Persönlichkeit

Working Out Loud - So viel mehr als nur eine Methode

Und was ist das jetzt schon wieder?

Das Wissen, besonders Hoheits- oder Exklusivwissen, Macht ist, ist altbekannt! Mit diesem Leitsatz hat mein alter Herr mich quasi durch die Schule getrieben! Später, in Business-Umfeld entwickelte sich daraus die Idee, dass derjenige, der sein Wissen für sich behält, einen Wissensvorsprung hat und sich dadurch gegenüber anderen profilieren kann. Tatsächlich ist diese Einstellung durch die zunehmende Dynamik unseres Arbeitsumfeldes, nicht zuletzt durch die immer weiter um sich greifende Digitalisierung, Vergangenheit. In Zeiten des World Wide Webs haben sich die Vorzeichen radikal geändert. Zum einen ist es so, dass durch eine immer größer werdende Dynamik die Halbwertszeit unseres Wissens stetig abnimmt. Zum anderen ist es so, dass durch das Internet nicht mehr derjenige einen Vorteil hat, der sein Wissen für sich behält, sondern derjenige, der sein Wissen teilt. Für all die offenen Fragen unserer Welt gibt es schon lange nicht mehr diese eine Lösung. Vielmehr ist es so, dass der Austausch in unserer vernetzten Welt dazu führt, dass man sich gemeinsam, über Unternehmens- oder Bereichsgrenzen hinweg, einen Lösungsweg erarbeitet, indem man Wissen austauscht, oder sich Zugang zu Personen oder Institutionen erarbeitet, die zunächst unerreichbar schienen. Im Prinzip sind wir alle “Influencer”, vernetzt mit anderen “Influencern”, die sich gegenseitig unterstützen und weiterbringen.

Der Erste, der diese Grundidee unter dem Begriff “Working Out Loud” in die Welt gekippt hat, war der IT-Berater Bryce Williams, der im Jahr 2010 einen Blogartikel unter der Überschrift “When will we start to work out loud? Soon!” veröffentlichte. Williams beschäftigte sich mit der Notwendigkeit der “Social Collaboration”, bzw. des “Collaborative Learnings” in einem komplexen und dynamischen Umfeld. Hierbei ging es ihm zunächst vor allem darum, das eigene Wissen, die eigenen Erfahrungen und die eigene Arbeit sichtbar und transparent zu machen, damit möglichst viele andere davon profitieren können. Im Prinzip steckt in diesem Ansatz auch die Grundidee der sogenannten Lernenden Organisation, mit der sich Amy C. Edmondson schon viele Jahre zuvor beschäftigt hat. Im Kern also nichts Neues, aber konsequent und sehr praxisnah auf die Welt der sogenannten New Work angewendet.

Vom Mindset zur Methode

Es war ein weiterer Berater, John Stepper, der die Idee des Working Out Loud, also der konsequenten Transparenz und Vernetzung, zu einer echten Methode ausgebaut hat. Hierzu hat er zunächst die fünf Grundprinzipien des “WOL” formuliert:

  1. Visible Work: die eigene Arbeit sichtbar zu machen und Ergebnisse zu teilen und zwar nicht der Selbstdarstellung wegen, sondern um andere weiterzubringen und zu unterstützen.

  2. Growth Mindset: die eigene Arbeit kontinuierlich verbessern, indem man Feedback und die Erfahrungen anderer aktive nutz und einbindet.

  3. Generosity: großzügig Wissen zu teilen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten und damit das eigene Netzwerk nachhaltig zu stärken.

  4. Relationships: ein soziales Netzwerk aufbauen (wir sind wieder bei den “Influencern”) um interdisziplinäre und nachhaltige Beziehungen zu etablieren, die jeden Einzelnen im Netzwerk weiterbringen.

  5. Purposeful Discovery: eine zielgerichtete Zusammenarbeit, was so viel bedeutet, dass ich mein Ziel, meinen Purpose, kenne und weiß, wie ich die Ressourcen meines Netzwerks nutzen kann, um dieses Ziel zu erreichen und mir gleichzeitig bewusst ist, welchen Beitrag ich leisten kann, um mein Netzwerk zu stärken und voranzubringen.

