout eigentlich ist.

Burnout – ein Zustand emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfung

Ein Burnout wird als Zustand emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfung durch anhaltenden Stress, insbesondere im beruflichen Umfeld, beschrieben. Menschen, die unter einem Burnout leiden, fühlen sich oft überfordert, ausgebrannt und nicht in der Lage, ihre täglichen Aufgaben zu bewältigen. Typische Symptome sind:

  • Anhaltende Müdigkeit

  • Rückzug von sozialen und beruflichen Verpflichtungen

  • Negative Einstellung gegenüber der Arbeit

  • Konzentrationsschwierigkeiten

  • Geringe Motivation und Kreativität

Ein Burnout entwickelt sich häufig über einen längeren Zeitraum, wenn Stress dauerhaft und ohne ausreichende Erholung oder Unterstützung anhält.

Was lässt uns ausbrennen?

Schauen wir uns genauer an, welche Faktoren die Entstehung eines Burnouts begünstigen. Diese lassen sich in vier Felder einteilen:

Im ersten Feld finden wir den wahrscheinlich offensichtlichsten Punkt, der ein Burnout begünstigt: chronische Überforderung im Beruf. Dazu gehören eine hohe Arbeitsbelastung, also zu viele Aufgaben, womöglich in Kombination mit hohem Zeitdruck und unrealistischen Zielen. Dies führt zum Gefühl ständiger Überforderung. Hinzu kommt das Gefühl mangelnder Kontrolle, also der fehlende Einfluss auf Entscheidungen und Arbeitsprozesse, oft gepaart mit mangelnder Anerkennung oder Wertschätzung sowie einem negativen Arbeitsklima oder einer ungünstigen Unternehmenskultur. Inzwischen spricht man offen über toxische Arbeitsumfelder, da diese unglücklicherweise keinen Seltenheitswert haben.

Das zweite Feld betrifft eine mangelhafte oder fehlende Work-Life-Balance, also zu wenig Freizeit und zu kurze Erholungsphasen. Insbesondere in Zeiten von Homeoffice oder hybridem Arbeiten verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zunehmend, was das Gefühl von Stress verstärken kann. Wenn das Wohnzimmer zum Arbeitsplatz wird, greift man schnell mal auch abends um neun zur Tastatur, um noch schnell eine E-Mail zu beantworten.

Im dritten Feld sehe ich persönliche Faktoren: familiäres Umfeld, Geldsorgen, persönliche Krisen, Einsamkeit… Dazu gehören aber auch Perfektionismus und das ständige Streben nach den eigenen, oft gnadenlosen Ansprüchen an sich selbst. Einige Menschen haben nie gelernt, eigene Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln.

Das vierte Feld ist aus meiner Sicht als Coach besonders interessant: das Gefühl der Sinnlosigkeit oder der Mangel an Sinnhaftigkeit. Wenn wir das Gefühl haben, unsere Arbeit ist bedeutungslos oder trägt nichts Positives bei, kann das zur Entfremdung in Bezug auf die eigene Tätigkeit führen und Frustration auslösen. Man sollte sein Bedürfnis nach einem größeren „Wofür“ nicht unterschätzen. Unsere Seele, unser Unterbewusstsein, schätzt es gar nicht, wenn wir unsere kostbare Zeit sinnlos vergeuden – und das zu Recht!

Wie sich schützen?

Um ein Burnout zu vermeiden, geht es immer auch darum, die eigene Resilienz zu stärken. Es gibt sieben Bereiche, in denen man aktiv werden kann. Allerdings lesen sich diese Empfehlungen oft einfach und leuchten sofort ein. Doch bei der Umsetzung im Alltag wird es schwieriger. Hier kommt oft die Unterstützung durch Coaches wie mich ins Spiel.

