Ziel

Glücklich und zufrieden ganz ohne Purpose? -Die Frage nach dem Sinn des (Arbeits-) Lebens

Ave Purpose!

Der Purpose, das Hochgebet aller New Work-Jünger… Ein Job ohne Purpose, ohne höhere Sinnhaftigkeit, ist sowas von old-school und unsinnig, überflüssig. Der Purpose, dieser übergeordnete Sinn und Zweck allen Tuns und Handelns scheint so etwas wie der heilige Gral einer ganzen Generation zu werden. Selbst Personaler bestätigen, dass vor allem jüngere Bewerber auf Jobs mit Purpose stärker anspringen. Aber macht dieser Purpose tatsächlich so glücklich, so zufrieden, dass er diese zentrale Rolle derart uneingeschränkt verdient hat, die wir ihm in unserer schönen neuen Welt der New Work einräumen? Oder kann man auch ganz ohne Purpose glücklich sein? Gute Frage! Ich habe meinen ganz eigenen Purpose schon sehr lange für mich gefunden. Er ist mein leuchtender Fixstern, der selbst in den düstersten Nächten hell und unbeirrbar strahlt und mir den Weg zeigt. “Ich verändere die Welt!” Ich weiß, nicht gerade bescheiden, aber so ist es nun mal! Die Gewissheit die Welt zu verändern, sie besser zu machen, treibt mich Tag für Tag an, trägt mich wie eine Welle, schiebt mich voran wie ein Schneepflug, oder zieht mich mit wie ein Drache, der eine Windbö erwischt hat.

Muss sie wirklich sein, die Frage nach dem Sinn?

Wäre die Sinnfrage tatsächlich die zentralste bei unserer Berufswahl, dann müssten Jobs in der Pflege, Kinderbetreuung und bei der Müllabfuhr einen absoluten Run erleben. Die Realität sieht anders aus. Ganz oben auf der Wunschliste: Influencer. Wot the f****? Sinnfreier geht es fast nicht. So müssen wir aufpassen, dass wir uns mit dieser Überbetonung der absoluten Sinnhaftigkeit nicht anfangen selbst zu belügen. Wenn Internetplattformen für Katzenvideos und Selbstdarsteller mit „To give everyone a voice and show them the world!“ wirbt, könnte man meinen, das sei etwas dick aufgetragen. Der Purpose von Starbucks ist übrigens „To inspire and nurture the human spirit“! -Mit Hilfe von Pappbechern und Zuckersirup! Ist klar! Mich würde tatsächlich sehr interessieren, welche Rolle dieser Purpose bei den hart arbeitenden Leuten hinterm Kaffeetresen spielt. Ich glaube ich frage mal nach, wenn ich das nächste Mal Lust habe auf Kaffeegetränke mit endlos langen Namen habe.

Offensichtlich scheint es gegenwärtig immanent wichtig zu sein, die eigene Bedeutung herauszustellen. Ein möglichst großer moralischer Überbau scheint hierbei ausgesprochen hilfreich. Aber kann dieser Purpose tatsächlich für Motivation, Bindung, Leistung und Zufriedenheit sorgen? Ich habe da so meine Zweifel. -Zumal die Psychologie, die “Lehre von der Seele“, welche das menschliche Erleben und Verhalten empirisch erforscht, keinen Purpose kennt.

Was den Menschen antreibt

Was uns Menschen tatsächlich antreibt, motiviert, zufrieden sein lässt, glücklich macht, ist gemäß einer Studie der Herren Ryan und Deci aus dem Jahr 2000 etwas anderes. Diesen beiden Herren zufolge strampeln wir uns tagtäglich ab, um folgende drei psychologischen Basisbedürfnisse zu stillen:

Als erstes gilt es das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit zu stillen. Wir alle wollen Teil einer Gruppe sein und ein integratives soziales Umfeld hilft, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Neben diesem Wunsch nach Verbindung gilt es jedoch auch das Bedürfnis nach Autonomie zu stillen, denn es erfüllt uns mit Zufriedenheit, selbstbestimmt leben und arbeiten zu können, im Einklang mit unseren Werten und Zielen. Der kontrollierende Chef kann dabei ausgesprochen hinderlich sein. Da hilft auch kein Purpose! Außerdem treibt uns das Bedürfnis nach Kompetenzerleben an. Wir mögen es nicht, wenn wir etwas nicht hinbekommen. Wir wollen uns als kompetent und effektiv erleben. Gut strukturierte, klare Rahmenbedingungen und Prozesse unterstützen uns hierbei ausgesprochen gut.