Aus diesen Grundprinzipien entwickelte Stepper schließlich den sogenannte WOL-Circle, in dem sich Gruppen von etwa fünf Teilnehmenden über einen Zeitraum von zwölf Wochen einmal pro Woche für eine Stunde zusammensetzen um gemeinsam und voneinander zu lernen, wie man am effektivsten teilt und sich vernetzt. Zusätzlich geht es darum, gemeinsam die jeweils individuell für die zwölf Wochen gesetzten Ziele zu erreichen. Hierbei steht jede Woche unter einer neuen Überschrift, die von “Vertrauen schaffen” in Woche eins, über “Mache es zur Gewohnheit” in Woche zehn, bis hin zu einem bewussten Abschluss in Woche zwölf führen. -Eine wie ich finde wundervolle Struktur für ein effektives Peer-Coaching!

Von der Methode zurück zum Mindset

Die Methode hat inzwischen Einzug in die Personalentwicklung vieler namhafter Unternehmen, wie zum Beispiel IBM oder Daimler gehalten. Allerdings ist die Grundidee von WOL keinesfalls auf Großkonzerne beschränkt. Im Gegenteil! Working Out Loud unterstützt die Vernetzung der Mitarbeitenden und deren Wissensaustausch untereinander unabhängig von der Größe eines Unternehmens. Ich persönlich würde sogar weiter gehen und behaupten, dass Working Out Loud noch nicht einmal an Unternehmensgrenzen gebunden ist, oder gebunden sein sollte. Ich nehme mich selbst mal als Beispiel und schaue mir mein über die Jahre hinweg gewachsenes Netzwerk aus Trainern, Coaches, Mediatoren, (agilen) Beratern, Personalern und so weiter an und schon während ich darüber nachdenke, wird es mir ganz warm ums Herz! Ja, ich finde ich bin verdammt gut in dem was ich tue! Jedoch muss auch gesagt sein, dass ein absoluten Hauptgründe dafür, dass ich so gut in meinem Job als Berater, Coach, Trainer bin, ist dass ich mich rasant und stetig weiterentwickle und das tue ich vor allem, in dem ich mich immer wieder mit anderen austausche. Dabei bin ich wahnsinnig dankbar dafür, dass mein Netzwerk nur allzu bereitwillig Ideen, Konzepte, Tools, Ansichten, Perspektiven mit mir teilt. Das geht so weit, dass wir Arbeitsmaterial teilen und ich gebe mein Bestes, um meinen Beitrag in diesen großartigen Mastermind-Gruppen zu leisten und eben auch großzügig zu teilen. Klar sind wir irgendwie alle Konkurrenten. Klar könnte man das so sehen! Allerdings bin ich nur so erfolgreich geworden, wie ich heute bin, weil ich jeden anderen Trainer oder Coach vor allem als Kollegen gesehen habe und sehe. Ich habe immer unterstützt und ich bin heute da, wo ich bin, weil auch ich immer unterstützt wurde. Und so reite ich weiter auf meiner coolen Welle durch diesen unübersichtlichen, schnelllebigen und chaotischen Ozean der sogenannten New Work und bin dabei wirklich tiefenentspannt. Ich muss nämlich keine Angst haben etwas zu verpassen oder zu übersehen! Weiß ich doch, dass ich als einzelner Coach ohnehin nicht in der Lage bin, diesen Ozean zu überblicken. Aber gemeinsam mit meinem Netzwerk bekommen wir das hin und “empowern” uns gegenseitig, damit wir auch weiterhin in der Entwicklung und somit eben auch immer auf dem neusten Stand bleiben! Die Idee von Working Out Loud, das gemeinsame Lernen, ist hierbei ein zuverlässiger Leuchtturm, der jedem von uns dabei hilft, die Richtung zu halten, bzw. die Orientierung nicht zu verlieren.

