Stephen Coveys Opfer-Gestalter-Modell und unser Klopapier-Dilemma

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Dass Krisen immer auch Chancen mit sich bringen, haben wir alle in den letzten Tagen mehr als einmal gehört oder gelesen. Natürlich ist das auch richtig und selbstverständlich die einzig vernünftige Betrachtungsweise dieser, für mich immer noch, unwirklichen Situation. Jedoch muss ich mich an dieser Stelle mal outen und zugeben, dass es in den letzten sieben Tagen mehr als einen Moment gegeben hat, in dem ich mir einigermaßen schwer damit getan habe, das auch zu fühlen. Sehr viel hat sich nach allem anderen, nur nicht nach Chance angefühlt. Alles lief so gut an und nach kurzer Zeit des Aufbruchs fällt meine noch junge Selbstständigkeit in einen Dornröschenschlaf, von jetzt auf gleich und ohne Vorwarnung! Das einzige, das größte Problem weit und breit scheint die Beschaffung von Klopapier zu sein. Gut, Masslow könnte das sicher mit Hilfe einer Pyramide erklären. Siegmund Freud hätte bestimmt auch eine spannende Idee dazu. Wie dem auch sein, wir haben jetzt ausreichend Klopapier für etwa zwei Wochen zuhause, also eine große Packung. Was Menschen mit Kofferräumen voll Klopapier tun, ist mir ein Rätsel.

So habe ich mich jetzt also im meinem Social-Distancing eingerichtet. Die ersten beiden Tage waren wie Wochenende. Danach wurde ich unruhig. Ich kann doch nicht nichts tun. Meiner Yoga-Lehrerin ging es offensichtlich ähnlich. Innerhalb kürzester Zeit hat sie ein komplettes Onlinekonzept auf die Füße gestellt, für das ganze Yogastudio. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das ohne Corona so gemacht oder geschafft hätte. Also doch ‘ne Chance, diese Krise und ich habe die ersten beiden Ankerpunkte in meinem neuen Tagesablauf gefunden. Namaste!

Zwischen Yoga und Yoga war aber noch viel Zeit übrig. Ich dachte mir, ich betreibe zum Einstieg mal Kontakt- und Kundenpflege. Nach einem Tag hatte dann auch schon jeder eine nette Mail mit lieben Grüßen. Während ich so vor mich hingeschrieben habe, fing ich auch ganz unwillkürlich an, darüber nachzudenken, was ich mir selbst in dieser Situation schreiben würde, welche aufmunternden Worte ich für mich selbst übrig hätte. Da waren sie auf einmal wieder, die Chancen, gepaart mit diesem wertvollen Geschenk von Zeit. Seit diesem Moment steht der Kopf nicht mehr still. Ich erarbeite großartige Konzepte zum Aufarbeiten dieser Krise für Krankenhäuser und Unternehmen jeder Größe. Die werde ich gut brauchen können, wenn es wieder los geht. Außerdem habe ich endlich mal meine Homepage überarbeitet und gepflegt und als ich dabei war, ist mir eingefallen, dass ich mir vor einem Jahr, als ich die Homepage online gestellt habe, fest vorgenommen habe, irgendwann auch zu bloggen. Das hat mich unweigerlich zu der Frage gebracht, was mich bislang davon abgehalten hat, das, was ich mir vorgenommen habe, auch in die Tat umzusetzen. Ehrlich gesagt war es nicht die Zeit, sondern meine Angst, mit der Technik nicht klar zu kommen. Soziale Medien und alles was dazu gehört, ist weniger meine Welt, ergo habe ich die Finger davon gelassen.

Corona hat die Karten neu gemischt. Ähnlich wie es meiner Yoga-Lehrerin nicht anders möglich war, neue Wege zu gehen, um die Auswirkungen dieser Krise zu minimieren, muss auch ich neue Wege erkunden, um meine Idee des Human Factors Training und Consulting zu promoten, auf mich aufmerksam zu machen, in Erinnerung zu bleiben und vielleicht auch den ein oder anderen geschäftlichen Kontakt zu knüpfen. Jetzt sitze ich also hier, im Arbeitszimmer, draußen scheint die Sonne und eigentlich fühlt sich alles ganz gut an. Auf jeden Fall bin ich grade verdammt stolz auf mich. Und diese Gefühl habe ich der Krise zu verdanken, weil ich mir diese gedankliche e-Mail geschrieben und mir erzählt habe, dass ich, obwohl ja das ganz Leben still zu stehen scheint, ganz viele Möglichkeiten habe, mein Leben, meine Zukunft und auch die von Impuls selbst in die Hand zu nehmen. Diese gedankliche e-Mail hat mich auch zum Thema meines ersten Blogs geführt: Ich möchte ein wenig über das Opfer-Gestalter-Modell des US-amerikanischen Bestsellerautors und Hochschullehrers Stephen Covey schreiben.

Dem Modell folgend teilt sich unser Leben, beruflich wie privat, in den Einfluss- und den Betroffenheitsbereich auf. Im Betroffenheitsbereich finden wir alle Aspekte unseres Lebens, die wir nicht ändern können (Wetter, DAX-Kurse, Pandemien). Im Einflussbereich finden wir alles das, was wir selbst und eigenständig tun und entscheiden können. Nun neigen Menschen oftmals dazu, ihren Betroffenheitsbereich zu überschätzen und den Einflussbereich zu unterschätzen. Man macht sich zum Opfer äußerer Umstände. Wegen Corona ruht mein Business und ich kann nichts tun! Stimmt, ich kann nichts gegen Corona tun! Aber ich kann trotzdem einiges für mein Business, oder auch mich selbst, meine Beziehung, Freundschaften tun. Hey, ich sitze hier und blogge! Großartig!

Sowohl beruflich wie privat macht es durchaus immer mal wieder Sinn, beide Bereiche für sich klar zu definieren und abzugrenzen, vielleicht sogar schriftlich. So bleibt man in sinnvoller Aktivität und fängt nicht aus wildem Aktionismus heraus an, Klopapier zu horten, weil unsere sich unter Druck fühlende Seele glaubt, dass genau das eben das letzte ist, was wir noch tun können, um uns auf die Apokalypse vorzubereiten.

In diesem Sinne, findet Eure Chancen, bleibt gesund und gestaltet Eure Tage und wenn Ihr Lust habt, würde ich mich über einen Kommentar freuen! Ist ja immerhin mein erster Versuch…

Constance