Es gibt unzählige Theorien, die denen von Deci und Ryan ähnlich sind, keine jedoch bezieht den Purpose als Motivator ein. In einer noch relativ neuen Publikation von Veronika Brandstätter aus dem Jahr 2013 werden vier Grundmotive dargestellt, die uns antreiben: die Leistungsmotivation, die Anschlussmotivation (soziale Eingebundenheit), die Erwartungsmotivation (was wir uns auf Grund unserer Erfahrungen erhoffen) und die Machtmotivation.

Ein weiterer Faktor, der laut Claudia Harzer und Willibald Ruch eine wichtige Rolle für uns Menschen spielt, ist, ob wir unsere sogenannten Signaturstärken, die wir im Laufe unseres Lebens ausgebildet haben, in unser tägliches Tun einbringen können oder nicht. Von Purpose ist wieder keine Rede!

Der Sinn des Lebens?

Egal wie viele Theorien wir uns anschauen, sie machen klar, warum kein Mensch bei einer Organisation bleibt, weil er ihren Purpose liebt, seinen Job aber langweilig, doof, unangenehm findet. Sie erklären auch, warum es Menschen gibt, die gerne in Waffenfabriken arbeiten. Denn am Ende sehnen wir Menschen uns nach Selbstverwirklichung. Wir sehnen und danach, uns kreativ austoben zu dürfen und erfolgreich gute Arbeit abliefern zu dürfen. Nicht ausgeschlossen, dass die Mitarbeiter einer Waffenfabrik stolz darauf sind, dass ihre Panzer besonders verlässlich und treffsicher sind, sie also gemeinsam gute Arbeit abliefern.

Vielleicht müssen wir einsehen, dass es Menschen in Organisationen nicht um den Sinn des Lebens im philosophischen Sinne geht, sondern vielmehr darum, mit dem, was wir soundso viele Stunden pro Woche tun, unsere Bedürfnisse zu stillen.

Also Schluss mit all dem Purpose-Geschreie?

Klares nein! Ich verrate Euch, warum ich als Coach immer wieder Purpose-Sessions mit den Organisationseinheiten, die mit mir arbeiten, mache. - Und das gerne und aus Überzeugung: Ein gemeinsamer Purpose wirkt integrativ und fördert das Teamerleben, sorgt also für soziale Eingebundenheit. Außerdem gibt ein gut formulierter, klarer, gemeinsamer Purpose Richtung und Rahmen, den es braucht um in ein echtes Kompetenzerleben einzutauchen. Zusätzlich kann jeder und jeder, der/die neu ins Team kommt, an Hand des Purposes überprüfen, ob der Rahmen und die Richtung des Teams zum ihm oder ihr passt. Ein Purpose kann ein wunderbarer Fixstern sein, wenn er aus den Menschen herauskommt, die ihn leben möchten und wenn er im täglichen Tun eine Rolle spielt.

Was ein Purpose auf persönlicher Ebene bewirken kann, erfahre ich tagtäglich. Mein Gott, schenkt mein Purpose mir Energie! Unfassbar eigentlich. Für mich funktioniert es sehr gut! Und dennoch glaube ich, dass man auch ohne Purpose glücklich und erfolgreich sein kann. Ich war es viele Jahre und irgendwann war er eben da, mein Purpose, mit dem ich seitdem durchs Leben gehe.

Und diese Marketing-Purposes? Ich lächle drüber, denn am Ende tun sie keinem weh, es sei denn, das jeweilige Unternehmen glaubt, ein möglichst inhaltsschwangerer Purpose reiche aus, um Mitarbeiter zu motivieren und an sich zu binden.

