Widerstand

Reaktanz! - Das "aus-Prinzip-dagegen-Phänomen" positiv kanalisieren

Reaktanz – Blindwiderstand, der einfach so passiert

Reaktanz ist ein Phänomen, das mich als Coach und Organisationsentwicklerin schon seit Jahren beschäftigt und in gewisser Weise auch fasziniert. Denn bei Reaktanz handelt es sich nicht um eine bewusste Entscheidung, sondern eher um einen unbewussten Automatismus, dem wir uns einfach nicht entziehen können.

Der Begriff selbst wurde bereits in den 1960er Jahren vom Sozialpsychologen Jack W. Brehm geprägt und ist ein zentraler Bestandteil der sogenannten Reaktanztheorie, die erklärt, wie Menschen intuitiv auf die Einschränkung ihrer Freiheit reagieren und wie eine solche Einschränkung ihr Verhalten beeinflusst. Hinter dieser „aus-Prinzip-dagegen-Haltung“ steckt also oft viel mehr als frühkindliche Bockigkeit. Wer das Prinzip der Reaktanztheorie versteht, kann diese Reaktion im positivsten Sinne als Frühwarnsystem und Gerechtigkeitssensor nutzen und somit Meetings, Entscheidungen und Teamdynamiken effektiver, stressfreier, positiver gestalten.

Reiz-Reaktion-Reaktanz

In der Psychologie bezeichnet man Reaktanz als emotionale und motivationale Reaktion auf wahrgenommene Einschränkungen oder Bedrohungen der persönlichen Freiheit. Sie tritt immer dann auf, wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihre Entscheidungsfreiheit oder ihr Handlungsspielraum eingeschränkt werden – also, wenn eine Person das Gefühl hat, etwas nicht mehr tun oder wählen zu dürfen, was vorher möglich war.

Beispiele hierfür sind:

  • Verbote oder Einschränkungen.

  • (Subjektiv empfundene) manipulative Überzeugungsversuche – das heißt, auch wenn etwas ausschließlich stark positiv dargestellt wird. Auch zu deutliche Motivation ruft intuitiven Widerstand hervor!

  • Soziale oder gesellschaftliche Zwänge.

Mögliche Reaktanz-Reaktionen sind:

  • Widerstand gegen die Einschränkung.

  • Wiederherstellung der Freiheit, zum Beispiel durch Trotzverhalten oder bewussten Regelverstoß.

  • Aufwertung der eingeschränkten Option – das heißt, das Verbotene wird plötzlich super attraktiv (wenn du willst, dass ein Kind garantiert an ein heißes Bügeleisen fasst, verbiete es vehement und immer wieder) oder das stark Angepriesene wird unattraktiv und intuitiv abgewertet.

Reaktanz und Gerechtigkeit

Insgesamt hängt Reaktanz sehr eng mit unserem Gerechtigkeitsempfinden zusammen, da beide Phänomene darauf beruhen, wie Menschen Einschränkungen und Ungleichbehandlungen wahrnehmen. Somit ist Reaktanz mitnichten etwas Negatives. Im Gegenteil: Protest- oder Freiheitsbewegungen entstehen oft aus einer Kombination von Reaktanz und dem Gefühl von Ungerechtigkeit (zum Beispiel gegen Diskriminierung oder soziale Ungleichheit) und entwickeln so mitunter eine gesellschaftsverändernde Kraft.

In diesem Kontext ist es besonders interessant, dass Einschränkungen, die als gerecht empfunden werden, oft akzeptiert werden und keinen Blindwiderstand hervorrufen – zum Beispiel eine Regel, die für alle gleichermaßen gilt und alle gleichermaßen benachteiligt. Wohingegen Regeln oder auch Sanktionen, die als ungerecht empfunden werden, garantiert Widerstand auslösen – zum Beispiel, wenn nur ein Teammitglied vom Chef dazu gezwungen wird, Überstunden zu machen, ohne das nachvollziehbar zu begründen.

Sowohl für uns als Gesellschaft als auch für Organisationen oder Unternehmen ist es wichtig, Regeln so zu gestalten, dass sie als gerecht oder fair empfunden werden, um allgemeine Reaktanz (die immer auch zur Einschränkung der individuellen Leistungsbereitschaft beiträgt) zu verhindern.

Reaktanz verhindern?!

