Ansichten einer Träumerin Vol. 2

… Oder wenn Träumereien plötzlich wahr werden…

Zurück aus meiner Sommerpause dachte ich mir, ich mache einfach da weiter, wo ich vor gut vier Wochen aufgehört habe. Auf meinem Weg in den Urlaub habe ich davon berichtet, wie es sich anfühlt, wenn einem klar wird, wo man hin möchte, wenn man seinen eigenen Purpose, sein Ziel und seine Bedeutung plötzlich glasklar vor Augen hat und wenn diese eine große Ziel aber doch noch einen winzigen Millimeter zu weit weg ist, um es tatsächlich zu greifen! Mit diesen Gedanken habe ich mich in meinen Urlaub verabschiedet, um nicht zu sagen, natürlich habe ich ihn mit in meinen Urlaub genommen.

Weil Perspektivwechsel Wunder bewirken

In diesen vier Wochen, die ich hier liebevoll Urlaub nenne, war bei mir natürlich wie immer eine ganze Menge los! Zunächst habe ich mit meiner NLP Ausbildung begonnen, da ich mich als Coach noch etwas breiter aufstellen möchte und um mich selbst in all diesem Wahnsinn nicht zu verlieren, um im Hier und Jetzt zu bleiben, hat es mich danach in ein Yoga Retreat an die Nordsee verschlagen. Beides war großartig und hat mir den Kopf ganz wundervoll freigepustet. Es tat gut, endlich mal wieder raus zu kommen und andere Menschen zu treffen, neue Impulse zu bekommen, Neues zu sehen und auszuprobieren. Ich habe mich, wie viele von euch sicher auch, prinzipiell ja recht gut in mein Leben im Homeoffice eingefunden. Jeder Tag war irgendwie gleich, vielleicht etwas reizarm, aber doch ganz OK. Was soll man jammern, wenn man es ohnehin nicht ändern kann. Radikale Akzeptanz ist hier das Mittel der Wahl! Was dabei wirklich auf der Strecke geblieben ist, wurde mir vollumfänglich erst bewusst, als mir den Wind in Sankt Peter Ording gehörig den Kopf durchgepustet hat. Diese Reizarmut der letzten Monate hat meine Kreativität auf ein Minimum zurückgefahren. Mein Zuhause wurde plötzlich auch zu dem Ort, an dem ich arbeite und war eben nicht mehr dieser heilige Ort, an dem ich runterfahre und den Abstand zu meinem täglichen Tun gewinne, den ich brauche, um dann auch wieder (kreative) Höchstleistungen zu erbringen. Mir hat es gefehlt, in Straßencafés zu sitzen, die Leute zu beobachten, das bunte Leben um mich herum aufzusaugen, der Small Talk mit Fremden hat mir gefehlt und mir hat gefehlt, alle meine Freunde endlich mal wieder auf einem Haufen zu erleben, diese laute Lachen, die lauten Geschichten, die man braucht, um dann auch die Stille wieder genießen zu können. Mein Leben im Homeoffice war so geordnet, dass das kreative Chaos in mir eingeschlafen ist. -Und ich habe es nicht gemerkt! Im Gegenteil, ich war so stolz auf mich, wie gut ich das alles meistern würde! Tja, am Nordseestrand wurde mir bewusst, dass ich mich einfach nur diesem Alltags-Hamsterrad ergeben habe! Und genau das hatte natürlich auch Einfluss auf mein Denken und Fühlen und die Art und Weise, wie ich vor meinem Urlaub geträumt habe. Nicht falsch verstehen, mein großer Traum, mein Purpose, ist noch immer der gleiche. Ich habe bei dessen Bewertung und bei den Überlegungen, wie ich meinem Traum nun endlich so dicht auf die Pelle rücken kann, damit ich ihn umsetzen kann, zwei Kardinalfehler begangen, die ich bei anderen natürlich sofort identifiziert hätte:

  1. Ich bin davon ausgegangen, dass die Organisation oder das System um mich herum zulassen muss, dass dieser Traum wahr wird. Sprich ich habe mich abhängig gemacht, ohne möglich Alternativen zu sehen.