Und was macht der Coach aus “Working Out Loud” -zurück zur Methode…

Da ich natürlich auch im Rahmen meines Blogs gerne teile, möchte ich euch zum Ende hin noch flott verraten, warum ich heute ausgerechnet über Working Out Loud schreibe. Ich verkünde ja immer wieder, dass ich in meinen Artikeln am Wochenende das zusammenfasse, was mich in meiner Arbeitswoche beschäftigt hat. In der letzten Woche hat mich das Thema Führungskräfte beschäftigt. Konkret ging es darum, Führungskräfte zu stärken und ihnen in dem Chaos, unserer dynamischen, komplexen und unübersichtlichen Arbeitswelt einen Fixpunkt zu geben, damit sie wiederum diese Sicherheit an ihre Mitarbeitenden weitergeben können. Mir geht es schon seit Langem nicht mehr nur darum, Führungskräfte zu entwickeln oder zu coachen (was auch immer das jetzt genau bedeuten soll). Vielmehr ist es meine Idee Führungskräfte in Führungsteams, bzw. Teams aus Führungskräften zu formieren, damit sie sich gegenseitig die Unterstützung und die Sicherheit geben können, die es braucht, um das Schiff sicher durch den alltäglichen Sturm zu steuern. Meine Idee ist es, Führungskräfte in Working Out Loud Circles zusammenzufassen, damit sie so zwölf Wochen lang mit einer Stunde Zeitinvest pro Woche in den Austausch und die Entwicklung als Team aus Führungskräften kommen und dabei auch gleichzeitig an ihrer ganz individuellen Sichtbarkeit und Kommunikation arbeiten. Mal schauen, ob das funktioniert. Auch in agile Strukturen erleben ich es auf Führungsebenen immer wieder, dass Wissen eben doch als Macht gesehen wird, besonders wenn einem alle anderen Machtsymbole durch eine agile Transformation genommen wurden, oder weil man völlig berechtigt vor allem auch an die eigene berufliche Weiterentwicklung denkt und glaubt sich gegen andere durchsetzen zu müssen. Die Krux ist jedoch leider, dass man es einfach nicht alleine schafft, sich durchzusetzen. - Nicht in diesem dynamischen und komplexen Umfeld, in dem wir uns inzwischen bewegen und das wir alleine beim besten Willen nicht überblicken können. Ja, Wissen ist Macht, aber nur wenn wir es teilen! Deshalb wollte ich meinen Ansatz übrigens auch “Leading Out Loud” (LOL) nennen! Ich dachte, ich hätte endlich das Konzept, das mir Ruhm und Ehre verschafft… Dachte ich! Es gibt aber schon so etwas Ähnliches! -Weiß ich dank des World Wide Webs und weil Menschen dort eben alles teilen! Mist, mal wieder zu spät!

Keine Ahnung, ob ich das mit dem “Working/Leading Out Loud Circle” umsetzen werde, bzw. ob die betreffenden Führungskräfte mitmachen! Und ich verrate euch noch ein Geheimnis: ich hab das mit dem Circle noch nie als Coach durchgezogen! Ich kenne die Theorie. Die Praxis ist mir noch fremd! Jedoch habe ich auch hierfür jemanden in meinem Netzwerk gefunden, der mir weiterhelfen kann! Natürlich könnte Heike ihre Erfahrungen mit dem Circle für sich behalten, um sich im Wettbewerb mit mir einen Vorteil zu verschaffen. Macht sie aber nicht, weil wir am Ende doch gar nicht im Wettbewerb sind und sie vielleicht ja auch davon profitieren kann, wie ich das Grundprinzip weiterentwickle, bzw. anpasse! Ich freue mich auf jeden Fall auf den Austausch und darauf von Heike zu lernen und zu gegebener Zeit meine Neuerungen mit ihr zu teilen! Ein Hoch auf die Agilität, also das agile Mindset, nicht die Methoden… Ihr wisst schon…

Teilt und lernt! Seid laut dabei! Und habt einen schönen Sonntag!

Eure Constance

Wie ein Leuchtturm

Wenn geteiltes Wissen Richtung und Struktur schenkt

Denn das Patriarchat hat versagt

#DearAfghanSister

Eigentlich habe ich für diesen Sonntag ein ganz anderes Thema geplant, aber da diese Welt nun mal sehr volatil ist und ich mir vorgenommen habe, mich in meinem Blog mit Themen auseinanderzusetzen, die mich auch in meiner (Arbeits-) Woche beschäftigt haben, gibt es mal wieder einen dieser “aus-gegebenem-Anlass-Artikel”. Es wäre nämlich eine glatte Lüge, so zu tun, als ob es bei mir in den letzten Tagen gedanklich vor allem um diese schönen Erst-Welt-Probleme der New Work gegangen wäre. Klar habe ich auch gearbeitet, sogar recht intensiv, aber gedanklich bin ich doch immer wieder abgeschweift. Dieses komplette Versagen der Nato im Allgemeinen und Deutschlands im Speziellen hat mich nicht mehr losgelassen. Viel wurde dieser Tage gesagt und geschrieben über Afghanistan und die Taliban. Besonders das Schicksal der sogenannten Ortskräfte hat mich bewegt. Haben sie doch vertrauensvoll ihr Leben in die Hände der anwesenden Streitkräfte gelegt, hoffend darauf, dass sie Teil eines neuen Afghanistans sein würden. Ich möchte nicht politisch einordnen müssen, was in diesem Zusammenhang schiefgelaufen ist. Moralisch gesehen ist es jedenfalls eine Schande.