Reaktanz zu verhindern ist ein komplexes Unterfangen. Kenne ich den Mechanismus, kann ich mich so aufstellen, dass mein Verhalten oder meine Kommunikation die Wahrscheinlichkeit von Reaktanz verringert.

Insgesamt erfordert der Versuch, Reaktanz zu verhindern, ein sensibles Vorgehen, das auf die Autonomie und die Bedürfnisse der betroffenen Personen eingeht. Respektvolle Kommunikation, die dabei weder überzogen positiv noch überzogen negativ ist, nachvollziehbare Begründungen und das Schaffen von Wahlmöglichkeiten sind hierbei zentrale Elemente.

Wie kann ich das konkret tun? Hier einige ganz praktische Möglichkeiten für dich:

  • Wahlfreiheit betonen: Gib Menschen das Gefühl, eine Wahl zu haben. Anstelle von Formulierungen wie „Das musst du unbedingt so machen!“ oder „Das darfst du keinesfalls so tun!“ bieten sich Formulierungen wie „Es gibt verschiedene Optionen. Eine davon wäre … und eine andere wäre …“ oder „Du selbst entscheidest, wie interessant das für dich ist.“

  • Transparente und rationale Begründungen: Begründe Einschränkungen nachvollziehbar. „Das haben wir schon immer so gemacht!“ ist keine nachvollziehbare Begründung.

  • Sanfte Kommunikation: Formuliere Bitten weniger autoritär und sei vorsichtig mit zu großer Euphorie in Bezug auf ein Thema, eine Veränderung, einen Workshop und so weiter. Neutral-positive Kommunikation öffnet Türen. Übertriebene Motivationsversuche können recht schnell Reaktanz auslösen.

  • Partizipation fördern: Mache Betroffene zu Beteiligten! – Ein Zitat, das ich einer Führungskraft, die ich schon länger begleite, „geklaut“ habe! Ich frage mich, wofür sie mich braucht. Wie dem auch sei: Sätze wie „Was denkst du, wäre die beste Lösung?“ oder „Lasst uns gemeinsam überlegen, wie wir das Thema angehen!“ wirken Wunder – übrigens auch ganz speziell in der Erziehung. Reaktanz macht auch vor Kindern nicht halt!

  • Verbote nicht explizit hervorheben! Das mit dem heißen Bügeleisen oder der Herdplatte ist der Klassiker. Auch Erwachsene wünschen sich häufig ganz besonders intensiv, das zu tun, was absolut verboten ist!

  • Empathie zeigen: Zeige Verständnis für die Meinung anderer, auch wenn sie nicht deiner eigenen Meinung entspricht. Zu verstehen heißt nicht zwangsläufig, einverstanden zu sein, öffnet aber ganz sicher Kommunikationswege und reduziert Widerstände.

  • Alternativen anbieten: Mehrere Optionen geben Menschen das Gefühl der Autonomie.

  • Positive Konsequenzen aufzeigen: Fokussiere dich auf die Vorteile einer Entscheidung anstatt auf die Einschränkungen. Ja, alles hat seinen Preis, aber alles hat auch seine Benefits, wie zum Beispiel: „Wenn wir das so machen, gewinnen wir mehr Zeit!“ oder „Diese Regelung hilft uns, das Ziel schneller zu erreichen!“

Vielleicht ist ja etwas dabei, das du gut für dich nutzen kannst. Oder vielleicht hast du ja auch schon eigene Ideen im Kopf, wie du das Reaktanz-Phänomen positiv kanalisieren kannst. In zwei Wochen werde ich an dieser Stelle noch etwas tiefer in die Welt dieser sogenannten integrativen Kommunikationsmuster einsteigen. Es gibt nämlich Menschen, die an sehr breiter Front das Gegenteil von Reaktanz hervorrufen. Vielmehr gelingt es ihnen, Menschen zu aktivieren und mitzuziehen. Diese Menschen sind für gewöhnlich natürliche Meister in der Nutzung integrativer Kommunikationsmuster – oder sie haben diese Muster gelernt! Dazu, wie gesagt, mehr in zwei Wochen.

Abschließend ist es mir nochmal wichtig darzustellen, dass natürlich nicht jede Form von Widerstand und „Dagegen!“ mit einem natürlichen Reaktanzreflex erklärt werden kann. Manchmal wird einfach alles zu viel, und ich will nicht mehr, nichts mehr! – Keine Reaktanz, sondern schlicht und ergreifend die Nase voll! Auch bestimmte Persönlichkeitsausprägungen können zu automatisiertem Widerstand führen und je nach Intensität sogar auf eine tatsächliche Persönlichkeitsstörung hinweisen. Das Feld des Menschseins ist ein sehr breites, und Reaktanz ist selbstverständlich nur eine von vielen Möglichkeiten – aber eben eine recht häufige und gut berechenbare Möglichkeit, die man ganz wunderbar positiv oder konstruktiv kanalisieren kann.