  2. Ich befürchte, ich hatte Angst vor der eigenen Courage, Angst davor, anzukommen. Denn was ist denn dann…??? Wie sollte es weitergehen? Mein Tutor zu Abi-Zeiten hat mir damals in mein kleines Abschluss-Poesiealbum geschrieben, dass er mir wünsche, dass fast alle meine Träume wahr werden, ich aber gleichzeitig auch immer noch genügend unerfüllte Träume in meinem Herzen behalten solle, da es die sind, die das Leben lebenswert machten. Verdammt, hat er etwas recht?

Denn ich bin die Organisation…

Wenn ich so zurückschaue, war es natürlich immer wieder das System oder die Organisation um mich herum, die mich mal näher an meinen Traum herangeführt, oder auch mal weiter davon weggespült hat. Klar könnte man das jetzt so hinnehmen und akzeptieren, weil das Leben eben so ist. Im Wind der Nordsee ist mir da aber plötzlich wieder Steven Coveys Opfer-Gestalter-Modell in den Kopf gekommen. Meinen allerersten Blog-Artikel überhaupt habe ich darübergeschrieben, dass wir uns in unserem Leben in zwei Bereichen bewegen: dem Einfluss- und dem Interessensbereich. In unserem Einflussbereich liegen die Dinge, die wir proaktiv beeinflussen können. Hier sind wir als Gestalter unterwegs. In unserem Interessensbereich liegen all die Dinge, die uns beeinflussen, wir aber nicht beeinflussen können. Hier sind wir als Opfer unterwegs. In meinen Coachings ist es immer wieder Thema, diese beiden Bereiche klar voneinander abzugrenzen. Denn nur allzu oft fokussieren wir Menschen uns so sehr auf unseren Interessensbereich, dass wir den Einflussbereich nicht mehr wahrnehmen. Wir machen uns zum Opfer unseres Lebens. Oder wir machen den Interessensbereich größer als er in Wirklichkeit ist, weil wir unseren Einfluss auf die Dinge nicht wahrnehmen. Zweites ist mir wohl passiert! Vielleicht brauche ich einen Coach! Nachdem ich mein Traum-Dilemma einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet habe, wurde mir klar, dass ich immer wieder gute Gründe (und manchmal auch nur gute Ausreden) dafür hatte, dem Leben zu erlauben, mich mal wieder ein Stück weit von meinem Traum wegzureißen. Ich habe mich entschieden, mitzumachen und es geschehen zu lassen, denn ich bin die Organisation meines Lebens. Hört sich sehr nach zu viel Yoga an, ich weiß! Aber mal ehrlich, wir alle kennen diese Situationen, die uns immer wieder in den Kopf spring: wenn ich es damals soundso gemacht hätte, wäre heute alles anders! Unser Leben ist eine Aneinanderreihung von Entscheidungen, die wir in der jeweiligen Situation immer bestmöglich treffen. Die Wahl haben wir trotzdem und so bleibt für den Interessensbereich bestenfalls das Wetter übrig!

Aus diesem Grund hab ich entschieden, mich nicht mehr von meinem Traum abhalten zu lassen. Die ersten konkreten Schritte müssen nur noch geplant werden. In absolut urlaubsschwangerer Leichtigkeit habe ich mich dazu entschieden, ab nächstem Jahr nun endlich auch mal offene Workshops anzubieten! Raus aus den Zwängen, die mir meine Organisation auferlegt! Ich weiß schon was und ich weiß schon wo! Was noch fehlt ist ein Marketing-Konzept, denn darin bin ich eine echte Niete! Aber irgendwie werde ich das schon hinbekommen! Wenigstens muss ich es mal ausprobieren! Und wenn ihr dann nicht nur von mir lesen möchtet, sondern Lust habt, an einem Workshop mit mir teilzunehmen, ohne, dass euer Arbeitgeber mich bucht, habt ihr ab nächstem Jahr die Chance dazu! Denn wir sind die Organisation! Wir sind das System unseres Lebens! BÄHM!

