Persönlichkeit

Fliegt doch erstmal los! -Über Vertrauen und Flügel

Was ist wenn ich falle?“ fragt die Vierjährige. „Und was ist, wenn Du fliegst?“ entgegnet ihr Papa und lächelt. So radelt sie zum erstem Mal in ihrem Leben ganz ohne Stützräder los. Und nur fliegen könnte schöner sein! Danke Papa.

Wenn mich ein Thema findet

Ich finde die Themen für meine Artikel auf den unterschiedlichsten Wegen. Meistens ist es tatsächlich so, dass ich in meinem Blog inhaltlich das verarbeite, das mich in der vergangenen Arbeitswoche am intensivsten beschäftigt hat. Manchmal läuft es jedoch etwas anders. In dieser Woche war das mal wieder der Fall. Mein Thema hat mich in Form dieses wundervollen Fotos gefunden.

“Sei froh! Dein Leben ist schön!”

Auf einer meiner Züge durch die sozialen Medien bin ich über eben dieses Bild gestolpert. Meine Lieblingsfotografin, die wunderbare Katja Kölker (die auch für die Bilder auf meiner Homepage verantwortlich ist -siehe Impressum!), hat es gepostet und ich habe es mehr als nur “geliked”. Ich war schockverliebt weil es mich sehr berührt hat. Katja meinte ganz lapidar, ich solle es mir doch einfach nehmen. Das habe ich getan. -Mit der Ankündigung, ihm einen eigenen Artikel zu widmen! Hier also mein erster Blog für ein Bild und auch für Katja!

Natürlich hatte ich sofort meine eigenen Assoziationen, als ich mir das Bild anschaute. Doch viel spannender, als meine eigenen Gedanken fand ich Katjas Gedanken, als sie dieses Bild schoss. Katja und ich teilen die Vergangenheit in der Luftfahrt und “Fliegt doch erstmal los!” war der heimliche Imperativ unseres damaligen Lebens. Dazu brauchte es Mut, besonders wenn die Reise mal wieder ins Unbekannte ging. Ich ganz persönlich erinnere mich an den Tag, als dieser isländische Vulkan, dessen Namen ich inzwischen zwar aussprechen, aber nicht schreiben kann, ausbrach. Ich war in Kuba und die Gerüchte machten sich breit, dass der Luftraum in weiten Teilen gesperrt werden sollte. Als wir als Besatzung gegen Abend auf unsere Maschine gingen und die Gäste einstiegen, war für keinen von uns klar, wo die Reise enden würde. Relativ klar war, es geht auf jeden Fall nicht nach Frankfurt! Der Plan musste geändert werden! Palma de Mallorca, Salzburg, Nürnberg, Stuttgart, München…? Alles war möglich und davon abhängig, wie sich die Situation in Europa während unserer Reise über den großen Teich entwickeln würde. Das war das erste und einzige Mal, dass ich diesen Slogan “Fliegt doch erstmal los!” auch meinen Gästen schmackhaft machen musste. “Ja, wir fliegen jetzt erstmal los und nein, ich kann Ihnen nicht sagen, wo wir wann landen werden. Und nein, Ihre Familie oder Abholer können Sie nicht von unterwegs anrufen. Aber vertrauen Sie uns, es wird sich alles fügen…”

Ihr könnt Euch vorstellen, was in der Flugzeugkabine los war. Oder nein, könnt Ihr wahrscheinlich nicht. Denn das muss man selbst erleben, um es zu verstehen. In diesem Moment wurde mir klar, dass man, um erstmal loszufliegen, nicht nur Mut braucht, sondern auch Vertrauen, aus dem der Mut fürs Unbekannte wachsen kann.

