Oder vielleicht, wie du verbindlicher kommunizierst?
Während ihr jetzt gegebenenfalls feststellt, dass ich in den ersten beiden Sätzen meines heutigen Artikels die jeweils gleichen Aussagen getroffen habe, die sich aber trotzdem irgendwie total anders anfühlen, dürft ihr euch gerne schon einmal Gedanken darüber machen, woran das liegt. Ich werde in dieser Zeit erstmal mit ein paar grundsätzlichen Ideen zu unserer Art zu kommunizieren, unserem Kommunikationsstil, erläutern.
Wo unterschiedliche Kommunikationsstile herkommen
Der Kommunikationsstil, den jeder von uns entwickelt, ist in vielerlei Hinsicht interessant. Er sagt auf ganz besondere Weise etwas darüber aus, wie wir uns selbst wahrnehmen. Geprägt wird unsere Selbstwahrnehmung und somit auch unser Kommunikationsstil bereits in unserer Kindheit. Irgendwann stellen wir dann unter Umständen fest, dass wir das geworden sind, was die Gesellschaft erwachsen nennt und gegebenenfalls sorgt unser in der Kindheit erworbener Kommunikationsstil an der ein oder anderen Stelle für Irritationen, oder bringt uns einfach nicht immer dahin, wo wir gerne hin möchten. Mir ging das tatsächlich schon oft so. Aber zum Glück ist der Mensch ja, wie schon mehrfach im Rahmen meiner Artikel erwähnt, extrem lernfähig (wenn er denn möchte). Wir können also an uns arbeiten. Ein erster Schritt ist, dich zu hinterfragen, bzw. dich hinsichtlich seines eigenen Kommunikationsstil zu reflektieren. Wer hier etwas tiefer gehen möchte, dem kann ich die acht Kommunikationsstile nach Friedemann Schulz von Thun sehr ans Herz legen. Keine Sorge, jeder Stil hat Vor- und Nachteile, so dass es den idealen Kommunikationsstil nicht gibt und oftmals springen wir auch situationsabhängig und abhängig von unserem Kommunikationspartner in einzelnen Stilen hin und her. Die Kunst ist es jedoch, seinen eigenen Stil und die Situationen, in denen man dazu neigt zu springen, zu kennen und das dann bewusst für sich zu nutzen. Also nur Mut, lerne über dich und werde dadurch achtsamer, selbstbewusster und erfolgreicher.
Um sich mit Kommunikationsstilen in Gänze auseinander zu setzen, reicht ein kleiner Artikel nicht aus, zumal das, was wir als Kommunikation bezeichnen, deutlich mehr ist, als das gesprochene Wort. Neben der rein verbalen Kommunikation spielen auch Paralinguistik (also Intonation, Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit) und unsere Körpersprache einen eklatante Rolle. Die Rolle der Körpersprache ist hierbei so groß und wichtig, dass ich ihr sicher zeitnah einen eigenen Artikel widmen werde. Hier und heute werde ich mich mit dem Thema Verbindlichkeit in der rein verbalen Kommunikation beschäftigen.
Mehr Verbindlichkeit, weil es erfolgreich(er) macht
Ich nehme diesen Wunsch nach mehr Verbindlichkeit und Klarheit sowohl an mir selbst, als auch an Teilnehmern in Schulungen und Workshops immer wieder wahr. Warum ist das so? In unserer Kultur spielen Verbindlichkeit und Klarheit eine große Rolle, dementsprechend möchten wir auch gerne klar und deutlich kommunizieren. Das sieht in England schon wieder etwas anders aus. Hier windet man sich auch in der Geschäftswelt oft um klare Worte, verklausuliert lieber, aus Angst, dem anderen vor den Kopf zu stoßen. Der Deutsche an sich wird aufgrund seiner Klarheit in England oft als unhöflich wahrgenommen. Ihr seht, auch ein verbindlicher Kommunikationsstil ist per se nicht unbedingt gut, während der unverbindliche Kommunikationsstil schlecht ist. Es ist wie immer im Leben situationsabhängig und wir alle sind gut beraten, jede Form der Wertung hier rauszulassen. Der Grund, weshalb ich für mich entschieden habe, verbindlicher zu kommunizieren, ist, dass mich Verbindlichkeit tatsächlich häufiger schneller und mit weniger Energieaufwand ans Ziel bringt. Wer ebenfalls der Meinung ist, dass ihm etwas mehr Verbindlichkeit und Klarheit in der ein oder anderen Situation weiter bringt, für den habe ich heut drei kleine, einfach Tipps, die einen erste Schritt in diese Richtung darstellen.
Mit meinem ersten Tipp fange ich mal bei meiner Überschrift an: Wer verbindlich kommunizieren möchte, ist gut beraten, das Wörtchen “man” zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Warum das so ist? “Man” ist eine indirekte Ansprache. Ich meide so, die betroffenen Personen direkt zu benennen, entweder weil diese nicht wichtig sind, oder weil ich es so vermeiden kann, einen “Schuldigen” zu benennen. Manchmal benutze ich “man” auch an Stelle von “ich”. Warum ich mich an dieser Stelle nicht als wichtig genug empfinde, um mich selbst klar zu benennen, dabei kann der Hamburger Psychologe Friedemann Schulz von Thun weiterhelfen. Alles in allem schiebt “man” Verantwortung ab. Ich distanziere mich von dem, was ich gesagt habe und das schlimmste ist, weder Sender noch Empfänger fühlen sich dadurch wirklich angesprochen. Ich fasse zusammen: “man durch “ich” oder “du” ersetzen und schauen, was passiert!