Genießt euren Sonntag!

Eure Constance

Dagegen

Intuitiven Blindwiderstand kanalisieren anstatt dagegen anzukämpfen

Und dann haben sich alle meine Regenbogenfarben zu einem hässlichen Kackbraun vermischt - Coach und Nihilist!

Aus Prinzip dagegen - der Nihilist, der keiner sein möchte…

Als meine Lehrerin Anita vor kurzen feierlich erklärte, dass Erleuchtung auch nicht ewig andaure, hat mich das tatsächlich ein wenig glücklich gemacht. Geht es ihr also auch so, trotz ihrer großen Erfahrung und ihrem mindestens ebenso großen Können als Coach, Trainer, Mediator… Ich weiß nicht, wie es euch geht, ich jedenfalls nehme mir immer wieder vor, mich in dieser positiven “du-bist-gut-ich-bin-gut-Haltung” durch den Tag tragen zu lassen und ich finde ich bin darin auch schon wirklich gut geworden. Ich bin weniger wertend, bin wertschätzend, auch mit anderen Positionen und ich bin zumeist sehr gut darin, die vermeintlichen Ärgernisse direkt positiv zu reframen. -Also meistens! So schwebe ich umgeben von der positiven Ausstrahlung eines schimmernden Regenbogens durch meine Welt! Manchmal jedoch zieht ein Sturm auf, verwirbelt alle meine Regenbogenfarben und was zurückbleibt ist ein ausgesprochen hässliches Kackbraun! Ich kann gefühlt nichts dagegen tun, aber plötzlich bin ich DAGEGEN! Es fühlt sich an wie ein Automatismus, wie ein nicht guter Automatismus, denn natürlich möchte ich doch DAFÜR sein! Coach und Nihilist passt einfach nicht zusammen. Aber irgendwie scheint es in meiner DNA zu liegen!

Vom Sündenfall und verbrannten Kinderfingern

Denke ich über diesen Automatismus nach, habe ich sofort kleine Kinder vor Augen, denen man sagt: “Nicht anfassen, das ist heiß!”. Nun haben diese Kinder die ganze Küche vor sich, so vieles, dass man anfassen könnte, aber nach dieser Aussage können sie nicht anders, als direkt an den heißen Ofen zu packen, der sie ansonsten wahrscheinlich nicht interessiert hätte! Aus Prinzip dagegen! Ich lass mir doch von Mutti nichts sagen! Mit dieser Einstellung sind die lieben Kleinen in bester Gesellschaft. Schon unsere Ur-Mutter Eva hatte ein ganzes Paradies, voll mit Früchten und Köstlichkeiten, die sie alle genießen durfte. Die haben Eva aber nicht interessiert! Das Einzige was wirklich spannend war, war dieser eine Apfel… Eva und Adam im Regenbogenland! Alles ist wunderschön, friedlich, erleuchtet und dieses eine Verbot, diese eine Bitte lässt den Sturm des Widerstandes aufziehen, der die Regenbogenfarben verwirbelt und heraus kommt das Kackbraun eines Lebens in Arbeit und Schmerzen.