Es ist wichtig, sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben Maßnahmen zu ergreifen, die das Stressempfinden reduzieren und die eigene Achtsamkeit steigern. Hier also sieben wirksame Strategien, an denen es sich zu arbeiten lohnt – ob allein oder mit Unterstützung eines Coaches:

  1. Gesunde Work-Life-Balance aufbauen: Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen. Arbeit und Freizeit sollten getrennt werden, und auch die eigene Erreichbarkeit sollte kritisch beleuchtet werden. Regelmäßige Pausen während der Arbeit und längere Erholungsphasen in Form von Urlaub sind essenziell. Auch Zeit für Hobbys und die Pflege sozialer Kontakte sind wichtig.

  2. Stressbewältigungstechniken erlernen: Stressmanagement geht mit gutem Zeitmanagement einher. Achtsamkeitsübungen und Meditation helfen, den Fokus im Hier und Jetzt zu halten und Stress zu reduzieren. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Atemübungen oder Yoga können ebenfalls hilfreich sein.

  3. Persönliche Grenzen respektieren: Lernt, „Nein“ zu sagen, und akzeptiert, dass ihr nicht alles schaffen könnt. Legt Perfektionismus ab. Fehler sind in Ordnung, überzogene Erwartungen an sich selbst nicht!

  4. Gesunde Lebensweise pflegen: Körper und Geist bilden eine Einheit. Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf sind die Grundlage für einen gesunden Geist.

  5. Sinn in der Arbeit finden: Identifiziert die Aspekte eurer Arbeit, die euch Freude bereiten oder Sinn geben. Falls das schwerfällt, ist ein Jobwechsel möglicherweise eine Option. Berufliche Weiterentwicklung schützt uns davor, in eine Routine der Sinnlosigkeit zu verfallen.

  6. Soziale Unterstützung suchen: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Offene Gespräche über individuelle Themen ermöglichen Reflexion und bieten Unterstützung. Neben Freunden und Familie können auch Coaches oder Therapeuten hilfreich sein.

  7. Frühwarnzeichen ernst nehmen: Je früher man gegensteuert, desto leichter lässt sich ein Burnout verhindern. Achte auf Anzeichen von Überlastung wie ständige Müdigkeit, Gereiztheit oder das Gefühl, nicht abschalten zu können.

Raus aus der Schmuddelecke?

Die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber Burnout und Depressionen verändert sich langsam zum Besseren. Dennoch sind beide oft noch Tabuthemen, insbesondere in (Arbeits-)Umfeldern, in denen Leistung und Belastbarkeit hoch geschätzt werden. Burnout wird oft als Schwäche ausgelegt und ist mit Scham behaftet. Menschen zögern, über ihre Erschöpfung und psychische Belastung zu sprechen, aus Angst, als schwach wahrgenommen zu werden. Dieses Stigma führt dazu, dass Betroffene ihre Symptome ignorieren und erst spät nach Hilfe suchen.

Es wird Zeit, Burnout und Depression auf allen Ebenen unserer Gesellschaft als ernsthafte Erkrankungen anzuerkennen, die ebenso wie körperliche Leiden behandelt werden müssen. Ein offener Diskurs baut die Stigmatisierung dieser Erkrankungen ab und schärft das Bewusstsein für die Problematik.

Etwa ein Drittel von uns erkrankt im Laufe unseres Lebens an Depressionen. Jährlich erkranken etwa fünf Prozent der Deutschen an einer depressiven Episode. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer höher liegt, da viele Fälle nicht diagnostiziert und somit nicht behandelt werden.

In der Diagnostik unterschiedet man zwischen leichter, mittlerer und schwerer Depression. Etwa 50 bis 60 Prozent der Menschen, die an einer schweren Depression erkranken, haben suizidale Gedanken. 10 bis 15 Prozent sind akut Suizid gefährdet. Bei Depressionen handelt es sich um eine potenziell lebensgefährliche Erkrankung, insbesondere wenn diese nicht diagnostiziert und behandelt wird. - Und niemals um Schwäche!

Ein offener Umgang mit dem Thema kann Leben retten.

Lasst uns darüber sprechen und den Erkrankten die Wertschätzung und Unterstützung entgegenbringen, die sie verdienen. Die dunkle Jahreszeit steht bevor, und ja, ein Mangel an Sonnenlicht kann depressive Episoden begünstigen. Lasst uns aufeinander achten, ohne einander zu be- oder verurteilen.