Eine Gedankenreise

Stellt Euch einmal vor, Ihr kommt morgens zur Arbeit und trefft zum ersten Mal auf Eure Kollegen. Alles Fremde! Es ist vier Uhr morgens. Ihr seid müde, weil Ihr schon seit zwei Stunden wach seid. Aber das ist jetzt egal. Ihr setzt Euch an einen Tisch und schaut, was der Tag und das neue Projekt an Aufgaben mit sich bringt. Die Arbeitspositionen werden vergeben. Zum Glück wisst Ihr ganz genau, was Ihr auf der jeweiligen Position zu tun habt. Die Prozesse greifen ineinander. Auch wenn Ihr keine Ahnung habt, wer die Menschen sind, mit denen Ihr dieses neue Projekt stemmen sollt, wisst Ihr ganz sicher, dass Ihr Euch auf sie verlassen könnt, so wie sie sich auf Euch verlassen. Das ist wichtig, denn wenn etwas schief geht, hängen auch schon einmal Menschenleben dran. -Vielleicht Eure eigenen, vielleicht bekommt jemand im Büro einen Herzinfarkt, vielleicht helft Ihr dabei, ein Baby auf die Welt zu holen, oder vielleicht bricht ein Feuer aus, dass Ihr sehr schnell und koordiniert löschen müsst.

Ihr habt noch nie bei einem Herzinfarkt Erste Hilfe geleistet, keiner von Euch. Aber Ihr wisst, dass Ihr Euch uneingeschränkt aufeinander verlassen könnt und gemeinsam selbst diese Situation meistert, weil Ihr Euch Mut und Vertrauen schenkt und weil Euch Prozesse an die Hand gegeben wurden, die Euch Sicherheit geben.

Alles läuft Hand in Hand. Wenn Ihr schneller mit Eurer Arbeit fertig seid, unterstützt Ihr die anderen. In die Pause geht es gemeinsam oder gar nicht. Egal wie müde Ihr seid. Das Team ist wichtiger. Ihr seid füreinander da und passt aufeinander auf und für Außenstehende wirkt Ihr wie eine verschworene Gemeinschaft, die schon seit Jahren in einem Team zusammenarbeitet. Wenn die wüssten, dass Ihr Euch eben erst kennengelernt habt…

Klingt vielleicht komplett erfunden, war aber für Katja und mich lange Jahre gelebte Realität. Wir wurden in eine Kultur der psychologischen Sicherheit, in eine Kultur des Vertrauens, des Miteinanders katapultiert, als wir angefangen haben, Uniform zu tragen. Es war diese Kultur, die uns in den komplexesten und dynamischsten Situationen den Mut gegeben hat, handlungsfähig zu bleiben, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen. Überlebenswichtig in der Luftfahrt!

Aus diesem Vertrauen (auch in die eigenen Ressourcen) resultierte bei uns beiden schließlich der Mut und der Wille uns weiterzuentwickeln und unsere Flugzeugwelt zu verlassen. - Jeder in seine Richtung.

Ein Leben als Fußgänger…

Katja und ich sind nun beide das, was wir früher als Fußgänger beschrieben haben und jeder für sich erlebt dieses neue Leben natürlich aus den Erfahrungen des alten Lebens heraus. Ich erlebe definitiv weniger Mut, aber vielleicht braucht es den ja auch nicht, da es nicht mehr um Leben und Tod geht! Aber ich erlebe auch weniger blindes Vertrauen. Das vermisse ich definitiv. Denn ohne Vertrauen auch keine Entwicklung und ganz sicher keine High Performance, nach der alle ja so sehr streben. Deshalb möchte ich helfen, Vertrauen aufzubauen. Denn auch außerhalb der Luftfahrt geht es um Bewegung, Fortschritt und Weiterentwicklung. In der Welt der sagenumwobenen New Work wird von lernenden Organisationen geträumt, Organisationen die sich aus sich selbst heraus weiterentwickeln. Dazu braucht es Mut und Vertrauen auf allen Ebenen. Ich bin in der glücklichen Situation, ganz sicher und aus dem eigenen Erleben heraus sagen zu können, dass man dieses Level an Vertrauen tatsächlich erreichen kann, dass es dieses Vertrauen wirklich gibt. Es ist keine Utopie. Es ist real. Dank des Human Factors Trainings habe ich sogar eine Idee, wie man ein solches Vertrauen aufbauen kann, welche Schritte zu gehen sind.

“Sei Froh! Dein Leben ist schön!”

