Transformation… Ja, nee, is klar!
Nichts ist so beständig wie der stetige Wandel. -Dummer Spruch, aber leider unfassbar wahr. Wie oft sehe ich Organisationen, die sich in eine Transformation begeben, das auch entsprechend kommunizieren, den zeitlichen Rahmen abstecken, sich für die Zeit der Transformation Unterstützung durch Coaches wie mich besorgen, ein Change Management etablieren und so weiter und so fort. All diese Maßnahmen suggerieren natürlich, dass dieser Wandel, die Veränderung, die Transformation irgendwann abgeschlossen sein wird. Wenn ich mir das so betrachte, aus der coachenden Metaebene heraus, muss ich jedes Mal in mich hinein lächeln. Gibt es tatsächlich irgendjemanden hier, der glaubt, die Welt hört irgendwann auf, sich zu drehen? “Leute, werdet endlich mal wach!”, möchte ich gelegentlich schreien. Unser Umfeld ist derart komplex und so extrem dynamisch, dass es schon lange nicht mehr darum geht, den einen Veränderungsprozess zu begleiten und dann ist die Organisation fertig und bereit für das was kommt! Das, was heut noch agil ist, ist morgen sicher schon Schnee von gestern und Post-Agilität wird der neuste Hype sein. Natürlich kann ich mir jetzt immer und immer wieder neue Coaches holen, die den nächsten Wandel begleiten: Agile Coaches raus, Post-Agile Coaches rein! Aber mal ehrlich, ist es das? Was es wirklich braucht, sind Organisationen, die sich stetig aus sich selbst heraus weiterentwickeln, sich stetig anpassen und mit der Dynamik gehen. Es braucht Lernende Organisationen und keine Transformationen!
Die lernende Ich-AG
Doch heute soll es ausnahmsweise mal nicht um Organisationen gehen, sondern um mich. Das hier ist mein letzter Artikel vor meiner Sommerpause (am 08. August geht es weiter!) und ich dachte mir, ich nehme euch mal mit auf eine kleine Reise in meine ganz eigene Gedankenwelt. Anfang des Jahres habe ich euch ja bereits mit auf meine Reise in ein neues Leben genommen und alle meine Onboarding-Schmerzen mit euch geteilt. Ich finde nach ziemlich genau einem halben Jahr ist es an der Zeit, mal zu rekapitulieren. Noch vor gut einer Woche hätte ich gesagt, ich bin angekommen, alles ruckelt sich fest, ich habe einen Alltag gefunden und mit diesem Alltag die Sicherheit und den Rahmen den ich brauche, um als Coach wirksam zu werden. Also alles so, wie es sein sollte… Ja, das war vor gut einer Woche! Denn wie soeben beschrieben ist auch mein Umfeld ausgesprochen dynamisch und auch mir bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als eine Lernende Organisation zu sein, quasi eine lernende Ich-AG, die stetig mit den Veränderungen geht, sich aus sich selbst heraus entwickelt und immer wieder anpasst. Was ist los in meiner Welt? Diese wundervolle Abteilung von tollen Agile Coaches und Organisationsentwickler, der ich angehören darf, strukturiert sich um, oder muss umstrukturiert werden, sich strategisch neu aufstellen, ausrichten, was auch immer… Was das für mich bedeutet? Das weiß ich noch nicht so richtig! Also außer natürlich, dass die Welt, in die ich mich gerade eingearbeitet habe, demnächst schon wieder eine andere sein wird!
Wenn der Schwindel einen umhaut
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn das Karussell meines Lebens sich besonders schnell dreht, muss ich immer ein wenig aufpassen, dass mir dabei nicht schwindelig wird. Ich brauche einen Fixpunkt, einen Anker damit es mich nicht umhaut. Als die Neuigkeiten Ende letzter Woche verkündet wurde, habe ich gefühlt unglaublich entspannt reagiert. Ich habe auf Stresssymptome gewartet, auf Unsicherheit, Unglauben, Wut, Angst… Da kam nichts. Was mich zu diesem Zeitpunkt gewundert hat, ist mir inzwischen klar geworden: ich habe einen verdammten Anker, einen unfassbaren Fixpunkt, der mir wie ein heller Stern die Richtung vorgibt, mir Orientierung schenkt, egal wie wild sich die Dynamik unserer Welt gerade um mich dreht. Dieser Fixpunkt ist meine Vision, mein Traum, mein Purpose. Ich kenne mein Ziel und das gibt mir Stabilität und Ruhe im Sturm.