Eure Constance

Tabuthema Burnout

Von der Scham der Traurigkeit und Erschöpfung...

Resilienz als Kernkompetenz in einer komplexen und dynamischen Welt

Von Hypes und Modeerscheinungen

Resilienz- Modeerscheinung oder Kernkompetenz? Der Begriff selbst geistert nun schon seit einigen Jahren durch die Wirtschaftswelt und unweigerlich stellt sich die Frage, ob das Thema wirklich so groß und wichtig ist, oder ob es sich um die nächste sprichwörtliche Sau handelt, die durch jedes Dorf getrieben wird. Wir sprechen inzwischen nicht nur von resilienten Individuen, sondern auch von resilienten Systemen und Prozessen, resilienten Teams und sogar von resilienten Organisationen. Was ist dran an diesem vermeintlichen Allheilmittel? Ich selbst bin erstmals vor zwölf Jahren als Human Factors Trainer in der Luftfahrt über dieses Thema gestolpert, als Resilienz in den verpflichtenden Trainingssyllabus für Cockpit- und Kabinenbesatzungen aufgenommen wurde. Was hat es auf sich mit dieser Resilienz? Welche Bedeutung hat dieses Phänomen in einem dynamischen und komplexen Umfeld wie zum Beispiel der Luftfahrt? Dazu musste ich zunächst einmal verstehen, was Resilienz genau ist.

Resilienz - eine Begriffsklärung

Der Begriff Resilienz entspringt dem lateinischen Wort “resilire”, das auf Deutsch so viel heißt, wie “zurückspringen” oder “abprallen” und ursprünglich wurde dieser Begriff auch gar nicht in der Psychologie, sondern in der Physik verwendet. Hier beschreibt er die Eigenschaft eines Körpers (wie zum Beispiel einer Feder), nach seiner Verformung in seinen ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Die Psychologie hat den Begriff irgendwann übernommen und beschreibt mit dessen Hilfe die psychische Widerstandsfähigkeit, Krisen zu bewältigen, bzw. die Fähigkeit während oder nach stressvollen Ereignissen seine psychische Gesundheit zu erhalten, bzw. schnell wieder herzustellen. So weit weg von der ursprünglichen Idee der Physik ist das für mich tatsächlich nicht. Ich stelle mir vor, dass meine Seele (oder wie auch immer ihr euer Gefühlsleben zusammenfassen möchtet) durch ein einschneidendes Ereignis kurzzeitig ein wenig aus der Form gerät, dann jedoch wieder in seine ursprüngliche Form zurückfindet und auf dem Weg dahin sogar noch etwas über sich selbst lernt. In der Praxis kann man Resilienz zum Beispiel an Menschen wahrnehmen, die unter widrigsten Umständen groß werden, trotzdem nicht von ihrem Weg abkommen und sich später erfolgreich in die Gesellschaft einordnen. In diesem Zusammenhang hat die US-amerikanische Psychologin Emmy Werner (die übrigens in Eltville am Rhein geboren wurde) in der zweiten Hälfte der 20. Jahrhunderts eine richtungsgebende Studie durchgeführt, die unter dem Namen Kauai Studie in die Annalen der Resilienzforschung eingegangen ist.

Eine weitere viel beachtete Studie hat der US-Amerikaner Aaron Antonowsky mit Holocaust-Überlebenden durchgeführt. Hier fiel auf, dass es Überlebenden von Verfolgung und Konzentrationslagern gab, denen es nach ihrer Befreiung recht schnell gelang wieder Fuß zu fassen und sich ein erfülltes und glückliches Leben aufzubauen. Andere hat der Schrecken der Schoah zeitlebens so intensiv verfolgt, dass sie nicht mehr in der Lage waren, sich ein normales und zufriedenstellendes Leben aufzubauen. Erlebt hatten beide Gruppen durchaus Vergleichbares. Der Unterschied war, dass die Teilnehmenden aus der ersten Gruppe allesamt eine höhere Resilienz aufwiesen, als die der zweiten Gruppe. Mit einer hohen Resilienz ist es den Menschen schneller gelungen, sich an neue Rahmenbedingungen anzupassen, im Schrecken, wie im Schönen, und den Blick in die Zukunft zu richten, um die Vergangenheit weitestgehend zurückzulassen.