Was bleibt ist die Angst vor der eigenen Courage

Das einzige, was jetzt noch bleibt, ist die Angst davor, dass sich der große Traum auch wirklich erfüllt. Vielleicht hat er sich ja auch schon ein Stück weit erfüllt, ohne dass ich es bewusst mitbekommen habe. Vielleicht müsste ich einfach nur loslassen, aufhören zu kämpfen und die Dinge passieren lassen. Aber das kann und will ich mir Stand jetzt wohl noch nicht zugestehen! Denn was würde das bedeuten? Unter anderem würde es bedeuten, dass ich aus meinem eigenen Schatten heraustrete, dass ich mich bewusst ins Rampenlicht stelle und alles zeige, was ich kann. Hierbei geht es mir ein Stück weit wie es Marianne Williamson in ihrem Gedicht “Unsere größte Angst” beschrieben hat:

Unsere größte Angst ist nicht, dass wir unzureichend sind. Unsere größte Angst ist, dass wir unermesslich kraftvoll sind (…).

Schon verrück, wir Menschen…

Und ihr so?

Was mich natürlich immer wieder umtreibt, ist ob ich die einzige bin, die sich gerne so konsequent selbst im Weg steht? Habt ihr diesen einen großen Traum? Was tut ihr dafür, dass er sich erfüllt? Oder was tut ihr dafür, dass er nicht in Erfüllung geht? Und warum? Seid ihr Opfer oder Gestalter? Vielleicht lohnt es sich ja, darüber kurz nachzudenken! Denn wirklich fatal ist es doch am Ende, wenn wir es nicht schaffen, Möglichkeiten, die sich uns bieten, zu ergreifen, Chancen nicht anzunehmen, weil wir es dem Hamsterrad unseres Lebens erlauben, die Führung zu übernehmen, anstatt die Dinge wirklich für uns selbst zu organisieren!

Habt einen wunderschönen Sonntag!

Eure Constance

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Ansichten einer Träumerin

Transformation… Ja, nee, is klar!

Nichts ist so beständig wie der stetige Wandel. -Dummer Spruch, aber leider unfassbar wahr. Wie oft sehe ich Organisationen, die sich in eine Transformation begeben, das auch entsprechend kommunizieren, den zeitlichen Rahmen abstecken, sich für die Zeit der Transformation Unterstützung durch Coaches wie mich besorgen, ein Change Management etablieren und so weiter und so fort. All diese Maßnahmen suggerieren natürlich, dass dieser Wandel, die Veränderung, die Transformation irgendwann abgeschlossen sein wird. Wenn ich mir das so betrachte, aus der coachenden Metaebene heraus, muss ich jedes Mal in mich hinein lächeln. Gibt es tatsächlich irgendjemanden hier, der glaubt, die Welt hört irgendwann auf, sich zu drehen? “Leute, werdet endlich mal wach!”, möchte ich gelegentlich schreien. Unser Umfeld ist derart komplex und so extrem dynamisch, dass es schon lange nicht mehr darum geht, den einen Veränderungsprozess zu begleiten und dann ist die Organisation fertig und bereit für das was kommt! Das, was heut noch agil ist, ist morgen sicher schon Schnee von gestern und Post-Agilität wird der neuste Hype sein. Natürlich kann ich mir jetzt immer und immer wieder neue Coaches holen, die den nächsten Wandel begleiten: Agile Coaches raus, Post-Agile Coaches rein! Aber mal ehrlich, ist es das? Was es wirklich braucht, sind Organisationen, die sich stetig aus sich selbst heraus weiterentwickeln, sich stetig anpassen und mit der Dynamik gehen. Es braucht Lernende Organisationen und keine Transformationen!