Wir bleiben bei meiner Überschrift und stellen fest, der zweite Tipp für mehr Verbindlichkeit muss folgendermaßen lauten: Tod dem Konjunktiv! Der Konjunktiv ist das Gegenteil von verbindlich, um nicht zu sagen, er ist Unverbindlichkeit pur! Habt ihr auch schon einmal auf eine Einladung, z.B. zum Abendessen, eine solche Antwort bekommen, oder gegeben: “Ich würde sehr gerne vorbeikommen!” Klar, kommst du nun, oder nicht? Was im Privatleben einfach nur unverbindlich wirkt, wirkt im Berufsleben oft unsicher, irgendwie sogar unterwürfig: “Könnten Sie mir bitte eventuell einige Informationen zum Thema XY zukommen lassen?” Man kann auch höflich sein, ohne den Konjunktiv überzustrapazieren. Ein guter Weg, das zu üben, ist im ersten Schritt jede Art der schriftliche Kommunikation dafür zu nutzen. Ich schlage vor, jede Mail einfach nochmal durchzulesen, eh sie abgeschickt wird, und Worte wie “dürfte”, “würde”, “könnte”, “sollte” zu streichen und durch verbindlichere Formulierungen zu ersetzen: “Bitte schicken Sie mir das Informationsmaterial zum Thema XY zu.” Es gibt übrigens eine Studie zur Antwortwahrscheinlichkeit bei Schlussformulierungen von Mails. Gewonnen hat “Danke im Voraus” mit 67,7% Antwortrate! Nachzulesen im Business Insider.
Leider ist es mir nicht gelungen meinen dritten Tipp für mehr Verbindlichkeit ebenfalls in meiner Überschrift unterzubringen. Aber wir kennen das alle und wir tun es auch alle: “Wie findest du diese Herangehensweise?” -“Gar nicht mal so schlecht!” Wir haben diese Antwort alle schon gegeben, ganz sicher. Die große Frage ist aber, ob nicht schlecht denn dann auch gut ist. Und wenn es gut ist, warum wir dann nicht auch einfach sagen können, dass etwas gut ist, klar und deutlich. Wenn der höflich-unverbindliche Engländer übrigens etwas “Not bad!” findet, meint er -by the way- meistens, dass es schlecht ist. Vorsicht: interkulturelle Falle! Aber zurück zu uns selbst. Diese Verneinung des Gegenteils nennt man in der Rhetorik Litotes. Hierbei handelt es sich um ein Stilmittel, um seine eigene Aussage bewusst abzuschwächen und sich zu distanzieren. Das wollen wir doch nicht, weder beruflich, noch privat, oder?
Und jetzt?
Ich fasse also mal zusammen: Kein “man”, keinen Konjunktiv und diese Litotes unbedingt sein lassen. Nur am Rande erwähnt, kann die Kenntnis über Litotes einen selbst in diversen Gesprächsrunden sehr klug wirken lassen! Aber zurück zur Verbindlichkeit: diese drei Maßnahmen wirken ja nicht wirklich komplex. Trotzdem werdet ihr bei der Umsetzung feststellen, dass wir uns so sehr an “man”, den Konjunktiv und dieses “nicht schlecht” gewöhnt haben, dass wir alle drei Formulierung auch weiterhin wahrscheinlich automatisiert benutzen werden. Den ersten Schritt habt ihr gemacht, wenn euch das an euch selbst auffällt. Im zweiten Schritt werden euch dann die Situationen auffallen, in denen ihr es schafft, bewusst den neuen, verbindlicheren Weg zu gehen. Und ich verspreche euch, das wird auch etwas mit euch selbst und eurer inneren Haltung machen. Wie anfangs beschrieben, hängen das gesprochene Wort, die Paralinguistik und unsere Körpersprache ganz eng zusammen und alles gemeinsam ist ein Spiegel unserer Selbstwahrnehmung. Mit dem Mut zu mehr Verbindlichkeit in der (verbalen) Kommunikation werdet ihr euch auch direkt als verbindlicher, verantwortungsbewusster, klarer und mutiger wahrnehmen und das wird Einfluss auf euer Auftreten haben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich das gut anfühlt. Beobachtet euch dahingehen ruhig mal selbst. Total spannend mitzubekommen, wie “Mensch sein” so funktioniert.
In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren, so ihr Lust dazu habt. Ich mache mir mal Gedanken darüber, in welcher Form ich hoffentlich schon nächste Woche mit dem Thema Körpersprache weitermache, falls mir nicht mal wieder der aktuelle Wahnsinn dieser Welt dazwischen funkt.
Eure Constance
PS: Beim Korrekturlesen fünf Mal “man” ausgetauscht und zwei unnötige Konjunktiv gefunden! Gar nicht mal so schlecht!