In der Psychologie wird Resilienz auch immer wieder Zusammenhang mit Menschen verwendet, die jede nur denkbare Art der Lebenskrise (schwere Krankheit, Krieg, Drogenabhängigkeit, etc.) erfolgreich durchstehen, oder die sich von plötzlichen Traumata (plötzlicher Verlust eines nahen Angehörigen, Vergewaltigung, etc.) zügig und vor allem abschließend erholen. Es geht also um die Flexibilität unserer Seele.

Wo kommt meine eigene Resilienz her?

Die wissenschaftliche Suche nach den Ursprüngen der individuellen Resilienz ist eine noch recht junge und aktuelle Suche. In den Jahren 2008, 2012 und 2014 kamen drei unabhängige Studien mit Zwillingen zum Schluss, dass etwa 40 Prozent unserer individuellen Resilienz genetisch bedingt ist. Ob das jetzt viel oder wenig ist? Keine Ahnung. Immerhin bleiben ganze 60 Prozent übrig, die zum einen durch individuelle Erfahrung geprägt sind, die wir insbesondere im Laufe unserer Kindheit und Jugend machen. Zum anderen hängt Resilienz auch mit unserer inneren Haltung oder unseren inneren Bewertungsprozessen zusammen. Manchmal ist es einfach nur eine bewusste Entscheidung, ob das Glas denn nun halb voll oder halb leer ist. Bei all der Genetik und dem Umstand, dass ich neben meinen Genen auch meine Kindheit nicht mehr ändern kann, empfinde ich das als tröstlich. Ich kann offensichtlich selbst an meiner Resilienz arbeiten. Es gibt zahlreiche Hinweise, dass Resilienz tatsächlich trainierbar ist. Die US Army führt seit 2009 gemeinsam mit der Universität von Pennsylvania ein sehr aufwendiges und kostenintensives Resilienztraining für ihre Soldaten durch und auch bei der Bundeswehr gewinnt die “psychische Ressourcenstärkung” zunehmend an Bedeutung. In diesen Trainings geht es ähnlich wie in meinen Coachings vor allem um Mindset-Arbeit, um die bewusste Reflexion der eigenen Haltung und um Strategien zur bewussten Gestaltung dieser Haltung. Die Zielsetzung dieser speziellen Trainings im Kotext der Streitkräfte ist es, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer posttraumatischen Belastungsstörung nach einem traumatischen Erlebnis im Einsatz zu minimieren. Je resilienter der Mensch, desto geringer die Wahrscheinlichkeit als Folge eines Traumas an einer PTBS zu erkranken.

Und was ist mit all jenen, die nicht in den Krieg ziehen?

Auch wenn sich unsere dynamische, komplexe, mehrdeutige und ungewissen Welt, die wir inzwischen kurz als VUKA beschreiben, ein bisschen nach Krieg, oder wenigstens nach einer schweren Schlacht anhört, ist wirklicher Krieg für die meisten von uns zum Glück sehr weit weg. Ja, der ein oder andere Kunde, Chef oder Kollegen lässt anderes vermuten und auch die Konkurrenz stellt hier und da ein verdammtes Drohszenario dar. In den aller wenigsten Fällen hat das jedoch wirkliches Potenzial für ein Trauma! Also was um alles in der Welt sollen wir Otto-Nomarlos in Friedenszeiten mit Resilienz?

Resilienz als Kompetenz in einer komplexen und dynamischen Welt

Unsere (Arbeits-) Welt ist in den letzten 30 Jahren immer dynamische und komplexer geworden und wir Menschen sind gut beraten uns immer wieder und wieder anzupassen. “Change” oder Veränderung ist schon lange kein singuläres Event mehr, sondern vielmehr ein Dauerzustand. Nichts ist so gewiss wie die Ungewissheit und nichts ist so sicher wie die Veränderung. Um hier flexibel mitgehen zu können, braucht es eine flexible Seele, oder eine hohe Resilienz.

