Selbstwahrnehmung

Führung und Vorbild - weil die Axt im Walde nur abholzen kann...

Vorbild - kurze Begriffsklärung

Was ist ein Vorbild? Wikipedia sagt dazu folgendes: “Vorbild ist eine Person oder Sache, die als richtungsweisendes und idealisiertes Muster oder Beispiel angesehen wird. Im engeren Sinne ist ein Vorbild eine Person, mit der ein -meist junger- Mensch sich identifiziert und dessen Verhaltensmuster er nachahmt oder nachzuahmen versucht.” So weit so gut. In wie fern Führungskräfte immer auch Vorbilder sind (ob sie wollen oder nicht) und dadurch das Verhalten ihrer Teams direkt beeinflussen, schauen wir uns im Folgenden an.

Von Siegmund Freud und Teenies außer Rand und Band

Sicher fallen euch einige Vorbilder ein, denen ihr im Laufe eures Lebens nachgeeifert habt. Das ist ganz normal. Der Mensch ist so gestrickt, dass er sich Vorbilder sucht. Sigmund Freud sah diese Identifizierung mit einem Vorbild als normalen psychodynamischen Prozess, dessen Ziel es sei, das eigene Ich dem zum Vorbild genommenen Ich anzugleichen. In der frühen Kindheit dienen vor allem Eltern oder andere primäre Bezugspersonen als Vorbilder, die komplett unreflektiert nachgeahmt werden. Später kommen Stars und Sternchen, Freunde, die coolsten Jungs oder Mädels der Schule oder andere Alpha-Tierchen dazu. Die meisten scheinen auch weiterhin komplett unreflektiert und unkritisch nachgeahmt zu werden. So verbringt man seine Pubertät und Jugend auf der stetigen Suche nach sich selbst, indem man versucht so zu sein wie ein anderer. Aber sei’s drum, wir kennen das sicher alle. Schön wäre, wenn man im Erwachsenenalter sagen könnte, man habe diesen Mechanismus hinter sich gelassen. Natürlich wird man dadurch, dass man im Laufe des Heranwachsens die individuelle kritische Urteilsfähigkeit schult, bei der Auswahl seiner Vorbilder kritischer. Mit der Zeit spielen bei der Auswahl unserer Vorbilder wahrgenommene Ähnlichkeiten in Hinblick auf die individuelle Einstellung oder auf Ziele und die wahrgenommenen Überzeugungen und vor allem auch Erfolge eine immer wichtigere Rolle. Und für Erfolg sind viele Menschen bereit, sich zu verbiegen, so wie die Teenager, die sein wollen, wie ihr liebster Influencer, völlig unreflektiert und unkritisch! Hier kommen die Führungskräfte ins Spiel. Der US-amerikanische Soziologe Robert K. Merton, der seinerzeit den Begriff des Role Models, bzw. des Lernens durch Role Modeling geprägt hat, stellte fest, dass besonders Role Models, oder Vorbilder mit hohem Ansehen und besonderem Erfolg ausgesprochen attraktive Vorbilder sind. Macht ja auch Sinn! Das sind die Alpha-Tiere, denen wir nacheifern, weil wir alle, jeweils in unserem individuellen Bereich, erfolgreich sein möchten. Das passiert nicht nur auf einer bewussten, sondern sehr häufig auch auf einer unbewussten Ebene. Wir beobachten also die Alpha-Tierchen in unserer Umgebung und armen deren Verhalten nach, weil es eben dieses Verhalten ist, was offenbar erfolgreich macht.