Aber nicht nur die Ortskräfte haben mich beschäftigt. Naturgegeben ist es so, dass ich natürlich auch daran denken muss, was die Geschehnisse für all die Frauen wie mich bedeuten, wie sich ihr Leben ändern wird, wie all diese Freiheiten, die sich besonders auch Frauen meiner Generation in den letzten zwanzig Jahren in Afghanistan erkämpft haben, verloren gehen werden. Ich frage mich, was das alles besonders für die mutigsten unter diesen Frauen bedeuten mag, für die, die sich gezeigt haben, sich engagiert haben, politisch und gesellschaftlich. Ich habe eine grobe Vorstellung davon, wie das aus dem Blickwinkel der Scharia beurteilt und verurteilt werden wird. -Und ich würde am liebsten laut schreien!

Und dann beginnt die Wut zu arbeiten

Während ich nun also in meiner Gedankenwelt unterwegs war, wuchs in mir die nackte Wut. Angefeuert durch das Fotoprojekt einer iranischen Fotografin mit dem inhaltsschweren Namen “Das Verschwinden der Frau” (wer es noch nicht kennt, möge es bitte googlen) ist die wütende Feministin in mir zur Höchstform aufgelaufen und hat gleichzeitig resigniert! Denn was kann ich schon tun? Durch meine Freundin Sylvia wurde ich auf die Bewegung #DearAfghanSister aufmerksam. -Nichts Großes, nur eine Bewegung, die ihren Ursprung im Flüchtlingscamp auf Lesbos hat und Solidarität zeigt. Also habe ich meine Solidarität gezeigt, meinen Post abgesetzt und dann? Die Feministin in mir war noch immer kurz davor, zu platzen. Diese gottverdammte Männerwelt, in der Frauen nicht sicher sein können! Die Wut wurde globaler! Denn DIESE gottverdammte Männerwelt hört ja nicht an den Grenzen Afghanistans auf. Diese ewig gestrigen Taliban treiben sie lediglich auf die Spitze. Aber ist es im Rest der Welt besser oder sicherer für Frauen und Mädchen? Gewalt und Unterdrückung scheint kulturkreisübergreifend zu sein. Da werden weibliche Föten abgetrieben, weil Töchter weniger wert sind als Söhne, dort wird Vergewaltigung und ekelhafteste sexuelle Gewalt als probates Kriegsmittel gesehen und Abiy Ahmed hat noch immer seinen Friedensnobelpreis. Im wunderschönen Urlaubsland Mexiko gibt es Städte, in denen Frauen nicht mehr alleine nach draußen können, weil sie Vergewaltigung, Entführung und Tod fürchten müssen, während die Täter sich vor der Strafverfolgung nicht fürchten müssen, aus neusten Statistiken in Frankreich geht hervor, dass 80 Prozent aller Frauen mindestens einmal Opfer sexueller Belästigung im öffentlichen Raum waren, weshalb es dafür jetzt eine App gibt, die Türkei tritt aus der Istanbul Konvention aus, Vergewaltigung in der Ehe wird vielerorts nicht bestraft, weil es ja die Pflicht der Frau ist, dem Gatten zu Verfügung zu stehen und so weiter und so fort… Ich merke, ich schreibe mich schon wieder in Rage! Was für eine kranke Welt, in der die eine Hälfte der Bevölkerung offensichtlich weniger wert zu sein scheint und weniger Rechte zu haben scheint, als die andere!