Auch Führung hat sich in diesem Kontext stark verändert. Traditionell war es der Chef, der die höchste fachliche Kompetenz hatte und aus dieser Kompetenz heraus genau sagen konnte, wer was wie und wann machte, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Inzwischen geben Chefs nach wie vor das Ziel vor. Der Weg dort hin ist nicht selten eine Einzelfallentscheidung. Rahmenbedingungen und auch technische Voraussetzung verändern sich so schnell, dass auch der Weg zum Ziel sich stetig verändert. Und an dieser Stelle betrachten wir ausschließlich die gestiegene Dynamik. Das Thema Komplexität lasse ich hier zur Vereinfachung der Betrachtung außen vor. Der Job von Führung im Rahmen der Zielerreichung ist es folglich vor allem Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer die Mitarbeitenden selbstständig erarbeiten, was genau sie wann und wie tun müssen, um das Ziel zu erreichen. Diese neue große Freiheit auf Teamebene hat einen Preis: Der oder die einzige, die mich in diesem neuen Kontext, den wir gerne als New Work bezeichnen, vor einer Überlastung bewahren kann, bin ich selbst. Gefragt ist an dieser Stelle die Fähigkeit der sogenannten bewussten Selbstführung, die uns differenziert entscheiden lässt, wie stark wir uns abgrenzen müssen oder möchten, wo wir eine ausgewogene Balance zur Perfektion ziehen und wie bewusst wir unsere Erfolge wahrnehmen, um nicht im Hamsterrad der New Work verloren zu gehen. Nun sind wir also wieder beim Modell von Iris Fischer, das ich euch bereits in meinem letzten Artikel vorgestellt habe und kehren zurück zu meiner initialen Frage: Ist Resilienz eine Modeerscheinung? -Ganz klar nein! Aus meiner Sicht handelt es sich bei Resilienz nicht nur um eine absolute Kernkompetenz in der modernen Arbeitswelt, sondern auch um eine wertvolle Überlebensstrategie in wunderschönen, aber auch dynamischen, komplexen und unklaren Zeiten.

Wie leer oder voll sind eure Gläser? Wie ist es um euere Haltung bestellt und wie flexibel seid ihr? Die Beschäftigung mit diesen oder ähnlichen Fragen ist ein erster Schritt, sich dem großen Thema Resilienz selbstständig anzunähern. Für all jene, die tiefer eintauchen wollen oder vielleicht sogar das Gefühl haben zu müssen, stehe ich in meiner Rolle als Coach sehr gerne zur Verfügung. Die ein oder anderen Idee, wie ich arbeite, habe ich euch ja bereits im letzten Artikel dargestellt.

Eure Constance

Resilienz

Die Anpassungsfähigkeit an jede Umwelt…

Work-Work-Balance, Resilienz-Coachings und die Kunst der Abgrenzung

Wieviel Privatleben darf es sein?

In der letzten Woche durften mein Mann und ich Hochzeitstag feiern, haben wir aber nicht so richtig, denn wir hatten keine Zeit… Irgendwie haben andere Themen unseren Hochzeitstag überlagert. Abends saßen wir schließlich müde auf der Couch und haben bei einem Espresso und einem Stück Schokolade angestoßen.

Schon verrückt! Wir ziehen diese Arbeitsnummer doch eigentlich nur durch, damit wir uns “das Andere” finanzieren können und trotzdem frisst mich meine Arbeit hier und dort gefühlt auf. Ja, das liegt sicher daran, dass ich meinen Job liebe. Aber ist es das wert? Denn selbst wenn ich aus welchen Gründen auch immer meine geliebte Arbeit verlieren würde, wäre das nicht das Ende. Meine Familie wäre noch da, meine Gesundheit, mein Hund und die Fähigkeit das Leben zu genießen. Eigentlich wäre nichts verloren.