Dieser Gedanke war sehr präsent, als mir vor einigen Tagen ein junger Mann im Rahmen eines Coachings gegenübersaß, mit Tränen in den Augen, die er zu verstecken versuchte. Er würde sich so gerne seinen Kollegen und seiner Chefin anvertrauen, ihnen von seiner belastenden privaten Situation erzählen. Dies sei sicher eine Befreiung. Aber er traue sich nicht, er vertraue nicht. Und so bleibt er für sich, allein, ganz ohne Flügel, dafür mit einer Last schwer wie Blei auf seinen Schultern.

High Performance entsteht so sicher nicht.

Wenn ich in meinen bisherigen fast 23 Jahren im Berufsleben eines ganz sicher gelernt habe, dann dass es nichts Schöneres gibt als zu fliegen… In jedem nur möglichen Sinn! Deshalb sollte es unser Ziel sein, zu vertrauen und Vertrauen zu schenken, Euren Kindern, Freunden, Familie, Kollegen… Denn nur so können wir alle gemeinsam fliegen. Stellt Euch vor, dieser Kollege wäre in Eurem Team und ihr würdet Euch tagein tagaus ärgern, dass er immer mal wieder zu spät zu Meetings kommt und sogar den ein oder anderen Arbeitsfehler gemacht hat. Gemeinsam mit den anderen Kollegen wird der Ärger immer größer, weil Ihr nicht versteht, warum der Kollege sich verändert hat. Vielleicht hat es irgendwann sogar Konsequenzen. Erst viel, viel später erfahrt Ihr, welches tiefe menschliche Tal dieser Kollege durchschreiten musste. Vielleicht denkt Ihr Euch dann, dass Ihr ihn lieber unterstützt hättet, als Euch über ihn zu ärgern, hättet Ihr nur gewusst, was tatsächlich in seinem Leben los war. Oder vielleicht könntet Ihr gerade selbst etwas Unterstützung brauchen… Seid mutig und vertraut einander.

Die Realität ist freundlich und das Leben ist schön, wenn wir uns entscheiden, die Welt so sehen zu wollen, wenn wir uns entscheiden zu vertraue. Wir alle wollen unterstützen, müssen dafür aber verstehen können. Fangt an gemeinsam zu fliegen, Euch weiterzuentwickeln, gemeinsam zu wachsen. - Als Kollegen, Teams und Organisationen.

Und ja, liebe Lesenden, die Realität ist wirklich freundlich, auch wenn nicht weit von hier ein gnadenloser, ungerechter und unbegreiflicher Krieg eine Menge Leid und Schmerz bringt. Denn es ist auch dieser Krieg, der nicht nur in Deutschland für unglaublich viele offene Türen und Herzen sorgt. Die Realität ist freundlich, wenn wir es sind.

Nein Katja, unsere Seelen wollen nicht stillstehen. Fliegen wir erstmal los! -Auch wenn wir vielleicht noch nicht ganz genau wissen wohin. Wir rocken das, denn wir haben gelernt zu vertrauen. Danke für dieses zauberhafte Foto, das mich so wunderbar durch die Woche getragen hat.

Habt einen wundervollen Sonntag!

Eure Constance

Sei Froh! Dein Leben ist schön!

Denn die Realität ist freundlich!

"Glaube nicht alles, was du denkst!"

Das Karussell unserer Gedanken

Ich habe sicher schon mehrfach über die Macht unserer Gedanken geschrieben. Diese ungreifbaren Realitätskonstruktionen, die wie Geister durch unser Bewusstsein schweben, sind tatsächlich machtvoll. Manchmal sind sie jedoch auch kleine Plagegeister, die uns das Leben ganz schön schwer machen. -Besonders wenn wir auch noch glauben, was wir den lieben langen Tag so denken. Dann fängt sich das Karussell manchmal ganz schön schnell an zu drehen und es scheint ausgesprochen schwer, die Notbremse zu finden. Eine Dame, die Menschen auf geradezu verblüffende Weise hilft, die Notbremse zu ziehen, ist die US-Amerikanerin Byron Katie, die ihr Format schlicht und ergreifend “The Work” nennt. Ihr Kerngedanke ist, einfach nicht alles zu glauben, was man denkt.

Ich selbst durfte Byron Katie und “The Work” erst vor einigen Wochen im Rahmen eines Supervisionswochenendes kennenlernen und ich war mehr als beeindruckt. Seitdem lässt mich “The Work” nicht mehr los und ist somit geradezu prädestiniert dafür, es in diesem Rahmen mit Euch zu teilen.