Und natürlich muss man auch vor der eigenen Tür kehren

Natürlich könnte man behaupten, das alles passiert ja so weit weg und vielleicht hat mein Kindergartenfreund Björn auch recht damit, wenn er auf meine Wut mit der Frage reagiert, was er Frauen denn antue… Sorry dass ich nicht mehr geantwortet habe, Björn! Aber es war nicht an der Zeit! Zumal deine Frage ja völlig berechtigt ist. Aber aus meiner Sicht ist genau das das Problem. Natürlich sind wir hier in Deutschland weiter, als in Afghanistan! Gott Lob, ja, das sind wir! Aber gleichzeitig sitzt meine zauberhafte Stieftochter nebenan am Esstisch und arbeitet an ihrer ersten Hausarbeit für die Uni. Arbeitstitel “Genderproblematik in der sozialen Arbeit”, und zwar in der sozialen Arbeit in Deutschland! Inhalt: Es ist ein Frauenjob und weil es ein Frauenjob ist, ist er wie so viele Frauenjobs mies bezahlt und die besser bezahlten Jobs auf Führungsebene haben die Männer inne! Toll! Woher kommt diese Diskrepanz? Sicher nicht, weil Frauen alle weniger klug oder schlechter ausgebildet sind. Es ist ein altes, krankes Rollenbild: Die Frau kümmert sich und der Mann sagt wo es lang geht! Auch hier in Deutschland! Und schwingt sich doch mal eine auf, den Olymp der Führungsetagen zu erklimmen, wird sie natürlich erstmal in Frage gestellt. Aus dem Nähkästchen des Coaches: In einer typischen Männerdomäne gibt es einen neuen “Abteilungsleitenden” und einen “stellvertretend Leitenden”. Beide sind gleichermaßen qualifiziert. Der Leitende ist ein “Er” und wird ohne weiteres Hinterfragen seitens des Teams akzeptiert. Er muss nicht beweisen, dass er qualifiziert genug ist, um das Team zu leiten, wird nicht gechallenged, etc. Ihr ahnt es, der Stellvertretende ist eine “Sie”, qualifiziert bis unter die Halskrause. Aber das ist den Herren im Team herzlich egal. Die arme Frau verbringt die ersten Monate damit, sich jeden Tag doppelt und dreifach beweisen zu müssen, bis ihr die gleiche Gnade wie ihrem Chef zu Teil wird und die Herren sie endlich als fachlich qualifiziert akzeptieren. Das ist Gleichstellung und Emanzipation im 21 Jahrhundert und das ist das Problem. Irgendwann wird ja auch die Frau akzeptiert und am Ende tut den Frauen hier bei uns ja niemand etwas. Ach so, OK, abgesehen, von anzüglichen Kommentaren, nicht enden wollenden Cat Calls, dem Klapps auf den Hintern und so weiter! Ey, ehrlich, ich habe schon den ein oder anderen sehr anziehenden Männerpo gesehen und ich habe nie einfach hin gepackt, weil sich das nicht gehört. Das ist respektlos. Aber wie oft hatte ich schon Hände an meinem Hintern! Das ist offensichtlich normal und höchstens ein klitzekleines Kavaliersdelikt! Habe ich mich beschwert, durfte ich mir mehr als einmal anhören, dass ich mich nicht so anstellen solle! Und wo ich gerade bei meiner ganz persönlichen Generalabrechnung bin: Verbrechensstatistiken in Hinblick auf häusliche Gewalt: Wer sind fast immer die Opfer? Fast täglich eine tote Frau, die beschönigend Opfer einer Beziehungstat genannt wird! -In Deutschland, by the way! Und von dem was online los ist, will ich erst gar nicht anfangen!

Was ich mir wünsche

Ich weiß gerade nicht, ob irgendeiner meiner männlichen Lesenden bis hier her durchgehalten hat! Und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob meine männliche Stammleserschaft mir auch noch zukünftig die Ehre erweisen wird, meine Artikel zu lesen! Vielleicht sind sie jetzt alle sauer gefahren! Aber falls du, als Mann, modern und aufgeklärt, bis hierher weitergelesen hast, fragst du dich jetzt vielleicht was wir Frauen, oder ich Emanze, denn nun von dir wollen! Wie sollst du sein? Was kannst du tun? Ganz einfach: Hör auf Politikerinnen nach ihrem Äußeren zu beurteilen, während du Politiker nach ihrer Arbeit beurteilst. Und hör auf, dich zu fragen, ob die hübsche Kollegin sich vielleicht doch nur “hoch-geschlafen” hat. Hör auf, mit deinen Kollegen über die Körper deiner Kolleginnen zu lästern. Hör auf uns in diese uralten Schubladen zu stopfen und hör auf, dich zu wundern, wenn eine Frau eben doch mal selbstbewusst zu Führen beginnt. Das hat nichts mit Zickerei und Mannsweib zu tun! Hör auf zu feiern, dass Deutschland ja so fortschrittlich ist, weil wir ja sogar eine Kanzlerin haben. Sich darauf auszuruhen wäre töricht! Bringe Frauen den gleichen Respekt entgegen, wie Männern und kämpfe mit uns Ladies dafür, dass sich die Dinge nicht nur auf dem Papier ändern, sondern auch in den Köpfen und den Herzen. Frauenquoten machen Quotenfrauen und noch lange keine Gleichberechtigung. Gleichberechtigung wird es erst dann geben, wenn man den Wert der Frau in jederlei Hinsicht erkennt und anerkennt. So weit sind wir gesellschaftlich noch lange nicht! Sonst müssten Frauen sich nicht immer wieder beweisen und sonst würden diese klassischen Kümmer-Berufe wie Sozialarbeit, Krankenpflege, Kinderbetreuung auch nicht so schlecht bezahlt werden. Gegenwärtig scheinen Frauen und das, was Frauen häufig tun, unserer Gesellschaft einfach weniger wert zu sein. Denn weniger anspruchs- oder verantwortungsvoll ist es sicher nicht. Traurig, sehr traurig, zumal ich davon überzeugt bin, dass mehr “Weiblichkeit” der Welt nicht schlecht zu Gesicht stünde. Kümmern, Mitgefühl und Sanftmut sind verdammte Stärken! Hört auf sie als Schwächen zu kategorisieren!