Burnout? - Wenn die Arbeit die Seele auffrisst

In den letzten drei Wochen hatte ich in meiner Rolle als Coach gleich mehrere Gespräche in denen es um das Thema Überlastung ging, Überlastung, die so groß ist, dass die Seele über den Körper nach Hilfe schreit. - Schlafstörungen, Herzrasen, Verdauungsproblem, Magengeschwüre, Ängste, Panik… Unsere Seele scheint recht kreativ zu werden wenn es darum geht, auf sich aufmerksam zu machen. In meiner Rolle als Coach empfinde ich es als besondere Herausforderung gepaart mit einer sehr großen Verantwortung, wann immer ich mit dem Thema Resilienz, Stress oder Burnout konfrontiert werde. Je nach Ausprägung der körperlichen Symptome kann es durchaus möglich sein, dass ich meine Coachees bitte zu einem Arzt zu gehen, weil eine dominante körperlich Symptomatik ärztlich abgeklärt werden muss und ich mir natürlich die Frage stellen muss, wo Coaching aufhören und Therapie anfangen sollte. Auch eine eben solche Situation habe ich in den letzten drei Wochen einmal erlebt. Mein Coachee wusste, dass ich Recht hatte und der Weg zum Arzt von vornherein der sinnvollere gewesen wäre. Dennoch hat mein Coachee den Weg zum Arzt gescheut und kam lieber zu mir. Offensichtlich sind psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft noch immer ausgesprochen schambehaftet. Ich habe noch keinen Menschen erlebt, der sich dafür geschämt hat, sich Arm oder Bein gebrochen zu haben. Hier wird sich die Zeit zur Heilung wie selbstverständlich genommen. Nicht selten habe ich sogar regelrechte Heldengeschichten gehört, wenn es darum ging zu berichten, wie es zum Bruch der Knochen gekommen ist. Warum ist das anders wenn unsere Seele bricht? Auch das kann doch mal passieren. Und wie bei Arm und Bein ist es doch keine Schande sich Zeit zur Heilung zu nehmen. Hier haben wir in meiner Wahrnehmung noch immer ein echtes gesellschaftliches Thema.

Resilienz im Coaching

Wer Burnout verhindern will sollte Resilienz stärken. In einer Welt, die immer dynamischer, komplexer und unübersichtlicher wird und dabei Leistung und Erfolg schon von den Jüngsten einfordert, wird Resilienz zu einer Art Kernkompetenz, die auch im (Business) Coaching eine große Rolle spielt.

Der Begriff Resilienz wird oft mit Widerstandfähigkeit unserer Seele übersetzt, kommt ursprünglich jedoch aus der Physik und beschreibt den Dehnungsmoment einer Feder. Ähnlich wie unterschiedliche Federn weisen unterschiedliche Seelen ganz individuellen Dehnbarkeiten auf. Denn wie bei einer Feder geht es bei unserer Seele nicht darum stabil zu sein, sondern auch mal stark beansprucht zu werden. Eine resiliente Feder springt selbst bei starker Dehnung oder Belastung immer wieder zurück in den ursprünglichen Zustand. Eine resiliente Seele reagiert ähnlich auf Belastungen: sie springt immer wieder zurück in den gesunden, ursprünglichen Zustand und ist bereit für die nächste Turbulenz, die das Leben ihr zu bieten hat.

In zwei Wochen werde ich euch an dieser Stelle etwas tiefer mit in die Welt der Resilienzforschung nehmen. Ich werde beschreiben, wie sich Resilienz über unser Leben hinweg entwickelt und wie wir selbst Einfluss auf unsere ganz individuelle Resilienz nehmen können. Heute möchte ich euch ein Modell vorstellen, das ich als Coach nutze, um meine Coachees dabei zu unterstützen, ihre eigene Resilienz zu verbessern.

Das Burn-O-Meter von Iris Fischer

Vor ziemlich genau zehn Jahren hat die systemische Supervisorin Iris Fischer ihre Methode zur Resilienzstärkung veröffentlich, die ich ausgesprochen gerne nutze, auch wenn ich mit dem Namen Burn-O-Meter ein wenig fremdle.