Die Führungskraft, das heimliche Vorbild

Liebe Führungskräfte - und damit meine ich euch alle, auch die, die sich selbst für kleine Lichter halten - was denkt ihr gerade? Und was könnt ihr aus dem Wissen, dass ihr alle Vorbilder seid, machen? Ich kann euch sagen, was ich daraus gemacht habe, als ich eine ganz kleine unbedeutende Führungskraft wurde: weil ich mir der Tatsache bewusst war, dass ich jetzt Vorbild sein würde, ob ich das nun will oder nicht, habe ich mich dazu entschieden, dies zu nutzen, um mein Team so zu formen, wie ich es für gut und richtig gehalten habe. Ich habe mir ein Team gewünscht, dass sich untereinander und auch mir vertraut, also habe ich zuerst meinen Kollegen vertraut. Laut Sigmund Freud und Robert K. Merton sollten alle anfangen, mich nachzuahmen. Ich wollte ein Team, dass fleißig und hart arbeitet, also war ich selbst fleißig. Ich brauchte Kollegen, die den Mut haben, Fehler oder Wissenslücken zuzugeben, deshalb habe ich damit angefangen. Ich habe mir eine Atmosphäre gewünscht, die von Fröhlichkeit, Nähe und Wärme geprägt war, deshalb habe ich mich nicht unnahbar über mein Team gestellt, sondern neben meine Kollegen. Hatte ich trotzdem die nötige Autorität und das nötige Standing? Ich denke schon! Ja, und dann gab es noch die unschönen Aufgaben, die gerne ignoriert wurden, aber trotzdem gemacht werden mussten. Ich habe sie erledigt und in Folge wurde ich natürlich nachgeahmt.

Selbstverständlich kann man jede Vorbildfunktion als Belastung empfinden. In Hinblick auf Führung kann man seine Vorbildfunktion jedoch auch wirklich gut nutzen. Ich persönlich empfand es immer als deutlich einfacher, Dinge kurz vorzuleben, als mein Team gebetsmühlenartig zu diesem und jenen zu gängeln. Klar darf und soll man als Führungskraft auch klare Ansagen machen, man sollte das jedoch nicht überstrapazieren (zumal wir es ja mit erwachsenen, mündigen Menschen zu tun haben), sonst nutzt sich dieser Effekt auch ganz schnell ab! - Wie damals, zuhause, bei Mutti!

Wie man über Vorbildfunktion Unternehmenskultur schafft

Wenn wir die Karriereleiter jetzt weiter nach oben klettern, sagen wir mal auf A oder B Ebene, werden wir automatisch zu einem noch attraktiveren Vorbild für noch viel mehr Kollegen. Unser Verhalten wird also von noch mehr Kollegen als nachahmenswert empfunden, hat es uns doch dahin gebracht, wo so viel gerne noch hinmöchten. Spätestens an dieser Stelle sollte ich mir der Tatsache bewusst sein, dass ich, wenn ich möchte, dass in meinem Unternehmen etwas geschaffen wird, etwas kreativ erarbeitet wird und durch kollegiales und effektives Teamwork Erfolge geschaffen werden, mich keinesfalls aufführen sollte wie die sprichwörtliche Axt im Walde, denn diese kann nur abholzen und zerstören. Ich verspreche euch, liebe Führungskräfte, eure Leute werden es euch gleichtun und sich nach unten hin ebenso verhalten, wie ihr das tut. Das führt zu einer absolut destruktiven Unternehmenskultur, wie sie damals die extrem erfolgreiche Mobilfunksparte von Nokia fast in den Ruin getrieben hätte. Wer wissen möchte, was genau passiert ist, findet hier den Link zum entsprechenden Blog: Human Factors Tod eines Weltmarktführers! Man kann den Karren als Führungskraft eben auch blind in den Graben fahren, weil sich eine Unternehmenskultur an mein Verhalten anpasst und ich total unreflektiert erstmal nicht mitbekomme, was ich anrichte. Fakt ist, bin ich an der Spitze angekommen, wird kein anderer mehr mein Verhalten korrigieren. Ich habe die Macht, zu sein, wie ich will. Allerdings halte ich es für ausgesprochen sinnvoll, sich über die möglichen Konsequenzen bewusst zu sein. Auch als Top-Führungskraft bin ich keineswegs außen vor und komplett über den Dingen schwebend. Ich bin immer auch Teil eines fragilen Systems, das sich Unternehmenskultur nennt. -Ein ausgesprochen großer, wichtiger, einflussreicher Teil!

Über Kant, Servant Leader und Influencer

Wie sollte Führung also sein? Eigentlich ganz einfach und sicher auch nichts bahnbrechend Neues. Der visionäre und große Denker Immanuel Kant hat das in seinem Kategorischen Imperativ ganz formidabel zusammengefasst: “Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zu gleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.” Will ich also eine Unternehmenskultur, in der Menschen sich sicher und unterstützt fühlen und dadurch schließlich ihr volles Potenzial entfalten können, dann fange ich als Führungskraft damit an, zu unterstützen. Ich werde zum Servant Leader, denn mein Verhalten als Führungskraft wird zum “allgemeinen Gesetz” der Unternehmenskultur, ganz egal, was im Code of Conduct steht.