Die lernende Ich-AG

Doch heute soll es ausnahmsweise mal nicht um Organisationen gehen, sondern um mich. Das hier ist mein letzter Artikel vor meiner Sommerpause (am 08. August geht es weiter!) und ich dachte mir, ich nehme euch mal mit auf eine kleine Reise in meine ganz eigene Gedankenwelt. Anfang des Jahres habe ich euch ja bereits mit auf meine Reise in ein neues Leben genommen und alle meine Onboarding-Schmerzen mit euch geteilt. Ich finde nach ziemlich genau einem halben Jahr ist es an der Zeit, mal zu rekapitulieren. Noch vor gut einer Woche hätte ich gesagt, ich bin angekommen, alles ruckelt sich fest, ich habe einen Alltag gefunden und mit diesem Alltag die Sicherheit und den Rahmen den ich brauche, um als Coach wirksam zu werden. Also alles so, wie es sein sollte… Ja, das war vor gut einer Woche! Denn wie soeben beschrieben ist auch mein Umfeld ausgesprochen dynamisch und auch mir bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als eine Lernende Organisation zu sein, quasi eine lernende Ich-AG, die stetig mit den Veränderungen geht, sich aus sich selbst heraus entwickelt und immer wieder anpasst. Was ist los in meiner Welt? Diese wundervolle Abteilung von tollen Agile Coaches und Organisationsentwickler, der ich angehören darf, strukturiert sich um, oder muss umstrukturiert werden, sich strategisch neu aufstellen, ausrichten, was auch immer… Was das für mich bedeutet? Das weiß ich noch nicht so richtig! Also außer natürlich, dass die Welt, in die ich mich gerade eingearbeitet habe, demnächst schon wieder eine andere sein wird!

Wenn der Schwindel einen umhaut

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn das Karussell meines Lebens sich besonders schnell dreht, muss ich immer ein wenig aufpassen, dass mir dabei nicht schwindelig wird. Ich brauche einen Fixpunkt, einen Anker damit es mich nicht umhaut. Als die Neuigkeiten Ende letzter Woche verkündet wurde, habe ich gefühlt unglaublich entspannt reagiert. Ich habe auf Stresssymptome gewartet, auf Unsicherheit, Unglauben, Wut, Angst… Da kam nichts. Was mich zu diesem Zeitpunkt gewundert hat, ist mir inzwischen klar geworden: ich habe einen verdammten Anker, einen unfassbaren Fixpunkt, der mir wie ein heller Stern die Richtung vorgibt, mir Orientierung schenkt, egal wie wild sich die Dynamik unserer Welt gerade um mich dreht. Dieser Fixpunkt ist meine Vision, mein Traum, mein Purpose. Ich kenne mein Ziel und das gibt mir Stabilität und Ruhe im Sturm.

Über die letzten Jahre ist mir immer klarer geworden, dass ich High Performance Teams und Organisationen gestalten möchte, und zwar nicht über Strukturen und Prozesse, sondern über Mindset und darüber, dass ich Menschen das Handwerkszeug mitgebe, das sie brauchen, um selbstwirksam zu werden. Soft Skills sind mehr als Esoterik oder ein nettes Add-On, denn am Ende des Tages futtert Mindset Strukturen und Prozesse zum Frühstück. So entstand dieses Konzept in meinem Kopf und in meinem Herzen, diese große Idee eines ganzheitlichen und nachhaltigen Trainingskonzept, das Menschen so aufstellt, dass sie selbstständig in der Lage sind zu lernenden Ich-AGs zu werden und dadurch ihre Organisation zu einer Lernenden Organisation werden zu lassen. Die einzelnen Elemente durfte ich hier und da und dort schon ausprobieren, um festzustellen, dass sie funktionieren. Was mir noch fehlt, ist die Chance, das Große und Ganze umzusetzen, denn ich weiß, dass es funktioniert und ich weiß, dass ich es kann!

Dieser Traum, diese Vision ist nun schon Jahre alt und fest in meinen Gedanken. Inzwischen gibt es fertige Konzepte und diverse wissenschaftlich Erkenntnisse, Studien, Thesen, die meine Idee untermauern. Man könnte sagen, dieser helle Stern leuchtet von Monat zu Monat klarer und zeigt mir so meine ganz eigene Richtung. Wenn ich nun die letzten Jahre, eigentlich sogar Jahrzehnte Revue passieren lasse (denn tatsächlich hat dieser Stern schon vor über 21 Jahren, als ich mein eigenes, erstes Crew Ressource Management Training hatte, zu leuchten begonnen), dann fällt mir auf, dass es in meinem Leben immer wieder kleine und große Veränderungen gab. Die einen haben mich meinem Traum etwas nähergebracht, die anderen haben mich ein Stück weit weggezogen. Ich bin irgendwie immer geschmeidig mitgegangen, ohne diesen Stern, der manchmal nur ganz leicht und unendlich weit entfernt geleuchtet hat, aus den Augen zu verlieren.