Denn das Patriarchat hat ausgedient

Zurück zu Afghanistan: Diesbezüglich habe ich mich gefragt, was denn gewesen wäre, wenn es mehr Frauen in der Politik und der Armee gegeben hätte! Denn Fakt ist, die allermeisten dieser, von der Nato gut ausgebildeten, männlichen Pantoffelhelden, haben ja sehr schnell und bereitwillig die Waffen gestreckt, als die Moped-Armee der Taliban angeknattert kam, um dann schnellstmöglich das Weite zu suchen. Wie den Pressemeldungen der letzten Woche zu entnehmen war, ist der oberste Held ja sogar tatsächlich in Pantoffeln davongelaufen. Ich frage mich, wie die Moped-Offensive abgelaufen wäre, hätte man die Frauen Afghanistans in die Position gebracht, selbst für ihre Freiheit kämpfen zu können. Im Kopf habe ich das Bild dieser kleinen Gruppe mutiger junger Frauen, die sich den Taliban entgegengestellt haben, indem sie für ihre Freiheit demonstriert haben, mitten in Kabul. Die sogenannten Gotteskrieger waren sichtlich irritiert.

Frauen sind klug, mutig, stark, sanftmütig und klar! Frauen sind ein verdammtes Geschenk für die Welt und ich finde das Patriarchat hat ausgedient, überall auf dieser Welt! Und nein, liebe Männer, es muss auch kein Matriarchat sein! Aber wie wäre es denn mal mit einem System auf tatsächlicher Augenhöhe?

Genug der Emotion! Schönen Sonntag wünsche ich euch, Männern wie Frauen! Und wenn ihr Lust habt, unterstützt #DearAfghanSister mit einem Bild und einer klaren Haltung. Ich weiß, es ist nicht viel, aber es ist mehr als nichts. Wie hat mir letzte Woche eine ziemlich starke Frau geschrieben, der ich sofort abkaufen würde, dass sie aufsteht und kämpft: “Das Problem ist auch diese Hilflosigkeit. Wir könnten ja aufstehen und kämpfen, aber gegen wen? Gegen unsere Politiker? Gegen die Männer in Afghanistan, die nur zu bereitwillig aufgegeben haben, um für ihre Frauen zu kämpfen?”

Lasst uns damit anfangen, gegen diese archaischen Dämonen in unseren eigenen Köpfen zu kämpfen!

Eure Constance

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#DearAfghanSister

Was für eine Welt…

Ansichten einer Träumerin Vol. 2

… Oder wenn Träumereien plötzlich wahr werden…

Zurück aus meiner Sommerpause dachte ich mir, ich mache einfach da weiter, wo ich vor gut vier Wochen aufgehört habe. Auf meinem Weg in den Urlaub habe ich davon berichtet, wie es sich anfühlt, wenn einem klar wird, wo man hin möchte, wenn man seinen eigenen Purpose, sein Ziel und seine Bedeutung plötzlich glasklar vor Augen hat und wenn diese eine große Ziel aber doch noch einen winzigen Millimeter zu weit weg ist, um es tatsächlich zu greifen! Mit diesen Gedanken habe ich mich in meinen Urlaub verabschiedet, um nicht zu sagen, natürlich habe ich ihn mit in meinen Urlaub genommen.