Die Gründerin des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter Barbara Liebermeister geht in ihrem Ansatz des Führens ohne Macht noch einen Schritt weiter: sie beschreibt den Influencer Leadership. - Ein Ansatz, den ich persönlich sehr gerne mag, geht es doch einerseits darum, sich bewusst zu sein, dass man unter Beobachtung steht und seine Follower einem nacheifern und andererseits kann ich genau das proaktiv nutzen, um eine konstruktive, kreative und erfolgreiche Unternehmenskultur zu gestalten. Genauso, wie eben die klassischen Influencer Einfluss nehmen: auf Menschen, auf Kultur und darauf was gerade angesagt ist.

Und am Ende sind wir alle Vorbilder…

Das wirklich schöne an diesem menschlichen Bedürfnis, sich bewusst oder unbewusst Vorbilder zu suchen, ist dass wir letzten Endes alle für irgendjemanden ein Vorbild sein können. Vielleicht bin ich keine Führungskraft, aber sein zwanzig Jahren im Job und die junge, neue Kollegin schaut zu mir auf und ahmt mich nach, weil sie alles richtig machen möchte. Dessen sollten wir uns bewusst sein. Natürlich ist der Einfluss der Managementebene besonders groß, aber auch das vermeintlich kleinste Licht kann durch sein (Vorbild-) Verhalten Einfluss nehmen. Und wollen heutzutage nicht alle irgendwie Influencer sein?

Sitzen und denken, denken und sitzen - einen schönen dritten Advent

Vielleicht überlegt der ein oder andere von euch jetzt gerade darüber nach, wer seine Vorbilder sind, oder für wen sie selbst Vorbild sein könnten. Gut so! Ich wünsche euch auf jeden Fall einen wunderschönen und friedlich dritten Advent. Ich weiß nicht, was ihr so vorhabt. Wahrscheinlich habt ihr genau so viel Zeit, zum Nachdenken, wie ich. Die großen Adventspartys werden ja eher nicht stattfinden. Vielleicht ist es aber auch gar nicht schlecht, diesen Dornröschenschlaf unserer Corona-Welt zu nutzen um Kräfte zu sammeln und sich selbst zu reflektieren. Ich werde mir sicher die Frage stellen, wo ich geradestehe und wo es jetzt hin gehen soll, werde ich doch am Montag meinen letzten offiziellen Arbeitstag mit meinen lieben Kollegen bei der guten alten Condor haben. Ganz ehrlich, es fühlt sich alles noch ein wenig unwirklich an, auch wenn mein gigantisches Abschiedsgeschenk seit heute mitten im Wohnzimmer steht und ich mich darauf freue, meine neuen Kollegen schon in dieser Woche im Rahmen einer virtuellen Weihnachtsfeier kennenlernen zu dürfen. Es braucht eben Zeit, bis Veränderung im Kopf und im Herzen ankommen und die gebe ich mir gerne. Ich kann euch nur empfehle, ebenso großzügig mit euch selbst zu sein. Der Mensch ist wie er ist und er ist das, was die einen als träge bezeichnen und die anderen vorsichtig nennen. Und es war sicher auch diese Vorsicht, die uns zu einem Erfolgsmodell der Evolution gemacht hat.

Eure Constance

7460DC21-B4C3-4080-B218-B735CF8CDCAE.JPG

Wer bin ich?

Und welche Art Vorbild möchte ich sein?