Über die letzten Jahre ist mir immer klarer geworden, dass ich High Performance Teams und Organisationen gestalten möchte, und zwar nicht über Strukturen und Prozesse, sondern über Mindset und darüber, dass ich Menschen das Handwerkszeug mitgebe, das sie brauchen, um selbstwirksam zu werden. Soft Skills sind mehr als Esoterik oder ein nettes Add-On, denn am Ende des Tages futtert Mindset Strukturen und Prozesse zum Frühstück. So entstand dieses Konzept in meinem Kopf und in meinem Herzen, diese große Idee eines ganzheitlichen und nachhaltigen Trainingskonzept, das Menschen so aufstellt, dass sie selbstständig in der Lage sind zu lernenden Ich-AGs zu werden und dadurch ihre Organisation zu einer Lernenden Organisation werden zu lassen. Die einzelnen Elemente durfte ich hier und da und dort schon ausprobieren, um festzustellen, dass sie funktionieren. Was mir noch fehlt, ist die Chance, das Große und Ganze umzusetzen, denn ich weiß, dass es funktioniert und ich weiß, dass ich es kann!
Dieser Traum, diese Vision ist nun schon Jahre alt und fest in meinen Gedanken. Inzwischen gibt es fertige Konzepte und diverse wissenschaftlich Erkenntnisse, Studien, Thesen, die meine Idee untermauern. Man könnte sagen, dieser helle Stern leuchtet von Monat zu Monat klarer und zeigt mir so meine ganz eigene Richtung. Wenn ich nun die letzten Jahre, eigentlich sogar Jahrzehnte Revue passieren lasse (denn tatsächlich hat dieser Stern schon vor über 21 Jahren, als ich mein eigenes, erstes Crew Ressource Management Training hatte, zu leuchten begonnen), dann fällt mir auf, dass es in meinem Leben immer wieder kleine und große Veränderungen gab. Die einen haben mich meinem Traum etwas nähergebracht, die anderen haben mich ein Stück weit weggezogen. Ich bin irgendwie immer geschmeidig mitgegangen, ohne diesen Stern, der manchmal nur ganz leicht und unendlich weit entfernt geleuchtet hat, aus den Augen zu verlieren.
Denn der Himmel ist voller Sterne
Ich weiß nicht wo und wie hell euer Stern leuchtet und wie weit weg er gerade ist, aber es gibt ihn und wenn ihr ihn momentan nicht sehen könnt, lohnt es sich vielleicht, etwas genauer hinzuschauen. Denn wenn es eines gibt, was ihr braucht um in dieser verrückten Welt den Halt nicht zu verlieren, dann ist es euer Fixstern, euer Ziel, eure Vision, euer Purpose.
Ich selbst befinde mich gerade in einem echten Hochleistungs-Raumschiff mit vierfacher Warpgeschwindigkeit! Eigentlich muss ich nur noch das Fenster runterkurbeln, denn mein Stern ist zum Greifen nah, direkt vor mir, riesengroß, strahlend hell und wunderschön. In manchen Momenten ist es fast wie ein Traum. Ich bin so gut wie da. Diese Kraft und diese unbeirrbare Richtung, die mir das gibt, kann ich gar nicht wirklich in Worte fassen. Es ist ein tolles Gefühl. Klar weiß ich nicht, ob mich die neusten Veränderungen in meinem Leben vielleicht wieder ein Stück weg von meinem Stern ziehen. Das kann durchaus sein und wenn es so kommt, dann kommt es so. Das wird mich aber nicht von meinem Weg abbringen. Die Ich-AG in mir wird schon einen neuen Approach ausdeuten, der dann bestimmt sogar besser ist, als der alte. Aber vielleicht bringen mich die neusten Veränderungen ja sogar noch ein bisschen näher an meinen Stern ran, vielleicht sind es diese Veränderungen, die das Fenster meines Raumschiffes öffnen und dann muss ich nur noch zugreifen, weil mein aktueller Approach vielleicht schon der Beste ist. Ich kann es euch nicht sagen, aber ich verspreche, euch auf dem Laufenden zu halten, nach meinem Urlaub! Bis dahin wünsche ich euch zauberhafte Sommernächte. Vielleicht macht ihr es wie der kleine Prinz es empfiehlt und schaut euch bei Nacht den Himmel an, richtet eure Blicke in die Sterne und unter Umständen findet ihr ja dabei diesen einen, der nur für euch ein bisschen heller leuchtet.
Eure Constance
PS:
Vielleicht rollt ihr jetzt verwundert die Augen, oder denkt euch, dass Sterne halt Sterne sind, tote, verglühte Planeten oder Sonnen…Ich verstehe euch echt gut! Ich habe jahrelang diese Sprüche gelesen, mit dem Glauben an sich selbst, der natürlich auf lange Frist zu Erfolg führt, mit den Visionen, die man haben muss und den Träumen. Ich gebe zu, hier und da habe ich sie ein klein wenig belächelt, diese Sprüche und diese Motivations-Coaches… Tja, und jetzt stehe ich da, mit über Vierzig und die Puzzelteile fangen an sich zusammenzufügen. Für mich ist das ein fast surreales Gefühl, weil dieses jahrelange Kämpfen ein Stück weit vorbei zu sein scheint. Alles passiert -fast von alleine- und ich gehe einfach nur mit, im festen Vertrauen auf meine Idee und meine Ressourcen. Das ist schön!