Habt einen schönen, vielleicht sogar sinnhaften Sonntag.

Eure Constance

PS: Weil es dann doch so schön ist, hab ich hier noch einen für Euch: „To help the world run better and improve people‘s lives.“ -Ehrlich SAP, man könnte meinen, den habt Ihr bei Ärzte ohne Grenzen geklaut!? Der ist mindestens so großkotzig wie mein Purpose!

PPS: Der letzte Influencer, der die Welt mit einem moralischen Überbau und einen gesellschaftlich absolut korrekten und sozialen Purpose in radikalste Verzückung versetzt hat, wurde ja vor noch nicht allzu langer Zeit vom ZDF Magazin Royal komplett demontiert. In diesem Fall diente der Purpose wohl vor allem der absoluten Gewinnmaximierung. Man muss eben aufpassen, dass Purposes nicht zu inhaltsschweren Marketinginstrumenten verkommen.

Auf der Suche nach Sinn und Sinnhaftigkeit

Wie wichtig ist ein Purpose für mein berufliches Glück?

Merry Christmas und eine lehrreiche Zeitreise mit den Geistern der Weihnacht!

So schnell fliegt ein Jahr vorbei…

Unfassbar wie schnell dieses Jahr vorbeigeflogen ist! Schon ist es wieder so weit: mein letzter Blog vor der Weihnachtspause! Pünktlich zum neuen Jahr bin ich direkt am zweiten Januar mit Neuem aus der Kategorie “Food for Thought” zurück. Außerdem gibts im Januar einen Gastartikel bei t2informatik von mir! Es wird also spannend. Bis dahin gibt es jeweils donnerstags auf den sozialen Medien meinen Throwback Thursday mit den besten ollen Kamellen frisch für euch aufgewärmt.

So viel zum Organisatorischen! Kommen wir zu meinem letzten Thema in diesem Jahr! Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich neige zum Ende eines Jahres immer ein ganz klein wenig zu einer leichten Form des Dramas! Deshalb sollte dieser Blog natürlich auch inhaltlich etwas Besonderes sein. Nach meinem letzten Blog kam inzwischen mehrfach der Vorschlag bei mir an, zuhause vielleicht doch auch einmal eine Mitarbeiterumfrage durchzuführen! Tolle Idee, ehrlich! So eine Mitarbeiterbefragung ist mindestens ebenso spannend, wie eines dieser Jahresgespräche. Allerdings muss mein Mann sich jetzt erstmal von seinem Jahresgespräch erholen, eh ich ihn ins nächste Experiment stürze! Und außerdem ist Weihnachten! Da sollte es schon auch ein wenig besinnlich sein und das sind Mitarbeiterbefragungen aus meiner Erfahrung nur sehr selten.

Der Geist der Weihnacht

Für mich persönlich ist gerade die Zeit kurz vor und um Weihnachten eine Zeit, in der ich sehr intensiv das letzte Jahr nochmal reflektiere, um es dann loszulassen. In der Zeit zwischen den Jahren habe ich immer schon einen sehr starken Fokus auf das, was sein wird, wo ich hin will im kommenden Jahr, aber ein Stück weit immer wo ich im Leben hin will. Ich justiere meinen inneren Kompass ganz bewusst nach und überlege, was es zukünftig braucht und was nicht (mehr). Genau dazu möchte ich auch euch in diesem Blog auch einladen! Mein Weihnachtsgeschenk an euch: Ihr schreibt frei nach Charles Dickens eure eigene Weihnachtsgeschichte, wenn ihr möchtet.

Aber mal von vorne: Dass ich auch hinsichtlich meiner persönlichen Weiterentwicklung recht umtriebig bin, habt ihr sicher mitbekommen. Gegenwärtig arbeite ich an meinem Master in NLP, neurolinguistischer Programmierung, einer stark Ziel- oder Ergebnisorientierten Form der Persönlichkeitsentwicklung. Im Rahmen dieser Weiterbildung durfte ich ganz aktuell das Dickens-Modell kennenlernen, das ich euch heute schenken möchte.