Denn ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!?

Wer meinen Blog kennt, weiß dass ich ein großer Fan von Pippi Langstrumpf bin, erklärt sie doch auf erfrischend einfach Weise Watzlawicks Idee vom Radikalen Konstruktivismus: Wir machen uns die Welt, ganz so wie wir uns entscheiden, unsere Welt zu wollen! Es gibt jedoch einen kleinen aber nicht unbedeutenden Unterschied zwischen Pippi Langstrumpf und Paul Watzlawick, den ich in der Vergangenheit nie richtig beleuchtet habe. Denn Pippi ist eine fröhliche Optimistin und mit dieser Geisteshaltung offensichtlich in der Welt recht einsam. Dank ihrer uneingeschränkt positiven Grundhaltung macht Pippi sich ihre Welt tatsächlich so wie sie ihr auch wirklich gefällt, positiv und bunt! Unsereins hingegen macht sich die Welt ziemlich häufig so, wie sie uns eben nicht gefällt und katapultieren uns auf diese Weise in dieses immer schneller werdende Karussell aus fiesen und wenig hilfreichen Gedanken. Paul Watzlawick hat dieses Phänomen in seiner Geschichte vom Mann mit dem Hammer ganz wunderbar zusammengefasst, die ich Euch an dieser Stelle gerne erneut mitbringen möchte:


Wie nun aussteigen aus dem Gedankenkarussell

Natürlich kennen wir ähnliche Geschichten, wie die vom Mann mit dem Hammer aus dem eigenen Erleben nicht! Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir doch einmal hineingeraten, in diese Achterbahn aus Emotion und Wirklichkeitskonstruktion, kann es hilfreich sein, das ein oder andere Tool zur Verfügung zu haben, mit dem wir unser Karussell anhalten und unsere Wirklichkeitskonstruktion neu bewerten können.

Ich nehme Euch mal kurz mit in mein Karussell:

  • Patricia ist wirklich nervig und komplett beratungsresistent!

  • Patricia sollte ihr eigenes Handeln wirklich einmal selbst kritisch hinterfragen!

  • Ich brauche von Patricia, dass sie mir endlich mal zuhört und sich das Gesagte dann auch zu Herzen nimmt.

  • Patricia ist ganz schön überheblich, arrogant, beratungsresistent und überfordert!

Denn alles kann sein, auch das Gegenteil!

Patricia also! Nervensäge! Aber sind diese Gedanken, die gerade in meinem Kopf rumschwirren auch tatsächlich wahr? Ich meine, kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, dass Patricia wirklich überheblich, arrogant, beratungsresistent und überfordert ist? - Natürlich kann ich das! Doofe Fragerei! Patricia mach mich mit ihrer Arroganz ganz verrückt!

Wer bin ich, wenn ich diesen Gedanken wirklich glaube? - Der Mann mit dem Hammer! - Gestresst, engstirnig und gefühlt im Kampf mit meiner Umwelt! Zeit sich zu fragen, wer ich ohne diese Gedanken in Hinblick auf Patricia wäre. Mmmmmm…. Ich glaube ich wäre entspannter! Vielleicht sollte ich einfach nicht alles glauben, was ich denke und mal schauen, ob denn auch das Gegenteil wahr sein könnte. So überlege ich mir drei konkrete Situationen, in denen Patricia NICHT überheblich und arrogant war, drei konkrete Situationen, in denen Patricia nicht beratungsresistent war, sondern vielleicht sogar eine Beratung dankbar angenommen hat. Und ist Patricia wirklich immer überfordert? Oder fallen mir vielleicht drei Situationen eine, in denen sie genau das eben nicht war, in denen sie alles im Griff hatte?

Die Situation, selbst die, in der ich mich wirklich über Patricia geärgert habe, stellt sich direkt etwas anders dar und gefühlt dreht sich das Karussell bereits etwas langsamer.