Intuitive Abwehr - ein Phänomen unserer Psyche

Auch wenn Anita mir glaubhaft versichert hat, dass es normal sei, dass Erleuchtung manchmal nur ein vorübergehendes Phänomen ist, fühle ich mich trotzdem manchmal defizitär. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, etwas tiefer in die Materie einzusteigen. So habe ich schließlich herausgefunden, dass ich keineswegs defizitär bin, sondern einfach nur ganz normal ticke! Gott sei Dank! Diese automatische und intuitive Abwehr wird in der Psychologie als Reaktanz bezeichnet und ist Teil des Menschseins. Offensichtlich ist es normal, dass wir Menschen zunächst einmal auf so ziemlich alles mit Abwehr reagieren. Manchmal wissen wir noch nicht einmal warum wir mit Abwehr reagieren. Eine Freundin hat zum Beispiel vor Jahren einmal zugegeben, dass sie in diesem Jahr nur Silvesterfeuerwerk gekauft hat, weil ihr die Kampagne gegen Feuerwerk so unfassbar auf den Wecker ging. Druck erzeugt Gegendruck, oder eben Widerstand. -Blindwiderstand, dem in der Psychologie offensichtlich eine vergleichbare Gesetzmäßigkeit zu Grunde liegt, wie in der Elektrotechnik. Aus diesem Grund ist auch recht gut erforscht, was uns alles in den Widerstand versetzt. Hierbei gibt es so unscheinbare Auslöser wie vermeintlich falsche Worte. So triggern zum Beispiel sogenannte vereinnahmende Pronomen Reaktanz. Dabei handelt es sich um Verallgemeinerungen wie “man” oder “wir”: “Man kann das so nicht sagen!” oder “Wir sind stets professionell!”. Diese eigentlich menschenleeren Sätze lenken tatsächlich vom eigentlichen Inhalt ab und können deshalb reaktant machen. Auch direktive Verben wie “müssen” und “sollen” haben eindeutiges Reaktanz-Potenzial, ebenso wie negative Formulierung. “Gegen Umweltzerstörung” ruft ja geradezu zum Widerstand auf! Ebenso wie “fass das nicht an, das ist heiß!”. Aus Prinzip dagegen!

Denn in der Höhle hat alles einen Sinn ergeben

Als Human Factors Trainer und Consultant stelle ich bei vielen typisch menschlichen Verhaltensweisen, die heutzutage ganz schön hinderlich sein können, fest, dass sie ihren Ursprung in Verhaltensweisen und Reaktionen haben, die uns Menschen im Verlauf der Evolution tatsächlich erst erfolgreich gemacht haben. Häufig waren sie Teil unseres Frühwarnsystems, das unser Überleben gesichert hat. Schauen wir uns mal vier Felder an, die mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit bei uns allen Reaktanz hervorrufen und versuchen wir zu verstehen, warum dieser Automatismus auch durchaus positiv gesehen werden kann, nicht nur damals, in der Hähle, sondern auch heute, in einer komplexen und dynamischen Welt:

  1. Fühlen wir uns in unserer Freiheit eingeschränkt, reagieren wir häufig mit Widerstand. Leider sorgt auch gefühlte emotionale Bevormundung (z.B. durch übertriebenes Schwärmen, oder starke Herabwertung) für Widerstand. Manchmal tritt dieser Blindwiderstand auch auf, wenn die Einschränkung völlig gerechtfertigt ist, wie z.B. im Rahmen von Geschwindigkeitsbeschränkungen oder auf einem Parkplatz. Das positive an dieser Reaktion ist jedoch, dass diese Reaktanz auch eine Art Autonomiegespür ist, das wir bewusst nutzen können, um Einschränkungen abzuwägen. So gesehen ist es nicht die Reaktanz, die den Sündenfall hervorgerufen hat, sondern der Umstand, dass Eva sich ihr unterwarf und nicht bewusst abgewogen hat: Apfel oder lieber doch all die anderen Früchte?

  2. Alles Unbekannte und Neue, oder Fremde sorgt naturgemäß zunächst einmal für Abwehr, könnte es doch eine Gefahr in sich tragen. Dieses “Fremdeln” war früher absolut überlebenswichtig. Und auch heute können wir diesen Widerstand als Frühwarnsystem vor Risiken nutzen.

  3. Ungerechtigkeit sorgt recht regelmäßig für Widerstand und lässt unter Umständen sogar Mitleid mit Menschen entstehen, die uns total unsympathisch, wenn sie nur in einem ausreichenden Maße drangsaliert werden. Deshalb kann Reaktanz immer auch ein Gerechtigkeitssensor sein.

  4. Und last but not least reagieren Menschen sehr häufig auch bei “Unfrieden” mit Widerstand, z.B. bei Streit oder Mobbing im Büro, bei Gewalt, unfairen Entscheidungen oder rassistischen Äußerung in der Bahn. Hierbei führt Reaktanz manchmal sogar dazu, dass Menschen zu Helden werden und sich einmischen. Das heißt also, unser intuitiver Widerstand kann für Harmonie und Fairness sorgen! Gar nicht so schlecht, oder?!