Wie aus 80 Millionen Bundestrainer 80 Millionen Virologen wurden

Von viel Meinung und wenig Ahnung

Eigentlich wollte ich das, was man “tagesaktuell” nennt, ja aus meinem Blog raus halten, eigentlich. Denn momentan wundert sich neben mir sicher auch der ein oder andere da draußen, wie es passieren kann, dass plötzlich aus 80 Millionen Bundestrainer wahlweise 80 Millionen Virologen oder Verfassungsrechtler werden konnten. Wären die Auswirkung nicht so tragisch, dass renommierte Virologen wie Christian Drosten Morddrohungen bekämen, oder dass die vermeintliche Mitte der Gesellschaft, womöglich verkleidet als besorgte Eltern oder passionierte Verfassungsrechtler, sich mit eindeutig rechtsradikalen Verfassungsfeinden gemeinsam auf die Straße stellen, würde ich das alles ja in einer kleinen Meditation an mir vorbeiziehen lassen. Aber so, wie es ist, lässt es mich nicht mehr los.

Studierte Naturwissenschaftler, deren absolutes Spezialgebiet Coronaviren sind, werden nicht nur angefeindet, nein, viel mehr gibt es Menschen ohne jedes medizinische Hintergrundwissen, die fest davon überzeugt sind, sich mit dem Coronavirus besser aus zu kennen, als Christian Drosten und Co.! Dass die Bild-Zeitung diesen Umstand auch noch zur Steigerung der eigenen Auflage nutzt und damit wirklich niemanden außer sich selbst einen Gefallen tut, dazu möchte ich besser gar nichts sagen. Sieht man doch hier mal wieder, wie gefährlich Zeitungen sein können: eine Kakerlake überlebt einen Atomkrieg, aber mit einer Tageszeitung kann man sie tot schlagen…

“Der kleine Gott der Welt ist stets vom selben Schlag…” Mephisto

Ich möchte den Menschen gerne verstehen, aufrichtig und ehrlich. Ich möchte verstehen, warum der Mensch so ist wie er ist, wertfrei und im positivsten Sinne. Wie unterschiedliche Menschen zu unterschiedlichen Meinungen kommen, das habe ich verstanden, darüber habe ich auch wiederholt geschrieben. Meine Erkenntnisse haben dazu geführt, dass ich andere Meinungen gelernt habe wertzuschätzen und zu akzeptieren. Das fühlt sich im allgemeinen gut an. Jedoch habe ich das Gefühl, dass in Hinblick auf Corona und den damit zusammenhängenden Maßnahmen der Politik aus Meinungen Dogmen geworden sind, Dogmen ohne jede wissenschaftliche Basis. Ich würde es gerne Verschwörungstheorien nennen, allerdings haben Theorien für gewöhnlich eine (wissenschaftliche) Substanz.

OK, genug geschimpft und Dampf abgelassen. Zurück zu meinem Thema: der Mensch. Ich möchte hier auch aus tiefstem Herzen voranstellen, dass ich davon überzeugt bin, dass der Mensch an sich nicht verkehrt ist. Die Evolution hat uns schon ganz OK hervorgebracht, allerdings bringen uns vor allem Ängste dazu, sonderbare Dinge zu tun, Dinge die rational nicht immer nachvollziehbar sind. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Ängste allein nicht erklären können, weshalb so viele Menschen momentan nicht nur ein Meinungsbild so offensiv vertreten, dass es mir manchmal weh tut, sondern auch noch wider wissenschaftlicher Beweise unbeirrbar bei ihrer Meinung und ihrem Verschwörungs-Wirrwarr bleiben.

Wissenschaft, die ein Lachen hervorzaubert

Auf meiner Suche nach Antworten bin ich tatsächlich in der Psychologie fündig geworden und das auch noch auf höchst amüsante Weise. Wer also glaubt, Wissenschaft sei langweilig, der sollte auf jeden Fall weiterlesen!

Schon mal etwas vom sogenannten Dunning-Kruger-Effekt gehört? Ich zitiere an dieser Stelle aus Wikipedia, weil es einfach köstlich ist: “Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet als populärwissenschaftlicher Begriff die kognitive Verzerrung im Selbstbildnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. (..)”. Selten so gelacht, ehrlich, köstlich, diese Beschreibung. Wenn ich also so eingeschränkt in meinem fachlichen Wissen bin, dass ich noch nicht einmal merke, wie eingeschränkt mein Wissen ist, kann es sein, dass ich so fest in meiner Meinung festhänge, dass ich selbst ausgewiesene Experten für ahnungslos halte! Also quasi das Gegenteil von Soraktes’ “Ich weiß dass ich nichts weiß”.