Der letzte Schritt, den “The Work” von Byron Katie vorschlägt, könnte etwas schmerzhaft werden, gleichzeitig aber auch heilsam. Ich überlege mir also, ob mir drei konkrete Situationen einfallen, in denen ich selbst überheblich und arrogant war und drei weitere, in denen ich selbst beratungsresistent war. Schließlich überlege ich mir drei Situationen, in denen ich selbst überfordert war.

Vielleicht ist es sogar hilfreich, sich das alles kurz zu notieren, schwarz auf weiß vor sich zu sehen, wie die Grenzen langsam anfangen zu verschwimmen und vielleicht sehe ich dann Patricia mit anderen Augen und kann ihr mit einer anderen Haltung begegnen. Vor allem aber hilft es mir dabei, mir selbst mit anderen Augen und einer anderen Haltung zu begegnen, meine eigene Wirklichkeit weniger kategorisch zu konstruieren, mich weniger über Dinge zu ärgern, die vielleicht nur meine eigene Gedankenkonstruktion sind. Und vielleicht entscheide ich für mich tatsächlich etwas mehr wie Pippi zu sein und mir die Welt eben so zu machen, wie sie mir wirklich gefällt, wenn ich mir meine Wirklichkeit schon selbst gestalte und alles sein kann, auch das Gegenteil!

Ich weiß, dass ist eine Form der Gedankenreise, die vielleicht zunächst etwas befremdlich wirken kann. Aber mal ehrlich, mit welchen Gedanken machst Du Dir denn Dein Leben hin und wieder nicht gerade leichter und fröhlicher? Vom Liebeskummer geplagt, sitzt da die junge Frau, die fest davon überzeugt ist, dass der Typ, der sie belogen und betrogen hat und jetzt weg ist, der Mann ihres Lebens war und kein Besserer mehr nachkommt - Ist das wirklich wahr? Im Ernst? Kein Besserer? Der Beste ist also ein Idiot, der lügt und betrügt? Komische Welt!

Du hältst Dich hier und da und dort nicht für gut genug? - Ist das wirklich wahr? Könnte nicht auch das Gegenteil wahr sein und Du bist nicht nur gut genug, sondern auch großartig? Wer bist Du, wenn Du diesen Gedanken wirklich glaubst? Wer wärst Du, wenn Du den Gedanken, nicht gut genug zu sein, nicht hättest?

“Ich kann das nicht!” - Ist das absolut wahr? Kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, dass dieser Gedanke wahr ist? Wer bin ich, wenn ich diesen Gedanken glaube? Und wer könnte ich ohne diesen Gedanken sein?

Zum Abschluss gibt es noch ein Pippi Langstrumpf Zitat, um Euch eine Idee davon zu geben, wie jemand sprich, der diesen Gedanken einfach nicht glaubt, sondern der das Gegenteil glaubt:

“Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe!”

Heute ist Sonntag und vielleicht habt Ihr ja ein wenig Zeit, einmal zu beobachten, was Ihr denkt und für wahr haltet. Und vielleicht habt Ihr ja Lust, Euch einmal zu fragen, ob nicht auch das Gegenteil wahr sein könnte!

Die Realität ist freundlich, werte Leserschaft! - Wenigstens meine Realität!

Eure Constance


“Glaube nicht alles, was Du denkst!”

Raus aus dem Gedankenkarussell und rein in eine freundliche Welt

Wer bin ich und wer will ich sein? -Über Coaches, Krieger und Forscherinnen

Freiheit im 21. Jahrhundert

Das 21. Jahrhundert: das Jahrhundert, in dem ein Comedian, der einen Präsidenten spielt, nicht nur Präsident wird, sondern offensichtlich drauf und dran ist, zum ersten großen Freiheitskämpfer dieses Jahrhunderts zu werden. Es ist so beeindruckend und schmerzhaft zugleich. Wer bin ich und wer will ich sein? Studenten und Hausfrauen werden zu Kriegern und Kriegerinnen. Schüler werden zu Logistikfachleuten und Großmütter bauen Molotowcocktails…

Es ist das Leben mit all seinen Herausforderungen, den schönen und den herzzerreißenden, das uns zu dem werden lässt, was wir sein möchten oder sein müssen. Manchmal bleibt uns keine Wahl. Manchmal braucht es einfach nur eine Extraportion Mut. Und manchmal bleibt uns keine Wahl, als einfach mutig zu sein.