Denn am Ende gibt es immer mehr als eine Perspektive

So stellt sich gegen Ende meines Blogs natürlich auch dieses Mal die Frage, wie mir das Wissen um diese Reaktanz im Alltag weiterhelfen kann. Klar, im Umgang mit anderen erwarte ich als mögliche Reaktion ab jetzt Reaktanz, weil sie zum normalen menschlichen Verhalten gehört. Vielleicht schaffe ich es sogar, etwas achtsamer mit meinen Mitmenschen umzugehen, um ihren möglichen intuitiven Widerstand nicht zusätzlich noch zu befeuern. Das ist für gewöhnlich sogar der Schritt, der mir eher leichtfällt. Der wirkliche Brocken ist die Frage, wie ich zukünftig mit mir selbst umgehen möchte. Allein das Wissen um den Ursprung dieser Situationen, in der sich alle meine zauberhaften Regenbogenfarben wieder zu diesem widerlichen Kackbraun vermischen, sorgt ja nicht dafür, dass diese Situationen zukünftig ausbleiben. Gefühlt ist es ja nun sogar so, dass ich wissenschaftlich verbrieft weiß, dass sie gar nicht ausbleiben können. Unter Umständen ist es ja möglich, dass mein Problem in der Bewertung dieser Situationen liegt. Ich müsste also um bewerten… So einfach, so schwer! Ich denke, ich fange damit an, es nicht mehr Kackbraun, sondern Cognac zu nennen. Cognac ist eine wunderschöne Farbe. Ich habe eine tolle Handtasche und zauberhafte Stiefel in Cognac. Denn so wie Kackbraun und Cognac in ihrem Kern das Gleiche sind, ist auch Reaktanz im Kern gleichzeitig hilfreich und hinderlich. Ich stelle mir vor, ich könnte auch hier entscheiden, wofür ich meinen inneren Widerstand nutze: als automatischer Verhaltenstrigger oder als wunderbares Alarmsystem, das mir die Evolution mitgegeben hat, um erfolgreich zu sein. Ab diesem Punkt muss ich eigentlich nur das umsetzen, was ich vor Jahren als junge Stewardess in der Schulung zu Bränden auf der Bordtoilette gelernt habe: schlägt der Rauchmelder in einer Toilette Alarm wird nicht blind der Feuerlöscher draufgehalten. Nein, um erfolgreich agieren zu können, wird zunächst die Echtheit der Warnung überprüft!

Und so führt uns auch das Thema Reaktanz unweigerlich zu meinen Coach-Thema Nummer eins: bewusste Selbstführung. In einer dynamischen und komplexen Welt ist das der wichtigste Leuchtturm des Erfolges. Es geht darum, den Überblick zu behalten und bewusst zu reagieren. -Ebenso, wie damals als Stewardess. Nicht auszudenken, sie hätte alle verfügbaren Feuerlöscher für eine falsche Rauchwarnung genutzt, weil der Alarm sie in Aufruhr versetzt hätte, und dann hätte es ein echtes Feuer gegeben und die Ressourcen zum Löschen wären aufgebraucht gewesen.

Hätte, wäre, wenn… Vielleicht ist mein Wunsch ja auch gar nicht ewige Erleuchtung am Ende des Regenbogens. Vielleicht möchte ich einfach nur bewusst entscheiden können, wann ich in den Widerstand gehe, denn das System “aus-Prinzip-dagegen” ist auch ganz schön anstrengend. Aber mal ehrlich, wenn ich es mit echter Ungerechtigkeit, greifbarer Gefahr, Rassismus, Gewalt oder einer tatsächlichen und unangemessenen Einschränkung meiner persönlichen Freiheit (und nein, eine Geschwindigkeitsbegrenzung ist in den wenigsten Fällen wirklich unangemessen) zu tun habe, möchte ich in meine cognac-farbene Kampfuniform springen und mit aller Kraft und aller Energie in den Widerstand gehen, um das Regenbogenland zu schützen…

In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Wochenende. Vielleicht habt ihr ja auch das ein oder andere Thema, von dem ihr sagt, dass sich bewusster Widerstand an dieser Stelle lohnt und vielleicht habt ihr auch Themen, die euch immer wieder auf die Palme bringen, ohne dass ihr ganz bewusst versteht warum. Wenn ihr Lust habt, schließt euch mir an und versucht diese Themen loszulassen, um eure Reaktanz zukünftig besser und bewusster für euch nutzen zu können.

Eure Constance

Erleuchtung am Ende des Regenbogens

… Und das Menschsein, das Erleuchtung höchstens zu einem vorübergehenden Phänomen macht!