Denn der Himmel ist voller Sterne

Ich weiß nicht wo und wie hell euer Stern leuchtet und wie weit weg er gerade ist, aber es gibt ihn und wenn ihr ihn momentan nicht sehen könnt, lohnt es sich vielleicht, etwas genauer hinzuschauen. Denn wenn es eines gibt, was ihr braucht um in dieser verrückten Welt den Halt nicht zu verlieren, dann ist es euer Fixstern, euer Ziel, eure Vision, euer Purpose.

Ich selbst befinde mich gerade in einem echten Hochleistungs-Raumschiff mit vierfacher Warpgeschwindigkeit! Eigentlich muss ich nur noch das Fenster runterkurbeln, denn mein Stern ist zum Greifen nah, direkt vor mir, riesengroß, strahlend hell und wunderschön. In manchen Momenten ist es fast wie ein Traum. Ich bin so gut wie da. Diese Kraft und diese unbeirrbare Richtung, die mir das gibt, kann ich gar nicht wirklich in Worte fassen. Es ist ein tolles Gefühl. Klar weiß ich nicht, ob mich die neusten Veränderungen in meinem Leben vielleicht wieder ein Stück weg von meinem Stern ziehen. Das kann durchaus sein und wenn es so kommt, dann kommt es so. Das wird mich aber nicht von meinem Weg abbringen. Die Ich-AG in mir wird schon einen neuen Approach ausdeuten, der dann bestimmt sogar besser ist, als der alte. Aber vielleicht bringen mich die neusten Veränderungen ja sogar noch ein bisschen näher an meinen Stern ran, vielleicht sind es diese Veränderungen, die das Fenster meines Raumschiffes öffnen und dann muss ich nur noch zugreifen, weil mein aktueller Approach vielleicht schon der Beste ist. Ich kann es euch nicht sagen, aber ich verspreche, euch auf dem Laufenden zu halten, nach meinem Urlaub! Bis dahin wünsche ich euch zauberhafte Sommernächte. Vielleicht macht ihr es wie der kleine Prinz es empfiehlt und schaut euch bei Nacht den Himmel an, richtet eure Blicke in die Sterne und unter Umständen findet ihr ja dabei diesen einen, der nur für euch ein bisschen heller leuchtet.

Eure Constance

PS:

Vielleicht rollt ihr jetzt verwundert die Augen, oder denkt euch, dass Sterne halt Sterne sind, tote, verglühte Planeten oder Sonnen…Ich verstehe euch echt gut! Ich habe jahrelang diese Sprüche gelesen, mit dem Glauben an sich selbst, der natürlich auf lange Frist zu Erfolg führt, mit den Visionen, die man haben muss und den Träumen. Ich gebe zu, hier und da habe ich sie ein klein wenig belächelt, diese Sprüche und diese Motivations-Coaches… Tja, und jetzt stehe ich da, mit über Vierzig und die Puzzelteile fangen an sich zusammenzufügen. Für mich ist das ein fast surreales Gefühl, weil dieses jahrelange Kämpfen ein Stück weit vorbei zu sein scheint. Alles passiert -fast von alleine- und ich gehe einfach nur mit, im festen Vertrauen auf meine Idee und meine Ressourcen. Das ist schön!

Der Himmel ist voller Sterne und das Leben ist auch zum träumen da!

Der Himmel ist voller Sterne und das Leben ist auch zum träumen da!

Ein Land im Regenbogenfieber...

Weil es nicht nur um Respekt und Akzeptanz geht

Mein Gott, was war denn da los? Pünktlich zum Spiel Deutschland gegen Ungarn hat Deutschland sich in ein kunterbuntes Regenbogenkleidchen gehüllt. Gefühlt war wirklich ganz Deutschland im absoluten Regenbogenfieber. Auf die ein oder andere graue Ausnahme komme ich später noch zu sprechen! Natürlich konnte auch ich mich dem nicht entziehen. Wer mir auf den sozialen Medien folgt, hat das bestimmt mitbekommen. Ich muss gestehen, es hat mich wirklich stolz gemacht, zu sehen, wie viele Menschen einfach so mitgemacht haben und es hat mich stolz gemacht, dass es mein Land war, dass die Diskussion über dieses ganz und gar unrühmliche Gesetz der ungarischen Regierung derart angefeuert hat! Danke München! Und vielleicht auch Danke UEFA! Hättest du die Beleuchtung nicht verboten, hätten viele Menschen in Europa sicher nicht mitbekommen, was in Ungarn vor sich geht! Plötzlich scheint sich die Diskussion von Gleichstellung, Gleichberechtigung und eben auch die Akzeptanz des Anderen in ganz neue Höhen zu schwingen.