Weil Perspektivwechsel Wunder bewirken

In diesen vier Wochen, die ich hier liebevoll Urlaub nenne, war bei mir natürlich wie immer eine ganze Menge los! Zunächst habe ich mit meiner NLP Ausbildung begonnen, da ich mich als Coach noch etwas breiter aufstellen möchte und um mich selbst in all diesem Wahnsinn nicht zu verlieren, um im Hier und Jetzt zu bleiben, hat es mich danach in ein Yoga Retreat an die Nordsee verschlagen. Beides war großartig und hat mir den Kopf ganz wundervoll freigepustet. Es tat gut, endlich mal wieder raus zu kommen und andere Menschen zu treffen, neue Impulse zu bekommen, Neues zu sehen und auszuprobieren. Ich habe mich, wie viele von euch sicher auch, prinzipiell ja recht gut in mein Leben im Homeoffice eingefunden. Jeder Tag war irgendwie gleich, vielleicht etwas reizarm, aber doch ganz OK. Was soll man jammern, wenn man es ohnehin nicht ändern kann. Radikale Akzeptanz ist hier das Mittel der Wahl! Was dabei wirklich auf der Strecke geblieben ist, wurde mir vollumfänglich erst bewusst, als mir den Wind in Sankt Peter Ording gehörig den Kopf durchgepustet hat. Diese Reizarmut der letzten Monate hat meine Kreativität auf ein Minimum zurückgefahren. Mein Zuhause wurde plötzlich auch zu dem Ort, an dem ich arbeite und war eben nicht mehr dieser heilige Ort, an dem ich runterfahre und den Abstand zu meinem täglichen Tun gewinne, den ich brauche, um dann auch wieder (kreative) Höchstleistungen zu erbringen. Mir hat es gefehlt, in Straßencafés zu sitzen, die Leute zu beobachten, das bunte Leben um mich herum aufzusaugen, der Small Talk mit Fremden hat mir gefehlt und mir hat gefehlt, alle meine Freunde endlich mal wieder auf einem Haufen zu erleben, diese laute Lachen, die lauten Geschichten, die man braucht, um dann auch die Stille wieder genießen zu können. Mein Leben im Homeoffice war so geordnet, dass das kreative Chaos in mir eingeschlafen ist. -Und ich habe es nicht gemerkt! Im Gegenteil, ich war so stolz auf mich, wie gut ich das alles meistern würde! Tja, am Nordseestrand wurde mir bewusst, dass ich mich einfach nur diesem Alltags-Hamsterrad ergeben habe! Und genau das hatte natürlich auch Einfluss auf mein Denken und Fühlen und die Art und Weise, wie ich vor meinem Urlaub geträumt habe. Nicht falsch verstehen, mein großer Traum, mein Purpose, ist noch immer der gleiche. Ich habe bei dessen Bewertung und bei den Überlegungen, wie ich meinem Traum nun endlich so dicht auf die Pelle rücken kann, damit ich ihn umsetzen kann, zwei Kardinalfehler begangen, die ich bei anderen natürlich sofort identifiziert hätte:

  1. Ich bin davon ausgegangen, dass die Organisation oder das System um mich herum zulassen muss, dass dieser Traum wahr wird. Sprich ich habe mich abhängig gemacht, ohne möglich Alternativen zu sehen.

  2. Ich befürchte, ich hatte Angst vor der eigenen Courage, Angst davor, anzukommen. Denn was ist denn dann…??? Wie sollte es weitergehen? Mein Tutor zu Abi-Zeiten hat mir damals in mein kleines Abschluss-Poesiealbum geschrieben, dass er mir wünsche, dass fast alle meine Träume wahr werden, ich aber gleichzeitig auch immer noch genügend unerfüllte Träume in meinem Herzen behalten solle, da es die sind, die das Leben lebenswert machten. Verdammt, hat er etwas recht?