Iris Fischer stellt im Rahmen ihrer Methode Resilienz auf drei Säulen: Perfektionsstreben, Abgrenzungsfähigkeit und das Feiern von Erfolgen. Diese drei Säulen bekommen jeweils eine Skala von eins bis zehn zugeordnet, auf denen ich meinen Coachee bitte sich jeweils einzuordnen. Ebenso wie Iris Fischer arbeite ich an dieser Stelle am liebsten mit einer systemsichen Strukturaufstellung. Das heißt ich lege sie Säulen inklusive der Skalen auf dem Boden aus und meine Coachees ordnen sich mittels roter Kärtchen ein, die sie dann Schritt für Schritt ablaufen, um ihre Position bewusst körperlich und damit ganzheitlich zu erleben. Natürlich ist es insbesondere auch in der virtuellen Arbeit möglich eine entsprechende Anordnung an einem Whiteboard vorzubereiten und darüber zu arbeiten.

Ihr dürft nun selbst überleben, wie es sich wohl anfühlt, wenn ein hohes Perfektionsstreben, gepaart mit einer geringen Abgrenzungsfähigkeit daherkommt und Erfolge nicht als solche wahrgenommen werden.

Im Rahmen der Coaching-Session lasse ich meine Coachees nun die Regler an den drei Säulen rauf und runter schieben, um herauszufinden, in welchem Feld Bewegung möglich ist um eine bestmögliche Balance zu finden. Bei mir selbst ist es zum Beispiel so, dass mein Perfektionsstreben ausgesprochen hoch ist und mein ganzer Körper sofort negativ reagiert, wenn ich diesen Regler versuche nach unten zu ziehen. Dafür erlaubt mir meine Seele etwas mehr Flexibilität bei der Abgrenzung und ja, ein wenig mehr kann ich meine Erfolge auch feiern. -Aber nicht zu wild, weil ein gutes Ergebnis ist ja schließlich mein Job! Hier wünscht meine Seele keine allzu große Übertreibung, aber ein bisschen feiern ist schon OK!

So hat jede Seele, jedes Unterbewusste ganz eigene Ideen, was möglich ist und was eben absolut nicht. Ihr könnt gerne selbst kurz reflektieren, wo ihr euch mit Blick auf Perfektionsstreben, Abgrenzungsvermögen und Erfolge feiern einordnen würdet und wo Bewegung möglich wäre. Eine gesunde Balance in diesen drei Parametern könnte sich auch für euch resilienzstärkend auswirken. Oder ihr kontaktiert mich und wir schauen gemeinsam drauf, egal ob virtuell oder in meinem gemütlichen Coaching-Zimmer. Allerdings werde ich erst in einer Woche reagieren, denn ich werde mich in den nächsten Tagen ein wenig abgrenzen und meinen Hochzeitstag gebührend feiern. Wir fahren in einen Kurzurlaub mit viel Zeit um in Liebe und Dankbarkeit zurückzuschauen auf die letzten Jahren, auf alles das was wir erreicht und gewonnen haben und natürlich auch auf alles das und vor allem auf alle die, die wir seit der Hochzeit verloren haben. Denn auch das gehört zum Leben dazu und wenn wir eines über die letzten Jahre gelernt haben, dann das wir gemeinsam in der Lage sind auch die fiesesten Tiefschläge des Lebens einzustecken um uns danach wieder neu und gestärkt auszurichten.

Ich verabschiede mich für drei Tage in den wunderschönen Rheingau. Über Instagram gibt es auf Impuls_Consulting sicher das ein oder andere Foto. Euch wünsche ich einen erholsamen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. In zwei Wochen bin ich an dieser Stelle mit einem Blog zum Thema Resilienz zurück, denn natürlich ist diese Thematik deutlich größer und komplexer als ein Coaching-Modell.

Eure Constance

Bis hierher und nicht weiter!

Abgrenzung! -Mein persönlicher Weg zu mehr Resilienz!