Ihr kennt Charles Dickens Weihnachtsgeschichte von Ebenezer Scrooge, dem alten Griesgram und Geizhals, dem Dickens anno 1843 die Geister der Weihnacht erscheinen lässt, die ihn mit in die Zukunft nehmen, um Scrooge eine Idee hinsichtlich der Folgen seines Handelns zu geben? Zu einer ähnlichen Reise lade ich euch nun im Rahmen des Dickens-Modells ein, wenn ihr euch darauf einlassen möchtet! Ich warne natürlich ausdrücklich! Denn manchmal ist da in der Zukunft etwas, das uns so ganz und gar nicht gefällt. Aber vielleicht ist da auch etwas Wunderbares. Ich weiß es nicht. Schaut selbst nach!

Dann lass uns mal beginnen

Wenn du also diese kleine Reise mit mir vagen möchtest, bitte ich dich im ersten Schritt kurz über dich selbst nachzudenken und während du so überlegst, wer du bist, fällt dir ja vielleicht auch eine Überzeugung ein, die du einfach nicht loswirst und die dich ausbremst. Vielleicht ist es so etwas wie “ich bin da-und-dafür nicht gut genug”, oder “das-und-das werde ich nie lernen”, oder “das Rauchen werde ich niemals sein lassen können, denn ich bin abhängig”, oder “ich kann ohne mein Stück Schokolade am Abend nicht einschlafen” (letztere ist meine!). Jeder von uns kennt sie, diese Glaubenssätze und jeder denkt sich hier und da, wie es denn wäre nicht süchtig zu sein, gut genug zu sein, oder alles lernen zu können. -Oder auch ohne Schokolade einschlafen zu können!

Geh kurz in dich. Nimm dir Zeit. Vielleicht möchtest du sogar für einen Moment die Augen schließen, um diese eine Überzeugung zu finden, die dich ausbremst und die du gerne in eine neue und positive Überzeugung umwandeln möchtest.

Bist du soweit? Wunderbar! Dann denke doch einmal kurz über die Konsequenzen nach, die diese Überzeugung bereits für dich hatte, in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Was hast du auf Grund dieser Überzeugung erlebt? Was ist dir vielleicht versagt geblieben? Nimm dir gerne einen Moment Zeit…

Denke dich nun fünf Jahre in die Zukunft, gemeinsam mit dieser Überzeugung, die dich einschränkt, vielleicht sogar ein Stück weit beherrscht. Wie siehst du aus? Dein Gesicht? Dein Körper? Wie siehst du dich? Was denkst du über dich und was denken andere über dich? Was sagen sie vielleicht über dich? Mache dir die genauen Sätze bewusst. Wie fühlst du dich? Wie fühlen sich deine Mitmenschen wohl mit dir, Familie, Freunde, Kollegen? Schließe gerne kurz deine Augen und sehe dich selbst vor dir stehen: du in fünf Jahren.

Erlebe diesen Moment bewusst, eh du gleich weiterliest.

Lass uns nun noch etwas weiterreisen. Wir befinden uns zehn Jahre in der Zukunft. Weihnachten 2031. Deine dich limitierende Überzeugung ist noch immer bei dir. Was wird dich das bereits gekostet haben? Wie siehst du dich selbst und wie sehen dich die Menschen um dich herum nun, in zehn Jahren? Was sagen sie über dich und was sagst du über dich selbst? Was denkst du von dir? Wie geht es dir und wie geht es den Menschen um dich herum mit dir? Was hat sich in den letzten fünf Jahren getan? Weihnachten 2031: lass es kurz vor deinem inneren Auge real werden, um dann auch schon wieder weiter zu reisen.