Wer meinen Blog schon länger kennt, weiß, dass ich hier und da aus gegebenem Anlass meine Agenda ändere, um mir zu erlauben, das zu kommentieren, was in der Welt passiert. Ich bin der Meinung, eine klare Haltung ist unabdingbar. Diese Woche bin ich allerdings hin und her gerissen. So viel wurde über diesen schrecklichen Krieg, aber auch über diesen unglaublichen Leader geschrieben. Auch hätte ich die Worte nicht, die ich als angemessen einstufen würde. Das menschliche Leid ist so groß. Es gibt Augenblicke, in denen ich mir vorstelle, ich würde in der U-Bahn sitzen, selbst kämpfen, versuchen mein Kind zu trösten, das sich gerade von seinem Papa verabschieden musste, der eben noch IT Spezialist war und jetzt in den Krieg zieht. Krieg in Europa, im 21. Jahrhundert! Es ist mir unbegreiflich, wie es so weit kommen konnte. Jedoch fühlt es sich in Teilen auch an, wie als wäre alles mit klarer Ansage passiert. Der Mediator in mir ist wort- und sprachlos. Denn was bleibt, ist die Erkenntnis, dass es keinen Frieden geben kann, wenn einer unbedingt den Krieg will. So stehe ich da, schaue von außen zu, schockiert von jeder neuen Nachricht, vor allem aber komplett hilflos. Wer bin ich und wer will ich sein?

Wenn Träume wahr werden

Während die Welt Kopf steht, schäme ich mich fast ein wenig darüber, dass ich gleichzeitig auch unglaublich viel Grund habe zu feiern. Am liebsten würde ich es in die Welt herausschreien: Ich bin jetzt Forscherin in Sachen psychologischer Sicherheit und am vorläufigen Ziel meiner Träume! Am Tag, an dem in der Ukraine die ersten Bomben fallen, lese ich es schwarz auf weiß, zum ersten Mal! Die Umfrage der Pre-Study ist fertig:

Einverständniserklärung zur Teilnehme an einer Forschungsstudie: “Führung und psychologische Sicherheit in Teams - eine multidisziplinäre Feldstudie”

Ziel und Hintergrund

Unsere Studie erforscht die psychologische Sicherheit vonseiten der Führungskräfte, sowie die erlebte psychologische Sicherheit der dazugehörigen Teams. Hierbei sind Fehlerkultur, Feedbackkultur und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten von besonderer Relevanz. Darüber hinaus erforschen wir, wie Führungskräfte ihre Leitungsposition wahrnehmen. Als Führungskraft oder Teammitglied wurden Sie als möglicher Teilnehmer dieser Studie ausgewählt…

Es kann also losgehen! Und unter “Das Forschungsteam” steht alphabethisch an dritter Stelle “Constance Ratazzi-Nelles”. Wer bin ich und wer will ich sein? Ich bin jetzt also eine Forscherin! Ich könnte vor stolz platzen, da ich mir diese Studie zu meinem Herzensthema schon so lange wünsche. Nun darf ich sogar elementarer Teil davon sein! Wow! Und während ich also dabei bin, vor Stolz zu platzen, meldet sich diese quietschende Stimme aus den Untiefen meines Geistes und erklärt mir sehr deutlich, dass ich vor allem eines sei: eine Hochstaplerin! Denn eine Forscherin sei ich sicher nicht!

Die Stimmen in meinem Kopf

Ich fühle mich gut 15 Monate zurückversetzt. Denn damals hat mich diese Stimme schon einmal dazu gebracht, ihr einen meiner Artikel zu widmen: “Der Agile Coach, der keiner ist…” Als ich vor einem guten Jahr angefangen habe, als Agile Coach zu arbeiten, war das strenggenommen und aus Sicht dieser quietschenden Stimme reinste Hochstapelei. Klar hatte ich einige Kompetenzen, die ein Agile Coach haben sollte, auch ohne, dass ich ein entsprechendes Zertifikat habe. Jedoch war da ein Teil von mir, der eigentlich nur darauf gewartet hat, ertappt zu werden, ertappt dabei, dass er nicht gut genug ist, fehl am Platz oder was auch immer. Das war eine aufregende Zeit und gerade zu Anfang brauchte ich jeden Tag diese Extraportion Mut. Ob ich heute sagen würde, dass ich wirklich ein Agile Coach bin? Auf jeden Fall. ich finde sogar, ich bin ein recht guter Agile Coach! Denn ich kann alles sein, was ich will!