Denn ich bin die Organisation…

Wenn ich so zurückschaue, war es natürlich immer wieder das System oder die Organisation um mich herum, die mich mal näher an meinen Traum herangeführt, oder auch mal weiter davon weggespült hat. Klar könnte man das jetzt so hinnehmen und akzeptieren, weil das Leben eben so ist. Im Wind der Nordsee ist mir da aber plötzlich wieder Steven Coveys Opfer-Gestalter-Modell in den Kopf gekommen. Meinen allerersten Blog-Artikel überhaupt habe ich darübergeschrieben, dass wir uns in unserem Leben in zwei Bereichen bewegen: dem Einfluss- und dem Interessensbereich. In unserem Einflussbereich liegen die Dinge, die wir proaktiv beeinflussen können. Hier sind wir als Gestalter unterwegs. In unserem Interessensbereich liegen all die Dinge, die uns beeinflussen, wir aber nicht beeinflussen können. Hier sind wir als Opfer unterwegs. In meinen Coachings ist es immer wieder Thema, diese beiden Bereiche klar voneinander abzugrenzen. Denn nur allzu oft fokussieren wir Menschen uns so sehr auf unseren Interessensbereich, dass wir den Einflussbereich nicht mehr wahrnehmen. Wir machen uns zum Opfer unseres Lebens. Oder wir machen den Interessensbereich größer als er in Wirklichkeit ist, weil wir unseren Einfluss auf die Dinge nicht wahrnehmen. Zweites ist mir wohl passiert! Vielleicht brauche ich einen Coach! Nachdem ich mein Traum-Dilemma einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet habe, wurde mir klar, dass ich immer wieder gute Gründe (und manchmal auch nur gute Ausreden) dafür hatte, dem Leben zu erlauben, mich mal wieder ein Stück weit von meinem Traum wegzureißen. Ich habe mich entschieden, mitzumachen und es geschehen zu lassen, denn ich bin die Organisation meines Lebens. Hört sich sehr nach zu viel Yoga an, ich weiß! Aber mal ehrlich, wir alle kennen diese Situationen, die uns immer wieder in den Kopf spring: wenn ich es damals soundso gemacht hätte, wäre heute alles anders! Unser Leben ist eine Aneinanderreihung von Entscheidungen, die wir in der jeweiligen Situation immer bestmöglich treffen. Die Wahl haben wir trotzdem und so bleibt für den Interessensbereich bestenfalls das Wetter übrig!

Aus diesem Grund hab ich entschieden, mich nicht mehr von meinem Traum abhalten zu lassen. Die ersten konkreten Schritte müssen nur noch geplant werden. In absolut urlaubsschwangerer Leichtigkeit habe ich mich dazu entschieden, ab nächstem Jahr nun endlich auch mal offene Workshops anzubieten! Raus aus den Zwängen, die mir meine Organisation auferlegt! Ich weiß schon was und ich weiß schon wo! Was noch fehlt ist ein Marketing-Konzept, denn darin bin ich eine echte Niete! Aber irgendwie werde ich das schon hinbekommen! Wenigstens muss ich es mal ausprobieren! Und wenn ihr dann nicht nur von mir lesen möchtet, sondern Lust habt, an einem Workshop mit mir teilzunehmen, ohne, dass euer Arbeitgeber mich bucht, habt ihr ab nächstem Jahr die Chance dazu! Denn wir sind die Organisation! Wir sind das System unseres Lebens! BÄHM!

Was bleibt ist die Angst vor der eigenen Courage

Das einzige, was jetzt noch bleibt, ist die Angst davor, dass sich der große Traum auch wirklich erfüllt. Vielleicht hat er sich ja auch schon ein Stück weit erfüllt, ohne dass ich es bewusst mitbekommen habe. Vielleicht müsste ich einfach nur loslassen, aufhören zu kämpfen und die Dinge passieren lassen. Aber das kann und will ich mir Stand jetzt wohl noch nicht zugestehen! Denn was würde das bedeuten? Unter anderem würde es bedeuten, dass ich aus meinem eigenen Schatten heraustrete, dass ich mich bewusst ins Rampenlicht stelle und alles zeige, was ich kann. Hierbei geht es mir ein Stück weit wie es Marianne Williamson in ihrem Gedicht “Unsere größte Angst” beschrieben hat:

Unsere größte Angst ist nicht, dass wir unzureichend sind. Unsere größte Angst ist, dass wir unermesslich kraftvoll sind (…).

Schon verrück, wir Menschen…

Und ihr so?

Was mich natürlich immer wieder umtreibt, ist ob ich die einzige bin, die sich gerne so konsequent selbst im Weg steht? Habt ihr diesen einen großen Traum? Was tut ihr dafür, dass er sich erfüllt? Oder was tut ihr dafür, dass er nicht in Erfüllung geht? Und warum? Seid ihr Opfer oder Gestalter? Vielleicht lohnt es sich ja, darüber kurz nachzudenken! Denn wirklich fatal ist es doch am Ende, wenn wir es nicht schaffen, Möglichkeiten, die sich uns bieten, zu ergreifen, Chancen nicht anzunehmen, weil wir es dem Hamsterrad unseres Lebens erlauben, die Führung zu übernehmen, anstatt die Dinge wirklich für uns selbst zu organisieren!

Habt einen wunderschönen Sonntag!

Eure Constance

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