Es geht um so viel mehr, als sexuelle Orientierung

In meinem Fall ist es wohl so, dass ich mal abgesehen davon, dass ich irgendwie zu groß und zu laut bin, wahrscheinlich dem entspreche, was auch in Ungarn diese vermeintliche Norm ist. OK, ich habe mich bewusst gegen eigene Kinder entschieden. Vielleicht passt das nicht wirklich in das Bild der heilen Familie. Wie dem auch sei, ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, festzustellen, anders zu sein, als es diese sonderbare, gesellschaftliche Norm festlegt. Ich kann mir nicht vorstellen, was es im Kern bedeutet, sich zu verstellen, sich anzupassen, weil man die Sorge hat, Familie oder Freunde könnten sich von einem abwenden, sobald man, man selbst ist. Ich musste meine Liebe niemals verstecken, weder aus Angst vor dummen Kommentaren, noch vor verletzenden Blicken, oder vielleicht sogar rechtlichen Konsequenzen. Wenn ich mit dem Menschen, den ich liebe, durch die Straßen gehe, halten wir uns natürlich an den Händen, wir umarmen uns, küssen uns, weil wir glücklich sind und das darf die ganze Welt wissen. Es gibt Menschen, die nichts anderes tun, dafür aber beleidigt, angespuckt, verprügelt werden! Weil sie lieben?! Ganz ehrlich, was ist das für eine absurde Welt! Wir Leben im 21. Jahrhundert, sind digitalisiert bis unter die Zähne und sexuell so aufgeklärt, dass es mir manchmal fast weh tut und in Mitten dieses ach so aufgeklärten Zeitalters versucht eine europäische, demokratische Regierung gleichgeschlechtliche Liebe aus dem kollektiven Bewusstsein zu streichen? - Schlimmer noch, sie stellt Homosexualität gefühlt in eine Ecke mit Pädophilie! Wie verletzend das für alle schwulen Männer sein muss, hat mir ein lieber und langjähriger Freund bestätigt. Was machen diese Diskussionen mit Menschen? Ich würde anfangen mich zu verstellen und meine Persönlichkeit zu verstecken. Beides würde sehr viel Energie fressen, mich in meiner Entfaltung hemmen und der Welt die Möglichkeit nehmen, mich ganzheitlich in all meinen Farben, mit all meinen Fähigkeiten zu erleben! Traurige Vorstellung, findet ihr nicht auch?

Es geht um Potenzial und um Entwicklung

Als Human Factors Consultant habe ich, wenn es um Potenzial, um das Humanvermögen einer Organisation geht (nennt sie Team, Unternehmen, Land, oder Welt), noch mal eine ganz eigene Perspektive, auf das, was in Hinblick auf Diversity und Akzeptanz von Unterschiedlichkeit passiert. Im Job ist es mein Ziel, High Performance Teams und High Performance Organisationen “zu produzieren”. Über meine Wege und Hebel zur Erreichung dieses heeren Zieles berichte ich ja allwöchentlich. Was ich vielleicht noch nicht so deutlich gemacht habe, ist die “menschliche Basis” von High Performance! Diese Basis ist nämlich im besten Fall ausgesprochen heterogen, um nicht zu sagen divers! Warum? Weil es in einer komplexen Welt einfach ganz viele unterschiedliche Perspektiven braucht, um zu einer bestmöglichen Lösung zu kommen. Natürlich resultieren diese unterschiedlichen Perspektiven auch aus unterschiedlichen Persönlichkeiten. Diversity bedeute nicht nur unterschiedliche sexuelle Ausrichtungen, oder diese überstrapazierten Diskussionen über Frauen in Führungsetagen zu führen, sondern auch aus einer Kombination aus unterschiedlichen kulturellen Einflüssen, unterschiedlichen generationsbedingten Einflüssen und Wertesystemen, unterschiedlichen Vorlieben und unterschiedlichen Meinungen ganz neue Ideen zu gewinnen. Je bunter und breiter gefächert das Bild, je diverser das Team, desto größer die Wahrscheinlichkeit, High Performance zu erzeugen.