Nun möchte ich also Forscherin sein! OK! Mit diesem Wunsch oder dieser Entscheidung ist nun auch wieder diese Aufregung zurück! Vor jedem Treffen mit meinen Mit-Forscherinnen der Uni in Maastricht hofft ein Teil von mir, bloß nicht als fehl am Platz ertappt zu werden. Ich möchte klug wirken und auf keinen Fall etwas “Doofes” sagen, ich möchte verstehen, ohne sicher sein zu können, dass ich das fachliche Wissen dafür wirklich mitbringe. Ich bin Coach, von mir aus auch agile, aber ein Studium der Psychologie ist für mich so weit weg wie der Mond!

Zum Glück ist diese quietschende Stimme nicht allein in meinem Kopf unterwegs. Gleichzeit ruft da eine tiefe und ruhige Stimme, dass diese Studie so sehr mein Thema ist, weil ich mich nun schon so lange genau damit beschäftige, und zwar ganz praktisch, mit echten Menschen, im echten Austausch. Diese Stimme sagt mir, dass ich so unglaublich viel Wertvolles zu diesem Thema beizutragen habe. So habe ich nun wirklich die Möglichkeit mein Herzensthema breiter aufzustellen. Ich darf wachsen und andere wachsen lassen, denn ich kann alles sein, was ich will! Und für dieses Jahr habe ich mich entschieden, nicht nur Coach, sondern auch Forscher zu sein!

Freiheit im 21. Jahrhundert

Vielleicht ist genau das mein größtes Glück: ich wurde im 20. Jahrhundert in eine freie Gesellschaft geboren, in der ich sein kann, was ich will. Alles was es braucht ist Mut, viel weniger Mut, als ihn Freiheitskämpfer und Kriegerinnen brauchen. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, dieser quietschenden Stimme in meinem Kopf, die stets versucht mich vor Blamagen zu schützen, zu sagen, dass ich ihr dankbar war und bin, aber dass ich sie momentan einfach nicht mehr brauche, denn ich bin frei, sogar frei mich zu blamieren.

Und während ich nun über diese Freiheit, meine Freiheit, nachdenke, stelle ich mehr und mehr fest, dass die Erfüllung meines Traums keineswegs das Ziel ist. Vielmehr ist das nur der Anfang. Noch mehr wird kommen und ich werde ganz sicher noch mehr sein können, vielleicht sogar irgendwann einmal Autorin!

Auch für die mutigen Menschen in der Ukraine wünsche ich mir, dass das nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang für sie ist. Ich hatte das Privileg in eine freie und demokratische Gesellschaft geboren zu werden. Ich musste nie dafür kämpfen und ich darf trotzdem Teil dieses exklusiven Clubs sein, der sich EU nennt. Wenn dieser Club mehr ist, als eine geopolitische und wirtschaftliche Interessengemeinschaft, wenn diese EU auch eine Wertegemeinschaft ist, dann frage ich mich, ob es momentan irgendein Volk mehr verdient hätte, Teil dieses Clubs zu sein. Meine Gedanken wandern immer zu den Menschen in der Ukraine und zu all jenen auf der Flucht. Dann wandern sie weiter zu den Menschen Russlands, zu all jenen, die dieses Vorgehen verurteilen, jedoch nicht die Freiheit haben, offen sprechen zu dürfen, die nicht sein können was sie wollen… und wahrscheinlich ist genau das das Problem: könnten alle Menschen sein, was sie wollen, dann könnten sie vor allem auch friedlich sein…

Das muss für heute reichen.

Genießt Euren Sonntag, umarmt Eure Liebsten und seht Euch an wie frei Ihr seid!

Eure Constance

Wer bin ich und wer will ich sein?

Denn Freiheit bedeutet auch die zu sein, die ich sein möchte! Coach und Forscherin, Träumerin und Weltenveränderin