Nun denkst du dich zwanzig Jahre in die Zukunft. Ich weiß, das scheint sehr weit weg, aber stelle dir einfach vor, wie du sein wirst, in zwanzig Jahren mit dieser dich limitierenden inneren Überzeugung. Stell dir vor wie dein Leben bis dahin verlaufen sein wird. Wie siehst du aus? Wie nimmst du dich selbst wahr und wie nehmen dich andere wahr? Was sagen sie von dir? Und was denken sie von dir? Was denkst du über dich, wenn du dich so siehst? Wie fühlst du dich und wie fühlen sich andere mit dir? Versuche dir jedes Detail bewusst zu machen. Nimm dir Zeit!

Ja, ich habe dich gewarnt…

Lass uns in die Gegenwart zurückkehren. Komm ins hier und jetzt und stelle fest, dass alles nur ein Gedankenspiel war. Nichts davon ist real, nichts ist geschehen, noch nicht. Was du dir selbst in den letzten Minuten gemacht hast, ist ein Geschenk. Vielleicht ist es ein schmerzhaftes Geschenk, aber vielleicht wird es dir auch dabei helfen, dein Leben anders zu leben.

Steh gerne kurz auf und schüttle dich einmal ganz wild, denn es geht in die zweite Runde!

Denke nun an diese alternative, positive Überzeugung, die du dir so gerne zu eigen machen möchtest. Nimm dir ruhig einen Moment Zeit, um sie für dich nochmals zu formulieren. Sei ganz bei dir, in deiner Gedankenwelt.

Reise nun fünf Jahre in die Zukunft, mit dieser positiven Überzeugung, die ganz präsent in deinem Denken und Handeln ist. Wie siehst du aus? Dein Gesicht? Dein Körper? Wie siehst du dich selbst und wie sehen dich andere? Was denken sie über dich und was denkst du selbst von dir? Was sagst du von dir und was sagen andere über dich? Formuliere es für dich im Kopf aus. Vielleicht magst du es sogar vor dich hin flüstern. Wie fühlst du dich und wie fühlen sich deine Mitmenschen, deine Familie, deine Freunde mit dir? Schließe gerne kurz die Augen und bleibe ganz bei dir mit dieser neuen Überzeugung, eh du weiterreist.

Im zweiten Schritt reist du wieder ins Jahr 2031. Es ist Weihnachten und du siehst dich in zehn Jahren mit dieser positiven neuen Überzeugung. Was hat sie dir gebracht, geschenkt? Wie siehst du dich und wie sehen dich andere? Was sagst du selbst und was sagen andere über dich? Wie fühlst du dich und wie fühlen sich die anderen mit dir? Stell es dir vor deinem inneren Auge vor: dein Weihnachten in der Zukunft! Wie riecht es und wie schmeckt es und wie fühlt es sich an? Nimm dir einen Moment, ganz für dich. Versuche jede Kleinigkeit vor deinem inneren Auge sichtbar, vor deinem inneren Ohr hörbar deiner inneren Nase riechbar zu machen. Spüre diesen Moment mit allen Sinnen.

Wunderbar! Schön, dass du dir Zeit für dich und deine Gedanken nimmst. Lass uns noch ein wenig weiterreisen. Du gehst nun ganze zwanzig Jahre in die Zukunft, mit dieser neuen Überzeugung. Wie verändert sich dein Leben? Wie siehst du in zwanzig Jahren aus? Wie sehen dich andere und was sagen sie über dich? Was sagst du selbst von dir? Und ganz wichtig: wie fühlst du dich nun? Schließe gerne deine Augen und fühle dich voll in diesen Moment ein. Vielleicht kannst du wieder etwas hören oder riechen. Welche Farbe hat das Licht? Wie fühlt sich deine Hände an, deine Beine?