Das einzige, was uns in so perfekten Kombinationen unterschiedlicher Menschen davon abhält, zu einem echten High Performance Team zu werden, ist diese offensichtlich sehr tief sitzende Angst vor allem, was anders ist. Diese Angst ist wissenschaftlich verbrieft und kommt noch aus den Zeiten, in denen wir in Höhlen zu hausen pflegten. Da waren “die anderen” natürlich immer eine veritable Bedrohung für Leib, Leben und Hausstand! Allerdings ist festzustellen, dass diese Zeiten vorbei sind! -Wie gesagt, digitalisiert bis unter die Zähne! Das passt nicht zu steinzeitähnlichem Verhalten, nicht in Ungarn und auch nicht hier in Deutschland! -Ja, die Regenbogenflut war gewaltig, aber auch die intoleranten Gegenstimmen haben sich für meinen Geschmack noch zu deutlich Luft gemacht. Ganz ehrlich, die sexuelle Orientierung meines Nachbars, das Geschlecht meinX ChefX, die Hautfarbe des Eisverkäufers, oder die Haarfarbe der von oben bis unten tätowierten Kindergärtnerin der Nachbarskinder hat keinerlei Einfluss auf mein Leben! Soll doch jeder sein wie er will! Denn nur wenn Menschen nicht mehr all ihre Energie darauf verschwenden müssen, sich an irgendein Schema “F “anzupassen, können sie diese Energie nutzen, um tatsächlich Höchstleistungen zu erbringen!

Und am Ende geht es ums Glücklich Sein

Jetzt stelle ich mir vor, was diese Gesellschaft für eine High Performance Gesellschaft sein könnten, wenn jeder einfach sein dürfte, wie er wirklich ist, wenn keine Energie mehr darauf verschwendet werden müsste, um einem bestimmten Schema zu entsprechen. Ein bisschen träumen muss in diesem Zusammenhang ja erlaubt sein! Wobei, wenn ich mir die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit anschaue, sollten wir tunlichst daran arbeiten, diesen Traum in die Realität umzusetzen. Wir haben mehr als genug Probleme, die es anzugehen gilt und ein klein wenig High Performance kann dabei nicht schaden. Zauberhafter Nebeneffekt dieser radikalen Toleranz, Akzeptanz und persönlichen Freiheit wäre, dass es viel mehr glückliche Menschen gebe. In Anbetracht der Tatsache, dass die Zeit, die uns zum glücklich sein, geschenkt wird, am Ende des Tages doch ausgesprochen begrenzt ist, wäre das vielleicht das größte Geschenk!

Danke München

Und zum Abschluss: wie war eigentlich euer Fußballabend? Das Spiel war ja ehr so “geht so”! Während ich mich durch dieses Spiel gezittert habe, habe ich mich tatsächlich immer wieder bei dem Gedanken ertappt, was denn wäre, wenn München die bunten Lichter trotz Verbots irgendwann anschalten würde! Würde die Regie in einen Schwarz-Weiß-Modus umschalten? Würde die Welt untergehen? Ungarn aus der EU austreten? Der rechtsradikale Fanblock aus diesem schönen Land am Balaton wutschnaubend das Spielfeld stürmen? Oder würde einfach nichts passieren und die LGBTQ Community in Ungarn für einen kurzen Moment das Gefühl haben, nicht alleine zu sein? -Nicht “falsch” zu sein? Vielleicht wäre es das i-Tüpfelchen gewesen und ich war am Ende fast ein bisschen enttäuscht, dass München sich nicht in zivilen Ungehorsam geübt hat. Ich verstehe aber auch, dass es nicht passiert ist! Was bleibt ist das fette Dankeschön an die Stadt München. Danke für diese Diskussion! Ich hoffe sehr, dass sie länger anhält, als, die Regenbogen in den Sozialen Medien!

Eure Constance

Mehr Farbe braucht die Welt…

Mehr Farbe braucht die Welt…