Aber mal von vorne: der Dunning-Kruger-Effekt geht auf zwei Sozialpsychologen, David Dunning und Justin Kruger, der Cornell University bei New York zurück, die diesen Effekt erstmals 1999 in einer Publikation erwähnten. Im Rahmen von Studien stellten die beiden Sozialpsychologen fest, dass zum Beispiel beim Schachspielen, Autofahren oder dem Erfassen von Texten Unwissenheit oft zu deutlich mehr Selbstsicherheit führt, als Wissen. Insgesamt fassten sie ihre Forschungsergebnisse folgendermaßen zusammen: fachlich weniger kompetente Menschen (die unter Dunning-Kruger leiden, oder viel mehr sehr glücklich damit leben!) neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten konsequent zu überschätzen, überlegene Fähigkeiten und tatsächliche fachliche Kompetenz bei anderen nicht zu erkennen und das Ausmaß der eigenen Inkompetenz nicht einschätzen zu können. Bahnbrechend finde ich in diesem Zusammenhang den Therapievorschlag: Bildung!

Im Laufe der Zeit wurde die Forschung hinsichtlich des Dunning-Kruger-Effekts immer weiter getrieben. Achtung, hier wird es noch ganz besonders unterhaltsam: 2001 stellten die beiden Herren nämlich fest, dass sie ihre gesamte Grundlagenforschung ausschließlich an Nordamerikanern durchgeführt haben und stellten sich deshalb die völlig berechtigte Frage, ob es hinsichtlich des Dunning-Kruger-Effekts eventuell kulturelle Unterschiede geben könnte. Aus diesem Grund führten man im Jahr 2001 eine Studie in Japan durch und kam zu dem Ergebnis, dass Japaner eher dazu tendieren, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen und Misserfolge als Anlass nehmen, besser zu werden um so ein wertvolleres Mitglied der Gesellschaft zu werden.

Klar könnte man jetzt sagen, dass dieser Dunning-Kruger-Effekt eine Art nordamerikanische Persönlichkeitsverwirrung ist. Ich persönlich finde tatsächlich, dass der US-amerikanische Präsident ein formidables Beispiel für das fortgeschrittene Stadium dieser Erkrankung sein könnte. Aber so einfach ist es wohl auch nicht. So wurde der Dunning-Kruger-Effekt in kognitionswissenschaftlichen Publikationen benannt, die sich mit der konsequenten Leugnung der menschgemachten globalen Erwärmung beschäftigen. Ich weiß, führt uns auch wieder zu Trump, aber gibt es ja wohl auch in Deutschland. Also scheint dieses Phänomen, wissenschaftliche Erkenntnisse konsequent zu leugnen, nichts neues zu sein, allerdings scheinen die Ängste, gesundheitliche wie wirtschaftliche, die Corona hervorruft, wie ein Katalysator zu wirken. Angst ist eben einfach nicht gut für uns Menschen. Wir stellen also fest, wollen wir, dass wir selbst, oder die Menschen um uns herum gute oder sehr gute Leistungen erbringen, oder einfach nur “normal” funktionieren, müssen wir für eine angstfreie Atmosphäre sorgen. - Nur mal so am Rande!

Sind wir nicht alle ein bisschen Dunning-Kruger?

Einen kleinen abschließenden Fun Fact zu Dunning-Kruger habe ich noch im Petto: Im Jahr 2000 erhielten die Herren Dunning und Kruger für ihre Studien den Ig-Nobelpreis für Psychologie. “Ig” steht in diesem Fall für “ignorable” und diese Art Anti-Nobelpreis, vergeben an der Harvard-Universität, ist eine satirische Auszeichnung für wissenschaftliche Leistungen, die einen erstmal zu Lachen und dann zum Nachdenken bringen. Und ich finde nachdenken schadet uns allen nicht! Ich jedenfalls werde mich zukünftig vielleicht einmal fragen, ob ich nicht ein kleines bisschen Dunning-Kruger haben könnte, wenn ich mich mal wieder ganz besonders fest in eine Meinung reinmanövriert habe. Ist doch alles menschlich!

Eure Constance

Ball.jpg

Weiß ich dass ich nichts weiß?

Oder weiß ich alles besser, weil ich nichts weiß?