Wenn du so weit bist, diesen Moment loszulassen, dann komme ganz langsam wieder ins hier und jetzt zurück und betrachte einmal ganz bewusst diese beiden möglichen Perspektiven, deine zwei Leben, und entscheide dich ganz bewusst welches Leben du leben möchtest…

Denn die größten Wunder tragen wir selbst tief in uns

Ebenezer Scrooge hat sich entschieden und schon direkt am nächsten Tag anders, neu gehandelt. Er hat sich selbst und seine Mitmenschen überrascht und seinem Leben eine neue Richtung gegeben. Ob es wirklich Geister waren, die ihn dazu gebracht haben, zu wachsen, zu lernen? Ob es Coaches sind, die Persönlichkeitsentwicklung auslösen? Ich weiß es nicht. Aber ich habe die Überzeugung, dass die wirklichen Wunder nicht von außen kommen, sondern in uns stecken, in dir, in mir, in euch. Was es braucht, sind Momente, in denen wir innehalten und diesen Wundern in uns Raum geben. Es ist unser Leben, unser Schicksal und jeder von uns darf entscheiden, ob wir unser Leben leben, oder uns von unserem Leben leben lassen, tief im Hamsterrad der Gewohnheiten steckend. Der Zauber passiert jenseits dieses Rades und ich glaube, wofür es uns Coaches wirklich braucht, ist für den Moment, in dem das Rad kurz anhält. Dann strecken wir euch eine Hand entgegen, die es zu ergreifen gilt! -Im festen Vertrauen auf diese Person, die euch die Hand reicht, vor allem aber im festen Vertrauen auf euch selbst. Und das wirklich Wunder ist nicht Weihnachten oder ein Geist, noch nicht mal ein Heiliger Geist. Das wirklich Wunder ist unser freier Willen. Du ganz allein darfst entscheiden, wo die Reise für dich hin geht! Das ist der wahre Zauber!

Merry Christmas

Ich wünsche euch und euren Liebsten eine ruhige, besinnliche Weihnachtszeit, die euch für einen kurzen Moment aus euren Hamsterrädern klettern lässt um in all diesem Lärm ganz bewusst diese schöne Stimme tief in euch selbst hören zu können.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in ein zauberhaftes Jahr 2022, gespickt mit Wundern und Neuem!

Eure Constance

Weihnachten, eine Zeit voller Wunder

- Und das größte Wunder von allen steckt doch tief in uns selbst!

Ich schaff's! -Heute mal was fürs Herz

Ben Furman und die glücklichen Kinder

In der letzten Woche bin ich im Rahmen einer eigenen Weiterbildung in die Untiefen der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) eingetaucht und irgendwie war mir bereits am Montag klar, dass ich an diesem Wochenende etwas über NLP würde schreiben wollen. Winterkorn und Konsorten nehme ich mir dann nächste Woche vor! Natürlich dachte ich an irgendeinen Klassiker, irgendwas mit Refraiming oder Pacing, oder so… Dachte ich! Schaue ich jetzt allerdings auf die letzte Woche zurück ist es etwas ganz anderes, das besonders nachhaltig in meinem Kopf hängen geblieben ist. De Facto glaube ich sogar, dass es nicht nur in meinem Kopf, sondern direkt in meinem Herz hängen geblieben ist.

Dank meiner wundervollen Ausbilderin Anita durfte ich den finnischen Psychologen Ben Furman kennenlernen, der sich vor allem mit problematischen Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt. Dies tut er mit einer derart respekt- und liebevollen Art, dass mir das Herz aufgeht und ich nicht umhinkomme, seine Methode, die er “Ich schaff’s!” nennt, mit euch zu teilen. -Nicht zu Letzt auch, weil wir ja alle das Kind in uns mit durch unser Leben tragen und vielleicht deshalb auch als Erwachsene davon profitieren können.

Von zarten Kinderseelen

Im Rahmen des Seminars haben wir unter anderem einen Vortrag von Ben Furman angeschaut, in dem er von einer Reise nach Japan berichtet. Eine Mutter kam mit ihrem Sohn, der zwanghaft seine Fingernägel abgekaut hat, zu ihm. Dieses Problem galt es zu lösen. Interessanterweise interessierte sich Furman zunächst überhaupt nicht für das Problem. Vielmehr beschäftigte er sich in den ersten zehn bis fünfzehn Minuten mit dem, was der Junge schon alles gut konnte. Woraufhin der Junge seine Mama bat, am liebsten den ganzen Tag beim Therapeuten bleiben zu dürfen. Offensichtlich hat er sich wohl damit gefühlt, all das berichten zu dürfen, was er schon alles kann. Wie gut kann ich diesen kleinen Mann hier verstehen! Sicher fühlte er sich sehr stolz.

Als es schließlich darum ging, herauszufinden, was denn wohl das Problem sei, fragte Furman nicht nach dem Problem, sondern danach, was der Junge denn noch alles lernen möchte, obwohl er doch schon so viel konnte. Er wollte lernen, nicht mehr an seinen Fingernägeln zu kauen.

Während mir an dieser Stelle schon das Herz aufging, weil ich so berührt von diesem respektvollen und achtsamen Umgang mit diesem kleinen Menschen war, setzte Furman noch einen drauf: Gleich damit aufhören zu wollen, an allen zehn Fingern zu kauen, sei doch ganz schön viel auf einmal. Der Junge stimmte zu und Furman schlug vor, zunächst erstmal mit einem Finger zu beginnen. Furman nannte das “Baby-Steps” und der Junge entschied sich für einen seiner Daumen. Er durfte sich sogar noch Unterstützer suchen. Mit Hilfe dieser kleinen Schritte und seiner Unterstützer konnte der Junge schnell erste Erfolge feiern und war schließlich so motiviert, dass es ihm gelang, seine neue Fähigkeit, keine Fingernägel mehr zu kauen, voll umzusetzen! Er hat nichts aufgegeben, oder mit nichts aufgehört, sondern etwas Neues angefangen.

Ich schaff’s!

“Ich schaff’s” nennt Ben Furman seine zauberhafte Methode, die er in sieben Schritte einteilt:

  1. Die Definition eines Ziels: Dieses Ziel soll dabei positiv formuliert sein. Es geht nicht darum, etwas sein zu lassen, oder sich zu ändern, sondern darum, eine neue Fähigkeit zu lernen. Lernen fühlt sich immer positiv an, finde ich!

  2. Diese Fähigkeit bekommt sogar einen richtigen Namen, damit sie greifbarer, realer wird.

  3. Da wir im NLP sind, bekommt die Fähigkeit auch einen Anker, oder ein Symbol, dass man nutzen kann, um nicht zu vergessen, was man lernen möchte. -Der berühmte Knoten im Taschentuch!

  4. Weil alles mit Unterstützung leichter geht, wählt man sich als nächstes ein paar Unterstützer aus. Es geht darum, sein Ziel zu teilen und mit der Unterstützung anderen, nicht allein, daran zu arbeiten.

  5. Im nächsten Schritt geht es darum, seine bereits etablierten, individuellen Muster für das Erreichen seines Ziels zu nutzen. Es geht darum, bewusst zu überlegen, wann es einem schon einmal gelungen ist, ein Ziel zu erreichen, oder etwas Neues zu lernen und wie man das gemacht hat.

  6. In Ben Furmans Welt ist es gar nicht schlimm, eine kleine Ehrenrunde zu drehen. Natürlich wird man wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen. Es ist sogar zu erwarten, denn diese alten Muster sind selbstverständlich im Vorteil. Hat man sie doch über Jahre hinweg geübt! Deshalb darf man auch gerne großzügig mit sich selbst sein. Man darf sogar liebevoll mit sich umgehen, wenn man seine neue Fähigkeit doch einmal vergisst.

  7. Zu guter Letzt kommt die Party! Natürlich müssen Erfolge auch ausgiebig gefeiert werden, auch die kleinen! Das macht man dann am besten mit all seinen Unterstützern!

Jetzt stell dir mal vor…

Den Ansatz von NLP, mit dem ich mich gerade beschäftige, hat einen hypnosystemischen Hintergrund, angelehnt an Dr. Gunther Schmidt. Hypnosystemisch… -Hört sich befremdlich für dich an? Keine Sorge, ist alles ausgesprochen wissenschaftsbasiert! Und weil das eine so gute Basis hat, hast du ja jetzt vielleicht Lust auf ein kleines Gedankenspiel.

Stell dir mal vor, es gibt eine Seite von dir, ein Verhalten, oder ein fehlendes Verhalten, dass du gerne ändern möchtest. Oder es gibt dieses eine große Ziel, dass du erreichen möchtest. Jetzt stell dir weiter vor, das Ziele wäre nicht, etwas sein zu lassen, etwas los zu werden, sondern etwas Neues zu erreichen oder zu lernen. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich bin nicht so gut darin, etwas sein zu lassen, oder etwas los zu werden. Das fällt mir immer schwer. Egal ob es die zwei Kilo extra sind, die ich gerne loswerden möchte, oder meine ewige Ungeduld, die ich gerne sein lassen möchte. Dieses “Loswerden” klappt bei mir meistens nur semi-gut! Worin ich aber offensichtlich gut bin, ist darin, neue Dinge zu lernen. Immerhin habe ich in meinem Leben schon so unglaublich viel gelernt, ich muss gut darin sein, etwas Neues zu lernen. Du ja vielleicht auch! Wenn dein Ziel also so formuliert ist, dass du durch lernen daran arbeiten kannst, ist es plötzlich erreichbar! Vielleicht ist das ja bei dir ganz ähnlich. Stell dir also vor, du weißt ganz genau, was du lernen möchtest, um dein Ziel zu erreichen, weil du dieser neuen Fähigkeit sogar einen Namen gegeben hast. Vielleicht hat sie in deiner Vorstellung vielleicht sogar eine Gestalt. Jedenfalls ist das für dich kein abstraktes Etwas mehr. Damit du das auch nicht vergisst, hast du dir einen Knoten in dein Taschentuch gemacht. Das Ziel und damit die Marschrichtung liegen also glasklar vor dir. Jetzt stell dir vor, du musst diesen Weg nicht allein gehen, weil du Menschen hast, die dich dabei unterstützen. So gehst du also los, getragen von deinen Unterstützern, in kleinen, aber dafür realistischen Schritten. Die ersten Erfolgserlebnisse treten schnell ein. Das wird natürlich gefeiert! Und falls du bei all deinen Baby-Steps mal eine kleine Ehrenrunde drehst, lächelst du und bist ganz entspannt mit dir selbst, weil du weißt, dass das normal ist und passiert. Du bist ein Mensch und so funktionieren Menschen nun mal! “Die alten Muster haben immer einen Wettbewerbsvorteil!”, sagt meine Ausbilderin Anita in solchen Fällen! Und Recht hat sie!

Du darfst dich gerne kurz zurücklehnen, vielleicht machst du sogar die Augen zu und lässt dich für einen Moment ganz bewusst auf dieses Gedankenspiel ein. Fühlt sich gut an, oder?

Mit den Ressourcen im Scheinwerferlicht

Manchmal frage ich mich wirklich was mit uns Menschen los ist! Von Kindesbeinen an liegt der Fokus auf den Defiziten, dem was man noch nicht kann, was man falsch macht, oder worin man unbedingt noch besser werden muss. Ben Furman interessiert sich nicht dafür! Was hilft es ihm, sich in endlosen Schleifen um das Problem zu drehen. Er möchte Lösungen finden und dabei sind vor allem unsere Ressourcen hilfreich, die internen, wie unsere Fähigkeiten, die wir alle in uns tragen, aber auch die externen, unsere Unterstützer, die Menschen um uns herum, die nur darauf warten, uns unterstützen zu dürfen. Oder wie würdet ihr reagieren, wenn euch jemand um Unterstützung bittet, wenn euch jemand ins Vertrauen zieht? Ich fühle mich jedes Mal geehrt! Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal Menschen um Unterstützung gebeten? Ich tue es zu selten und strample mich viel zu oft alleine ab, um meine Ziele zu erreichen. Aber wahrscheinlich ist das nur mein ganz eigenes Thema und Ben Furmans Modell “Ich schaff’s!” ist doch nichts für Erwachsene, sondern nur etwas für das Kind in mir! Als Coach muss ich ja auch nicht immer Recht haben.

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag!

Eure Constance

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Ich schaff’s!

Denkt sich auch mein kleiner Kurt und übt lustig weiter, aufs Sofa zu klettern…